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oder inneren Besitzzwängen (diese Pflanze muss ich unbedingt haben!). In ihnen stehen der<br />

Bewegungsausgleich oder Sportersatz an hinterer Stelle. Über ihre Pflanzensammlungen<br />

suchen ihre Besitzer oft nach persönlicher Anerkennung, bzw. verdrängen damit ihre<br />

persönlichen und sozialen Probleme.<br />

In größeren Anlagen finden wir häufig Sondergärten, die dann als Unterabteilungen ein<br />

Eigenleben führen. Sie dürfen nicht zu groß werden, um sich aus ihrer Nebenrolle nicht<br />

hervordrängen zu können. Oft sind es Rosen-, Stauden-, Kräuter- oder Wassergärten. Man<br />

sieht gelegentlich aber auch Heide-, Steingarten- und Schnittblumenpartien. Oft ist es schwer,<br />

zwischen den einzelnen Bereichen „saubere“ Übergänge zu schaffen, bzw. diese in einen<br />

passenden Rhythmus einzubinden.<br />

Bewußtseinsmäßig stellt ein Garten für viele Menschen keine Lebensnotwendigkeit dar. Er<br />

wird dann nur als ein Wunsch aus einer naturbezogenen Geisteshaltung heraus empfunden.<br />

Anders ist es dagegen von der biologischen Programmierung eines Menschen her, seinen<br />

Wahrnehmungs- und Bewegungsbedürfnissen auf die hin er sich in seiner Evolution<br />

entwickelt hat. Der besondere Wert eines Gartens liegt dabei bei der Entwicklung eines<br />

Kindes (im Kleinkindalter immer nur in Begleitung einer Aufsicht).<br />

Selbst der einfachste Garten kann von einem harmonischen Gesamtkonzept getragen werden<br />

und als solcher zeitlos schön sein. Im Laufe der Zeit kann er zu einer Form heranreifen, so<br />

dass er wie selbstverständlich wirkt und dass man bei jedem Detail denkt, dass es nur so und<br />

nicht anders sein darf. Ein solcher „einfacher“ Garten ist nicht leicht zu entwerfen. In der<br />

Regel ist er das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses.<br />

Kinder brauchen Naturerfahrungsräume, naturnahe Spielräume. Nur sie erlauben eine<br />

eigenständige Naturbegegnung, einen Kontakt zu Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren. Dabei<br />

wird nicht nur ihre allgemeine Einstellung gegenüber der Natur mit beeinflusst, sondern was<br />

sehr viel wichtiger ist, die Entwicklung ihrer psychischen Gesundheit. Die Anlage von Gärten<br />

bedeutet gesundheitlich vorbeugende Maßnahmen. Über die Vielfalt der dortigen<br />

Wahrnehmungen und Reize beeinflussen Gärten die psychosomatische Gesundheit eines<br />

Menschen und darüber hinaus haben sie eine therapeutische und rehabilitierende Bedeutung<br />

für geschädigte Menschen. In einem Garten folgt die Übertragung einer unbewussten Welt in<br />

das reale innere Leben. Damit besitzt er eine psychische Bedeutung, die in manchen<br />

Bereichen nur mit der der Musik vergleichbar ist.<br />

Es ist schwer auf die verschiedenen psychischen Bedürfnisse verschiedener Menschen<br />

einzugehen. Eine Gruppe Landschaftsgärtner im deutschsprachigen Raum, die sich<br />

vorgenommen hat, anspruchsvolle Gärten anzulegen und sich „Gärtner von Eden“ nennt,<br />

unterscheidet deshalb in ihren Angeboten vier verschiedene Gartentypen: die Gärten für<br />

Ästheten, Designfreunde, Genießer und Naturmenschen. Sie umfassen damit das<br />

Gestaltungsspektrum von extra- bis introvertierten, von üppig, klar bis reduziert bepflanzt.<br />

Zwar spricht die Individualität guter Gärten gegen eine solche willkürliche Typisierung.<br />

Einem Ästheten gefällt nicht nur ein klar strukturierter Garten. Für den Beginn einer<br />

möglichen Kommunikation scheint dieser Versuch aber einen guten Ansatz zu bieten.<br />

Politisch stellen Gärten einen sozialen Stabilisierungsfaktor dar. Das hatte bereits die<br />

katholische Kirche in ihren Sozialenzykliken gewusst, als sie dort eigenen Bodenbesitz,<br />

Gärten gegen die Verbreitung des Sozialismus empfahl. Zunächst sicherten die Nutzgärten<br />

einen gewissen Lebensstandard, und als eine gewisse Höhe erreicht war, kündigten diese dies<br />

durch ihre Umwandlung in Ziergärten an. Gärten waren seit frühester Zeit Statussymbole.<br />

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