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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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d’Argenvillle (1680-1765) als eine Zusammenfassung seiner Gedanken an, obwohl man weiß,<br />

dass dies nicht stimmen kann, da Dezallier in seinem Werk eine Vielzahl Le Nôtre noch<br />

unbekannte Überlegungen ausgeführt hat. Richtig übernommen dürfte nur der Gedanke sein,<br />

dass das Verständnis des Gesamtgartens sich aus den Verhältnissen seiner Einzelteile zum<br />

Ganzen ergibt. Alle anderen Teile wird Dezallier für einen bestimmten Bereich Frankreichs,<br />

seinen Erfahrungen gemäß zwar korrekt wiedergegeben haben, die Gartengestaltung dürfte<br />

aber überall in Europa entsprechend den eigenen Erfahrungen und Traditionen in den<br />

verschiedenen Landschaften anders behandelt worden sein. Als die erste deutschsprachige<br />

Ausgabe dieses <strong>Buch</strong>es erschien (1731) war der klassische französische Garten hier bereits<br />

überholt gewesen. Als die erste französische Ausgabe dieses <strong>Buch</strong>es erschien (1709), war die<br />

deutsche Fürstengeneration, die das Barock bestimmte, bereits weitgehend gestorben (siehe<br />

Bd. I, S. 84). Manche Gärtner in Deutschland mit französischen Namen haben Frankreich nie<br />

oder kaum gesehen (z.B. die Charbonniers in Hannover). Die heutige weitgehende<br />

Orientierung an diesem <strong>Buch</strong> in der deutschen Denkmalpflege beruht auf immer wieder<br />

zitierten Vorurteilen (Irrtümern) und bedeutet in der Praxis eine tiefgreifende<br />

Geschichtsverfälschung.<br />

Ursprünglich war das Parterre ein Blumengarten gewesen. Noch Liébault (1582) sah ihn so<br />

und die Kompartimente als dessen Teile. Als Schmuckteil wurde er vor die Fassade des<br />

Schlosses gelegt (so von Katharina de Medici in den Tuileriengärten (Tuilerien =<br />

Residenzschloss der franz. Könige). Erste Parterreentwürfe hatte bereits der Italiener Serlio<br />

1537 entworfen, den Franz I. nach Frankreich geholt hatte. Durch Oliver de Serres wurden die<br />

Pflanzfelder auseinandergezogen und die Zwischenbereiche mit farbigen Materialien<br />

ausggefüllt. Durch Claude Mollet wurden die Pflanzmuster dann mit <strong>Buch</strong>s einfefaßt. Später<br />

entwickelten sich aus diesem Ansatz eigene kunstvolle Ornamente, die Broderien (an<br />

Stickereien erinnernde Muster). Die Blumen störten jetzt. Es verblieben nur die <strong>Buch</strong>smuster<br />

innerhalb farbiger Bodenabdeckungen. Damit war das französische Parterre entstanden.<br />

Diese Entwicklung zum blumenlosen Parterre bedeutete nicht, dass man in anderen<br />

Gartenteilen nicht seinen Blumenleidenschaften folgte. Es gab in den Gärten weiterhin<br />

- eigene Blumenkompartimente (bei André Mollet z.B. nach den Broderien),<br />

- Sonderbereiche in den Bosketts (= „Wildnisbereiche“) für seltene und<br />

wertvolle Pflanzen,<br />

- einen großen Blumenbedarf für die Dekorationen bei den Festlichkeiten,<br />

- das „Grand Trianon“ in Versailles. Vor dem Pavillon befanden sich sechs mit<br />

<strong>Buch</strong>s eingefasste Kompartimente (Beete). Sie wurden 3x im Jahr neu<br />

bepflanzt:<br />

+ im Frühling: Mit Tulpen, weißen Narzissen und Hyazinthen,<br />

+ danach: Mit gefüllten Nachtviolen, Ehrenpreis (Veroni<strong>ca</strong>),<br />

Bartnelken, Kornblumen, Küchenschellen, Gartennelken und<br />

Veilchen,<br />

+ als späte Blüher: Glockenblumen, Goldlack, Jakobsleiter und weiße Lilien.<br />

(es fällt der hohe Anteil an Duftpflanzen auf. So hatte man einmal an der<br />

Anlegestelle der Boote so viele Tuberosen aufgestellt, dass die Hofgesell-<br />

schaft den Ort seines starken Duftes wegen danach mied (Tuberosen = Agave<br />

polianthes, eine Lieblingspflanze Ludwig XIV, wahrscheinlich 1629 aus<br />

Mexiko eingeführt; sehr starker Duft; in verschiedenen Parfüms enthalten:<br />

u.a. „Chloe“, „Fragile“)).<br />

Von Claude Mollet kam auch der Gedanke die restlichen Pflanzungen (Alleen, Hecken,<br />

Bosketts) im Garten als Vertikale im Kontrast zum horizontalen Parterre zu setzen. Es<br />

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