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fassbare Dimension sei und immer subjektiv bliebe. Das Problem, das sich nach dieser Kritik<br />

ergab, bestand und besteht in dem Umstand, dass eine solche Sichtweise die Schönheit<br />

weitgehend aus dem Bereich der Kommunikation löst. Man setzte dann zwar an ihre Stelle<br />

das „Essentielle“. Dies schuf aber nur eine eigene „Wahrheit“, einen spezifischen<br />

perspektivischen Blick.<br />

Die Schönheit wird heute gerne nur noch als ein Oberflächenwert gesehen. Früher vertrat sie<br />

das „Vollkommene“ hinter dem natürlich Gegebenen, das der Künstler mit seiner Arbeit<br />

freilegte (Aristoteles). Mit ihrer Ablehnung durch die moderne Kunst, hat sie sich aus ihrer<br />

ureigenen Funktion im Menschen gelöst. Sie verlor ihre einst integrierende Kraft und blieb<br />

nur noch als „Hülle“ zurück. Man trennte den Inhalt von der Form, obwohl die Schönheit<br />

archaisch für alles Positive, alle Sehnsüchte des Menschen steht. Man verlagerte sie auf die<br />

Bewusstseinsebene des Scheins, so dass sie ihre frühere Funktion individueller Rückschlüsse<br />

auf das Sein verlor. Es lässt sich mit ihrer Hilfe nicht mehr das Unsichtbare hinter dem<br />

Sichtbaren erahnen. Große Teile der modernen Kunst wurden dadurch weitgehend<br />

unbestimmbar, austauschbar, kaum noch mitteilbar und damit eigentlich verzichtbar.<br />

3. Die moderne Hirnforschung<br />

Schon Kant wusste, dass unsere Umweltbezüge nur zum Teil die Ergebnisse unserer<br />

persönlichen Erfahrungen sind. Und seit Haeckel wissen wir, dass jeder von uns ein<br />

apriorisches Wissen besitzt, dass sich allmählich phylogenetisch durch Anpassung und<br />

Vererbung im Menschen entwickelt hat. Bereits bei unserer Wahrnehmung sprechen wir den<br />

Objekten Eigenschaften zu, auf die zu sehen wir zuvor genetisch oder kulturell programmiert<br />

worden sind. Dazu gehört auch unser Schönheitsempfinden.<br />

Der Mensch ist in erster Linie ein emotionales Wesen. Nicht unser Denken bestimmt unser<br />

Bewusstsein, sondern dass Fühlen. Während unsere Sinne in der Sekunde etwa 11 Millionen<br />

Bits (digitale Maßeinheit) verarbeiten, kann unser Verstand in der gleichen Zeit nur 50<br />

verwerten. Unsere existentielle Grundorientierung wird von unseren Gefühlen bestimmt. Sie<br />

bringen das Gehirn in eine Grundstimmung, - eine Grundschaltung bestimmter<br />

Neuronenkombinationen, die dann unsere Gedanken lenken. Je nach Gefühl sehen wir die<br />

Welt immer anders, - immer in einem anderen „Licht“. Damit werden sie auch zum Motor<br />

unseres schöpferischen, künstlerischen Denkens.<br />

Die Schwäche des Verstandes liegt in seiner beschränkten Reaktionsfähigkeit. Unser Auge<br />

kann pro Sekunde mehr als 10 Millionen Bits empfangen, unsere Haut etwa 1 Mio., die Ohren<br />

und der Geruchssinn jeweils etwa 100.000 und der Geschmackssinn etwa 100 Bits, von denen<br />

dann allerdings nur wenige unser Bewusstsein erreichen. Eine Folge dieser Tatsache ist, dass<br />

die meisten unserer Entscheidungen im Unterbewussten (im „Bauch“) gefällt werden. Sie<br />

werden blitzschnell entschieden und entziehen sich dabei letztlich unserer Kontrolle.<br />

Da unser Verstand weitgehend an die Sprache gebunden ist, kann er nur bestimmte<br />

Informationen verarbeiten. Nonverbale werden von ihm kaum berücksichtigt. Das bedeutet,<br />

dass er für die Bewertung komplexer Informationsinhalte relativ ungeeignet ist. Dies gilt<br />

damit auch für Kunstwerke. Die Gartenkunst wurde z.B. manchmal aus der Welt der Künste<br />

ausgeschlossen, weil sie unter den Künsten durch ihre Integration von lebenden Elementen<br />

und ihrem archaischen Bezug zur menschlichen Gefühlswelt die komplexeste ist und damit<br />

die Ordnungssysteme mancher Philosophen überforderte.<br />

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