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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Freiheit erhobenen Hauptes eine Arbeit nicht akzeptieren zu müssen. Die Gartenkunst ist aus<br />

diesem Verständnis eine überholte Kunst, was sie aber nicht zu beeindrucken braucht.<br />

Lange Zeit wurde von den Künstlern das „reine“ Kunstwerk angestrebt. Allein das Objekt<br />

sollte auf den Betrachter wirken. Abgelehnt wurde jede persönliche Handschrift des Künstlers<br />

oder ein darzustellender Inhalt. Es wurden von den Minimalisten alle individuellen,<br />

emotionalen und handwerklichen Spuren getilgt. Auch das kann die Gartenkunst nicht bieten,<br />

denn hinter ihren zu schaffenden Paradieswelten stehen immer Emotionswelten. Hinter jedem<br />

Gartenkunstwerk steht eine bestimmte intuitive Erfassung der Welt. Seine Ausstrahlung<br />

kommt aus seiner Mitte. Es ist diese Energie, die dann mit ihrem Betrachter korrespondiert.<br />

Viele Kunstwerke verlangen zum Verständnis geistige und ästhetische Vorleistungen, die in<br />

der Regel nicht gegeben sind. Ihre Darstellung als Kommunikationsangebot ist deshalb<br />

weitgehend nur theoretischer Natur. Auch erfordert jede Kunstdisziplin ihre eigenen<br />

Beschreibungs- und Bewertungskriterien. Dabei sind ihre Strukturen, Vorgehensweisen und<br />

Absichten oft so komplex, dass zu ihrem Verständnis verschiedene Annäherungsweisen<br />

notwendig sind.<br />

Heute ist ein Kunstwerk oft wegen seines (manipulierten) Preises bedeutsam. Diese<br />

Entwicklung begann in den 60iger Jahren mit der Pop-Art. Nachdem sich in den 70iger Jahren<br />

auch der bisherige Werkbegriff aufgelöst hatte, kann inzwischen alles zur Kunst erklärt<br />

werden, was auf dem Kunstmarkt zum Verkauf angeboten wird. Statt Produkte stehen heute<br />

bevorzugt Prozesse im Mittelpunkt der künstlerischen Aufmerksamkeit.<br />

Als Kunst wurden in den letzten Jahren u.a. angesehen:<br />

- öffentliches Onanieren (Galerie, New York),<br />

- Masturbieren vor einem Publikum (Museum, Wien),<br />

- der in Bronze gegossene Stuhlgang des Babys zweier Hollywoodgrößen,<br />

- die Zerstäubung des Wassers von Leichenwaschungen auf die Besucher,<br />

- das Nichtöffnen eines Museums für die wartenden Besucher (Amsterdam).<br />

Man könnte leicht ein ganzes <strong>Buch</strong>, bzw. ein ganzes Museum mit solchen „Arbeiten“ füllen.<br />

Alles das kann die Gartenkunst nicht leisten. Beim Betrachten ihrer neuen Werke kann sich<br />

der Betrachter nur (nachvollziehbar) orientieren an ihren<br />

- inhaltlichen, formalen und materiellen Bezügen,<br />

- ihrer Originalität,<br />

- ihrer Innovation (heute in der Kunst das wichtigste Merkmal; in der<br />

Gartenkunst mit ihren archaischen Bezügen oft nur schwer zu erreichen).<br />

5. Versuch einer Annäherung: Der Inhalt der Kunst<br />

Ursprünglich ist das deutsche Wort „Kunst“ aus dem Althochdeutschen abgeleitet worden<br />

(„kunst“ = dasjenige, was man kann) und hatte den gleichen Wortstamm wie das Verb<br />

„können“. Gemeint war damit nur die Beherrschung einer Fertigkeit (heute z.B. so noch im<br />

Begriff „Kochkunst“ verstanden). Andererseits wurde das Wort in der mittelalterlichen<br />

Gelehrtensprache inhaltlich mit dem lateinischen „Ars“ in Verbindung gebracht und meinte<br />

darunter die „Schönen Künste“. Aus dieser zweifachen Bedeutung entwickelte sich die<br />

Vielzahl seiner heutigen Bezüge:<br />

- im Sinne der „Schönen Künste“ (heute die häufigste Verwendung.<br />

Winckelmann und Herder sprachen ihnen die Aufgabe der Erbauung zu.<br />

Früher verstand man darunter alle Künste, heute zunehmend nur noch die<br />

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