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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Sinne wecken. Er sei eine „Gegenwelt zu einer immer weiter technisierten, fremdbestimmten<br />

Gesellschaft“. Das Hauptmerkmal eines Gartenarchitekten sollte nach Kienast die<br />

Verantwortung sein, die dieser einem Projekt gegenüber habe (im Sinne seines<br />

Auftraggebers). Als moderne Gartengestalterin sieht sich dagegen Martha Schwarz eindeutig<br />

als Künstlerin. Dasselbe galt auch für Cramer, C. Th. Sörensen, Burle Marx oder Isamu<br />

Noguchi.<br />

Das Problem der heutigen Kunst ist, dass sie die Form selber zum Inhalt erklärt hat und der<br />

Inhalt glaubt, auf eine Form verzichten zu können. Damit stellt sie zwar Fragen, gibt aber nur<br />

noch subjektive, letztlich nicht kommunikationsfähige Antworten. Und die Gartenkunst kann<br />

ihr in diesem Punkt nicht folgen, weil sie ihre Aussagen immer nur über ihr Material und<br />

damit über die Form machen kann.<br />

Wir gestalten unsere Welt bei deren Wahrnehmung. Die Beschaffenheit unseres Gehirns<br />

schafft dann unsere Wirklichkeit. D.h. für den Kunstbereich, dass deren Existenzbereich<br />

zunächst an unsere Wahrnehmung gebunden ist und die gesehenen Bilder in unserem Kopf an<br />

die Beschaffenheit unseres Gehirns. Die Wahrnehmung von Reizen erfolgt über einen<br />

Filterprozess, der stark von deren Bedeutsamkeit für uns und ihrer Häufigkeit beeinflusst<br />

wird. Der Sinn für Ästhetik als Vorliebe für bestimmte Ordnungsmuster ist im Menschen tief<br />

angelegt und erlaubt den Sinnen, die Reize über ein Ordnungssystem leichter zu bewerten.<br />

Wahrscheinlich sind manche Verknüpfungen dabei bereits genetisch vorgegeben, wie z.B. die<br />

Bewertung mancher Farben.<br />

Die Kunst erlaubt über ihre Beschränkung (z.B. der Materialien) ein reduziertes<br />

Wirklichkeitsangebot. Sie entlastet die Sinne durch ihre Verbindung von Inhalten mit<br />

Strukturen (was die moderne Kunst teilweise aufgibt), und unser Gehirn reduziert die<br />

empfangenen Reize dann zusätzlich auf deren Bedeutung für uns.<br />

Biologisch gesehen sind bei allen Menschen die Wahrnehmungsstrukturen ähnlich, ähnlich<br />

auch deren Motivbesitz, ihre Kenntlichmachung und ihre Abgrenzung. Sie sind genetisch<br />

festgelegt. Dabei hat jeder einen angeborenen Sinn für das Ästhetische, das Schöne. Zu seinen<br />

Programmierungen gehören u.a. der geschlechtsspezifische Bezug zum Körper und dessen<br />

Reaktion auf besondere Merkmale. Die biologische Funktion der Kunst ist dabei eine Hilfe<br />

bei der Selbstdarstellung. Schon die Schimpansen schmücken sich zur Steigerung ihres<br />

Ansehens.<br />

Die Schönheit wirkt auf das innermenschliche Belohnungssystem wie eine Droge. Wenn es<br />

die Wirkung der Kunst ist, dass sich niemand in ihrem Umfeld aufhalten will, dann hat sie<br />

ihre Funktion verfehlt. Ihr Hauptzweck ist die Kommunikation über die Sinne. Jeder Künstler<br />

will kommunizieren und muss deshalb die Wahrnehmungsmöglichkeiten seines Gegenübers<br />

berücksichtigen. Eine Kunstidee, die außerhalb des privaten Bereichs nicht verstanden wird,<br />

verliert innerhalb einer Kulturgemeinschaft als kommunikatives System ihre Sprachfähigkeit<br />

und damit ihre Bedeutung. Die Scheidung von Kunst und Schönheit hat zu einer<br />

Fehlentwicklung geführt. Nur wenn die Kunst von den genetisch im Menschen angelegten<br />

Leitbildern ausgeht, kann sie zu einer Weltsprache werden. Der Entwicklungsstand unserer<br />

Kultur ist daran erkennbar „wie stark sie sich einem Individuum zuwendet“ (nach I. Eibl-<br />

Eibesfeld).<br />

Die Kunst zerfällt heute in ein ästhetisches Sektierertum. Ihre Chiffren, Codes, ihre Sprache<br />

sind nur noch einem kleinen Kreis Eingeweihter vertraut. Damit verliert sie aber ihre zuvor<br />

bestehende Allgemeingültigkeit. Ein Kunstwerk soll aber ein Bild dieser Welt sein. Wir<br />

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