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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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dieser Gärten als Ausdruck zeitlicher Lebensformen, Kulturleistungen unterliegt deshalb<br />

anderen Gesetzmäßigkeiten als der Erhalt von Kunstwerken anderer Disziplinen. Die<br />

Gartenkunst benötigt einen eigenen Wertekanon. Er kann nicht einfach von anderen<br />

kulturnahen Disziplinen übernommen werden. Der Umstand, dass Gartenhistoriker keine<br />

Kunsthistoriker sind, erzwingt nicht die Notwendigkeit, im Wunsch von diesen anerkannt zu<br />

werden, deren zurzeit mehrheitlich getragenen Normen zu übernehmen. Sie müssen für ihren<br />

Bereich ihre eigenen Orientierungsinhalte aufstellen.<br />

Diese Arbeit ist nicht darauf angelegt, in einem Zug gelesen zu werden. Sie ist letztlich nur<br />

eine offene, lose Gedankensammlung, in der sich der Leser mit Hilfe eines Inhalts- und<br />

Stichwortverzeichnisses interessenmäßig orientieren kann. Vielleicht empfindet man, dass<br />

manche Bereiche zu breit ausgeführt wurden. Das mag für den Außenstehenden in<br />

Einzelfällen stimmen. Doch bestehen viele Probleme der Gartenkunst meiner Meinung nach<br />

heute nur deshalb, weil man oft zu wenig über ihre Abhängigkeiten und Verbindungen zu<br />

anderen Problembereichen weiß. Unbefriedigend ist vielleicht auch, dass die Arbeit nur<br />

begrenzt einem klaren Ordnungssystem folgt. Sie besteht zu einem großen Teil aus<br />

Umschreibungen und immer wieder neu angesprochenen Wiederholungen. Hintergrund dafür<br />

ist, dass es für die angesprochenen Sachverhalte oft keine wünschenswert eindeutigen<br />

Antworten gibt, bzw. sie in einem so kurzen Übersichtsrahmen nur facettenhaft dargestellt<br />

werden können. Dieses (Internet-) <strong>Buch</strong> will eine Grundlage für verschiedene Ansätze sein.<br />

Der Autor hofft, dass eines Tages kreative Menschen einen neuen kreativen Weg für sich<br />

daraus ableiten können.<br />

Neben der Wohnung ist der Garten in unserer Gesellschaft vielleicht zum letzten Refugium<br />

des Privaten geworden. Aber anders als erstere kann er kein schnelles Ergebnis bieten. Seine<br />

Komposition, Ausformung lässt uns Zeit. Dabei ist der Garten für viele Menschen der einzige<br />

Bereich, der sie noch mit der Natur verbindet. Darin liegt zunächst sein grundsätzlicher Wert.<br />

In unserem zivilisationsgeprägtem Leben ist er oft noch die einzige Institution, die uns mit der<br />

Welt verbindet, aus der wir phylogenetisch gekommen und auf die hin wir biologisch<br />

ausgerichtet sind. Sie ist der Haupthintergrund unseres Stoffwechsels, unserer Gesundheit und<br />

unseres Wohlbefindens. In unsere Kultur eingebracht, kann der Garten zu einem Ausdruck<br />

großer Kunst werden.<br />

Bisherige Gartengeschichten orientieren sich in der Regel nur an den “Großgärten” der<br />

historisch Mächtigen und enden folgerichtig vor dem ersten Weltkrieg. Damit wird aber die<br />

Geschichte unserer heutigen Hausgärten völlig außer acht gelassen. Ihre Geschichte beginnt<br />

eigentlich erst mit dem Biedermeiergarten. Die bisherige Geschichte der Großgärten führt<br />

dazu, dass die Geschichte der Gartenkunst mit dem Ende des Landschaftsgartens endete und<br />

ihre Fortsetzung immer nur unbefriedigend beschrieben wurde. In diesem Rahmen galt ein<br />

“gemischter Stil” immer als ein Anfangs- und Endstil einer Gartenepoche. Heute ist er zu<br />

unserem Hauptstil geworden, mit einer zunehmenden Tendenz zum Naturnahen, d.h. zur<br />

Welt, die wir emotional glauben verloren zu haben.<br />

Die Gartenkunst stand immer im Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur:<br />

- Während sie in ihrer formalen Phase zunehmend zur Kultur neigte, indem<br />

sie deren architektonische Ausdrucksweisen als ein Spiegelbild der<br />

göttlichen Ordnung ansah und zum Schluss in absolutistischer Erstarrung<br />

endete,<br />

- betonte sie in ihrer landschaftlichen Phase zunächst die göttliche<br />

Vollkommenheit des Naturschönen, um am Ende zu erkennen, dass diese zu<br />

groß ist, um gestalterisch in eine Kultur übertragen werden zu können. (Mit<br />

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