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Kapitel 2: Die biologischen Vorgaben der Kunst<br />

Während man heute im Kunstbetrieb alles zur Kunst erklären kann, wenn man ihm einen<br />

entsprechenden Rahmen schafft, gibt es zunehmend den Versuch, diesen Zustand zu beenden.<br />

Man hofft dadurch, ihr neben ihrer heutigen Event-Bedeutung auch wieder einen inhaltlichen<br />

Orientierungswert zurückgeben zu können. Die Ansatzpunkte dafür sind einmal die<br />

kunstbezogenen biologischen Vorgaben des Menschen und zum anderen die Kompensation<br />

seiner phylogenetischen Schäden durch unsere Zivilisation. Sie sagen relativ klar, was zum<br />

Kunstbereich gezählt werden kann und was hier in unserem Verständnis nicht hergehört. Für<br />

die kunstbezogenen biologischen Vorgaben gibt es zurzeit drei Forschungsansätze:<br />

- den phylogenetischen (u.a. die phylogenetische Bedeutung der<br />

Schönheitsorientierung im Menschen),<br />

- den ethnologischen (die Gemeinsamkeiten im Kulturenvergleich, besonders die<br />

der Naturvölker),<br />

- den neurologischen (die Gesetzmäßigkeiten in unserem Gehirn. Wenn die Kunst<br />

eine Form der Kommunikation sein soll, dann führt deren<br />

Missachtung langfristig zu einer Fehlentwicklung).<br />

1. Die phylogenetischen Schönheitsorientierungen im Menschen<br />

Ob wir es wollen oder nicht, scheint der Bezug zur Ästhetik im Menschen tief angelegt zu<br />

sein. Über die Schönheit versuchen wir die Aufmerksamkeit eines Gegenübers, bzw. unserer<br />

Umwelt zu erringen. Sie ist immer auf eine Wahrnehmung hin angelegt. Bereits Darwin hatte<br />

in ihr den Ausdruck einer evolutionsbiologischen, sexuellen Strategie gesehen. Überall in der<br />

Natur können wir sie in diesem Zusammenhang beobachten. Über die Schönheit der Farben<br />

(als Zeichen von Gesundheit), der Eleganz beim Imponiergehabe und dem Zurschaustellen<br />

der Kraft wird versucht, einen möglichen Partner zu beeindrucken und damit die<br />

Voraussetzungen für eine Nachkommenschaft zu steigern. Seit Urzeiten ist deshalb die<br />

Schönheit der zentrale sexuelle Orientierungsinhalt zwischen den Lebewesen und damit auch<br />

den Menschen. Als biologisches Selektionsmerkmal steht sie an erster Stelle. Auch die Kraft<br />

ist in diesem Zusammenhang nur einer ihrer Ausdrücke.<br />

Schon Kant sagte, dass bei unserer Freude am Schönen, alle unsere „Vermögen“<br />

zuammenwirken, unsere sinnlichen Wahrnehmungen, Gefühle, rationalen Folgerungen und<br />

die darauf folgenden Handlungskonsequenzen. Darwin entdeckte dann, dass bei fast allen<br />

sexuellen Lebewesen die Partnerwahl von ästhetischen Kriterien bestimmt wurde. Ihre<br />

Merkmale entsprachen jeweils dem Geschmack des anderen Geschlechts und beruhten auf der<br />

Verstärkung der sekundären Geschlechtsmerkmale. Ihre Funktion war die Reizverstärkung.<br />

Diese archaischen Vorgaben werden heute durch die Kosmetik, die Kleidung und zunehmend<br />

die Schönheitsoperation verstärkt, d.h. zielgerichtete Manipulationsformen, um die eigene<br />

Attraktivität zu steigern. Für Freud war dann später der Begriff des Schönen mit dem sexuell<br />

Reizenden verbunden und die Freude am Schönen „sublimierte“ Lust (die Umsetzung eines<br />

unbefriedigten Geschlechtstriebes in eine kulturelle Leistung). D.h., für Freud war die Kunst<br />

ein Ausdruck der Verdrängung des Sexuellen, seine Kompensation. Stendhal sah dagegen in<br />

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