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suchen die „große Kunst“ als Vorbild, als Orientierungsinhalt, doch bedeutet der heutige<br />

Verzicht auf Autorität auch zugleich den Verzicht auf diesen Vorbildcharakter.<br />

Die verschiedenen Kommunikationsformen in der Kunst besitzen eine unterschiedliche<br />

Sinnlichkeit. So besitzt die Bildsprache eine größere Sinnlichkeit als die Wortsprache und die<br />

Musik eine noch größere als die Bildsprache. Die einzige Kunstdisziplin, die aber alle Sinne<br />

anspricht, ist die Gartenkunst. Es fehlt ihr nur in unserer Kultur die zu einer Kommunikation<br />

gehörende Begrifflichkeit. Dafür sind unsere heutigen Hochschulen zu stark wissenschafts-<br />

orientiert.<br />

Jede Kunst hat ihren eigenen Realitätswert. In der Vergangenheit war es die „Schönheit“, seit<br />

dem Realismus die „Wirklichkeit“, bzw. die Wahrheit“ und heute ist es am ehesten vielleicht<br />

die „Utopie“. Für sie alle war und ist ihre Kommunikationsfähigkeit entscheidend. Eine<br />

Gartenkunstsprache müsste demnach zum einen von der Natur im Allgemeinen (evtl. den<br />

Wissenschaften), der Natur des jeweiligen Menschen und damit seiner Individualität und von<br />

seiner jeweiligen Kultur, ihren Symbolbezügen ausgehen. Der Umstand, dass sich die anderen<br />

Künste aus einem Kommunikationskonsens gelöst haben, bedeutet nicht, dass die Gartenkunst<br />

diesen Weg auch gehen muss, bzw. sie deshalb ihre eigene Zugehörigkeit zu den Künsten<br />

aufgeben sollte.<br />

Jedes Bild, jeder Garten vermittelt eine Deutung der Welt. Es vermittelt bestimmte Inhalte.<br />

Mit der Unverbindlichkeit des Bildinhaltes und dem Sehen der Akzeptanz von<br />

Zeichensystemen als eine bloße Übereinkunft, wird jede Gestaltung beliebig austauschbar, ein<br />

Gegenstand des persönlichen Ermessens. Durch ihre Material- und Elementbindung hat die<br />

moderne Gartenkunst jedoch ihre Mitteilbarkeit für die Wahrnehmung behalten. Ihr Problem<br />

ist nur, dass die Bevölkerung ihre Sprache nicht kennt und sie über die unmittelbare<br />

Benutzung hinaus nicht beachtet. Eine so weitgehende Nivellierung des Inhalts wie in den<br />

anderen Künsten ist in ihr nicht möglich. Im Gegenteil, es ist gerade ihr geistiger Gehalt, der<br />

sie über das Profane hinaushebt, die Vergegenständlichung des zeitgenössischen<br />

Lebensgefühls.<br />

Bildende Künstler akzeptieren heute die Architektur und Gartenarchitektur oft nicht als eine<br />

eigene Kunstdisziplin. Sie sehen dann verstärkt im Auftragsbereich deren<br />

Dienstleistungscharakter und nicht ihre Vermittlerfunktion zwischen der Innen- und<br />

Außenwelt des Menschen, seiner Natur in einer Kultur. Dabei sind immer bedeutende<br />

bildende Künstler zu den Gartenkünstlern hinübergewechselt. Von den Malern vielleicht am<br />

bekanntesten Le Nôtre, William Kent, Gertrude Jekyll, Burle Marx oder in der Gegenwart<br />

Bernard Lassus. Es wechselten auch Gartenkünstler zu den Malern. Der vielleicht bekannteste<br />

für uns im letzten Jahrhundert war Otto Valentin. Aber anders als in den anderen Künsten<br />

erfordert die Gartenkunst ein breites Grundwissen und Einfühlungsvermögen nicht nur<br />

bezogen auf den Auftrageber, sondern auch auf den zu gestaltenden Ort. Sie verlangt<br />

- die Kenntnis von Naturabläufen,<br />

- ein Gespür für den Ort (u.a. seine räumliche Dimensionen),<br />

- vielfältige Materialkenntnisse (allein schon die notwendigen Pflanzenkenntnisse<br />

sind enorm),<br />

- Kenntnisse in der (Garten-) Kunstgeschichte.<br />

Es ist nicht so, dass die Natur und damit die Ökologie für uns nicht entscheidend<br />

lebenswichtig sind. Es ist aber die Kunst, der Ausdruck unseres Innenlebens, der unser Leben<br />

erst menschlich werden lässt.<br />

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