25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Problem in den Wissenschaften ist, dass die Antworten auf Grund der vorgelagerten<br />

Theorien und Hypothesen stark eingeengt sind, in der Kunst, dass die Antworten stark den<br />

naturwissenschaftlichen Methoden folgen, weil diese heute weitgehend unser Denken<br />

bestimmen. Der Ablauf ist dann:<br />

- die Erhebung von Daten (Informationen),<br />

- ihre Befragung und Analyse,<br />

- Schlussfolgerung, Ergebnisfeststellung.<br />

Das Problem dabei ist, dass individuelle künstlerische Aussagen, die aus dem<br />

Wahrnehmungsbereich unserer Gesellschaft kommen, viel zu komplex sind, um allein auf<br />

diese Weise erfasst werden zu können. Für die Gartenkunst bedeutete dies seit dem<br />

vergangenen Jahrhundert ihre schleichende Reduzierung zur Garten- und dann zur<br />

Landschaftsgestaltung.<br />

Bei einem Experiment (Versuch) verändert der Gestalter die bisher üblichen<br />

Gestaltungselemente, bzw. deren Anordnung zu einer eigenständigen, neuen Aussage.<br />

Gegenüber den Anordnungen in einem Labor haben wir es in den Außenräumen allerdings in<br />

der Regel mit Feldexperimenten zu tun, deren Störvariablen kaum vollständig erfassbar sind<br />

und damit immer eine Erklärung für ihr Nichtgelingen liefern. Viele der dortigen Versuche<br />

sind nur zeitabhängig ideologisch und wie man sie auch anlegt, wird man sie immer positiv<br />

begründen können (vergleichbar dem Ptolomäischen Weltbild, dass auch jahrhundertelang zu<br />

richtigen, berechenbaren Ergebnissen und Sternenkonstellationen führte. In der Gartenkunst<br />

im vergangenen Jahrhundert z.B. besonders deutlich bei den Aussagen zur Entwässerung,<br />

bzw. in der Gegenwart zur Denaturierung der begradigten Flussläufe, Gewässer und Moore;<br />

eine Umkehrung der jeweiligen Argumentation).<br />

Die Beurteilung jedes Versuches ist abhängig von dessen Beobachtern, in der Gartenkunst<br />

z.B. ob die benutzten Elemente oder deren Anordnung ihnen gefallen. Eine besondere<br />

Beachtung finden in der Regel neue Pflanzenzusammenstellungen - meistens nicht wegen<br />

ihrer inhaltlichen, sondern allein wegen ihrer ästhetischen Aussage. Wird ein Experiment<br />

angenommen, kann es von seinen Beobachtern als Mode, oder tiefer greifend, als Teil einer<br />

neuen Kultur übernommen werden. Die großen Gartenausstellungen in England (z.B. Chelsea<br />

Flower Show, die ein gesellschaftliches Ereignis darstellt) und Frankreich (z.B. die<br />

Gartenausstellung im Schlosspark von Chaumont-sur-Loire, in dem jährlich 25<br />

Gartenschaffende auf 3 ha ihre Vorstellungen zeigen) haben eine solche anregende<br />

Bedeutung.<br />

In den Naturwissenschaften ist für die Akzeptanz eines Versuchs seine Wissenschaftlichkeit<br />

und Messbarkeit entscheidend. Dabei handelt es sich dort allein um quantifizierbare Größen.<br />

Die Kunst hat einerseits mit ihnen ihre Hinwendung zum Neuen gemein und zum anderen den<br />

Wunsch, deren neueste Erkenntnisse aufzugreifen, bzw. sie aus ihrer Sicht als Ausdruck des<br />

gesellschaftlichen Daseins zu interpretieren. Dabei stößt sie häufig auf die Ablehnung der<br />

Bevölkerung. Das kann an der mangelnden Bildung und Erneuerungsbereitschaft der<br />

Betrachter liegen, das kann aber auch an Fehlentwicklungen im Kunstbetrieb liegen. Man<br />

kann den Kunstbegriff aber nicht erweitern, ohne seine Überprüfbarkeit zuzulassen. Zurzeit<br />

wird allein dem Betrachter sein Unverständnis angelastet und die Kunstseite aus Ermangelung<br />

an einem Kriterienkonsens auf ihre Kunstrealität nicht hinterfragt. (so hat auch der Autor<br />

Schwierigkeiten, eine Notdurftentleerung auf einem Teller als ein Kunstwerk zu akzeptieren.<br />

Sie lässt sich bestenfalls als eine Protesthandlung vertreten. Gesehen in Bielefeld 2009,<br />

Ausstellung „1968. Die Große Unschuld“).<br />

Stichworte:<br />

352

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!