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nur ein geringes Ansehen. Bis zum Mittelalter, der Zeit der Bauhütten, galt die Kunst als eine<br />

Tätigkeit der Facharbeiter. Erst seit der Renaissance wuchs der Künstler in die Stellung eines<br />

einsamen Schöpfers, wurde seine Arbeit zu einem Mysterium. Als Genie kam ihm eine fast<br />

göttliche Verehrung zu (z.B. Michelangelo, Raffael, Leonardo da Vinci. Sie alle haben auch<br />

Plätze und Gärten geschaffen, z.B. Raffael den Garten der Villa Madama).<br />

Bis in die Zeit der Klassik vollendete der Künstler die Form, die in einem Material bereits<br />

angelegt war (Goethes Entelechiegedanke). Mit dem Ende des Absolutismus wurde der<br />

Künstler dann frei von der Abhängigkeit von einzelnen Mächtigen. Anstelle dessen musste er<br />

sich nach den Bedürfnissen des Marktes und eines ihm weitgehend unbekannten Publikums<br />

richten. Da er nur selten davon leben konnte, war er in der Regel auf einen Brotberuf<br />

angewiesen oder musste sich in bitterster Armut als Bohemien durchschlagen. Mit der<br />

Entstehung einer bürgerlichen Öffentlichkeit in den Städten politisierten sich die Künstler oft<br />

und versuchten als Avantgarde mit Hilfe von Provokationen auf sich aufmerksam zu machen.<br />

Die meisten von ihnen arbeiteten in dem Spannungsfeld eines elitären Verachtens der Masse<br />

bis zur ungehemmten Befolgung eines Massengeschmacks.<br />

In der Neuzeit übernahm der Kunstmarkt die Regulierung der „Kulturindustrie“ (Adorno) und<br />

orientierte sich zunehmend an einem anspruchslosen Massengeschmack, bzw. deren<br />

Unterhaltungs- und Freizeitbedarf. Der Künstler wurde zu einem austauschbaren Produzenten,<br />

abhängig von Interpreten, Agenturen und Medien, die ihn der Öffentlichkeit präsentierten.<br />

Der Staat und die Interessenverbände versuchten auf ihn mit Preisen und Subventionen<br />

lenkend Einfluss zu nehmen.<br />

Ende der 60iger Jahre erfolgte ein radikaler Paradigmenwechsel in der Kunst. Der bisherige<br />

„Künstler“ wurde für tot erklärt und der neue als konzeptueller Ästhetik-Stratege gesehen.<br />

Eine individuelle Handschrift wurde oft abgelehnt (Pop-Art, Minimal-Art), an die Stelle<br />

dessen sein Erscheinungsbild zu einem Markenzeichen (Beuys, Warhol). Viele Künstler<br />

wurden zu Selbstinszenierern. Oft verstanden sie sich als Systemkritiker. Bedeutsam für die<br />

Gartenkunst könnte dabei die Entgrenzung bisheriger Wertvorstellungen sein, das Sehen<br />

neuer Formen eines Gesamtkunstwerkes. Dabei könnte das Herausstellen besonderer<br />

Wahrnehmungsstrukturen wichtig werden (wenn sie einen phylogenetischen Hintergrund<br />

haben): z. B. durch<br />

- die Materialwahl,<br />

- das Setzen symbolischer Zeichen,<br />

- das Auswählen der Inhalte,<br />

- Sammlungen.<br />

Zurzeit ist das Künstlertum in den Medien von einer weitgehenden Arbeitsteilung<br />

gekennzeichnet, so dass dort für den individuell schaffenden, autonomen Künstler kein Platz<br />

mehr ist. Er ist zu einem spezialisierten Zuträger geworden. Damit verbunden ist auch seine<br />

persönliche Beziehung zum Publikum weitgehend verloren gegangen, zumal das einzelne<br />

Werk durch die neuen Organisationsformen der Medienbranche immer weniger einem<br />

einzelnen Künstler zugeordnet werden kann. Genannt werden heute oft nicht mehr die<br />

tatsächlichen Schöpfer einer Arbeit, sie rangieren in der Regel nur als ausgebeutete, schlecht<br />

bezahlte „Freie Mitarbeiter“ eines großen Namens, eines Vermarkters, der oft nur ein guter<br />

Kaufmann ist.<br />

In Deutschland arbeiten z. Z. etwa 55.000 Künstler mit einem Durchschnittseinkommen von<br />

900 Euro im Monat (KulturSPIEGEL 11/2007, in allen künstlerischen Berufen,<br />

Schauspielerinnen erhalten durchschnittlich 725 Euro). Nur 4 % von ihnen können allein von<br />

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