25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

erlaubt immer neue Erfahrungen. Ein Garten ist in sich nie statisch. Er befindet sich als<br />

Objekt immer in einer Bewegung. Für Fou<strong>ca</strong>ult war er eine Heterotrophie, ein Ort mit<br />

mehreren Räumen, „die an sich unvereinbar sind“. Er war für ihn die „kleinste Parzelle“ und<br />

zugleich die „Totalität der Welt“, der Ort außer dem es keinen anderen gab und der zugleich<br />

alle andern in sich vereinigte. In der Vierteilung des persischen Gartens sah er die vier<br />

Weltteile und in dessen Mitte den Nabel der Welt. Für ihn war er das Urprinzip des<br />

Paradieses, der Sehnsuchtsort der unerfüllten Wünsche. Gärten sind zugleich Welten der<br />

Kompensation und der Träume.<br />

Der „locus amoenus“ (= idyllischer Ort) der griechischen Literatur war nach Robert Curtius<br />

als Ort gekennzeichnet durch<br />

- mindestens einen Baum,<br />

- eine Wiese,<br />

- eine Quelle und einen Bach.<br />

Seine Bereicherung erfuhr er durch:<br />

- Vogelsang,<br />

- Blumen,<br />

- einen Windhauch (letzteres wegen der Hitze in Südeuropa<br />

verständlich).<br />

Nach Ingo Thonhauser- Jursnik zeichneten ihn aus:<br />

- Abgeschlossenheit,<br />

- Ruhe,<br />

- betrachtende Tätigkeit,<br />

- Intimität,<br />

- Überschaubarkeit.<br />

Er kannte keine mühsamen und entfremdenden Tätigkeiten und befand sich häufig im<br />

Grenzbereich zwischen Stadt und Land. Er war in seiner persönlichen Erfahrbarkeit das<br />

Gegenüber zur städtischen Welt. Sein Hauptmerkmal war seine innere Harmonie. Als<br />

privilegierter Ort wurde er zu einer idealen Vorstellungswelt der langsam von der Natur sich<br />

entfernenden frühen Stadtmenschen.<br />

Ein Garten ist ein strukturelles Beziehungsgeflecht an einem bestimmten Ort. Garten und Ort<br />

verschränken sich dort zu einer untrennbaren Einheit. Dabei besitzt auch das Gelände bereits<br />

vier Verständnisebenen:<br />

- eine sichtbare (als Handlungsebene),<br />

- eine unsichtbare (die den Charakter des sichtbaren Ortes betrifft),<br />

- den Erinnerungsort (diese Ebene arbeitet die sichtbaren und unsichtbaren<br />

Merkmale verstärkend heraus),<br />

- die Fantasieorte (sie ordnen sich um die Handlungsorte).<br />

(die Kriterien stammen von Bettina Hüllen, die sie auf<br />

das englische Drama bezog).<br />

Für einen künstlerischen Garten bedeutet dies, dass einem bestimmten Ort eine geistige Ebene<br />

hinzugefügt wird.<br />

Da seit dem 20. Jh. unsere Naturvorstellungen nicht von der eigenen Erfahrung sondern<br />

vorwiegend medial bestimmt werden, spricht Brigitte Franzen auch von der „vierten Natur“.<br />

Sie sieht diese als eine dreifach überformtes Naturkonstrukt („zweite Natur“, „dritte Natur“<br />

und jetzt „vierte Natur“). Für sie sind keine formalen Vorgaben mehr bestimmend, sondern<br />

Modelle, die sie im Rahmen von Denk- und Handlungsabläufen repräsentieren. Dabei sieht<br />

Hannelore Paflik-Huber das „Modell“ als etwas Spezifisches für die moderne Kunst. Sie<br />

148

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!