25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zwischen geplanter Vorhersehbarkeit und pflanzlicher Spontanität auf dem Hintergrund<br />

naturgegebener Vorbilder.<br />

Gärten sind Inszenierungen zur Schaffung phylogenetisch notwendiger Räume in unserer<br />

Kultur. Mit der Hilfe von Pflanzenkombinationen für bestimmte Standorte werden tief im<br />

Menschen ruhende Bedürfnisse abgedeckt. Die Pflanzenzusammenstellungen werden<br />

bestimmt von persönlichen Bedürfnissen, Sehgewohnheiten und Moden. Ihre Auswahl erfolgt<br />

dann nach den Klimagegebenheiten des Gartenortes, den Standortansprüchen der Pflanzen,<br />

ihrem Aussehen außerhalb der Blütezeit (oft 50 Wochen von 52 innerhalb eines Jahres) und<br />

der gewünschten inhaltlichen Aussage. Die meisten Menschen orientieren sich auch heute<br />

noch hauptsächlich an der Blütenfarbe. Danach werden deren Ton und Leuchtkraft, die<br />

Struktur und Form der Blüten, die Blütezeit und deren Dauer zu entscheidenden Kriterien.<br />

Inzwischen sind die Gestalt und Form der Pflanzen für die Gestaltung wichtiger geworden.<br />

Statt mit Blütenfarben zu malen, wird mit den Pflanzenformen, bzw. deren Teilen (z.B. der<br />

Art der Blütenstände) gearbeitet. Nur wenige Pflanzen blühen über einen längeren Zeitraum.<br />

Ihr Lebensziel ist es, Samen zu bilden und nicht dem Menschen einen Gefallen zu tun. Und<br />

nur relativ wenige blühen zur gleichen Zeit. Formen dagegen haben eine längerdauernde<br />

Qualität. Eine besondere Bedeutung kommt dann allerdings der Laubfarbe zu, da sie<br />

entscheidend die Stimmung eines Gartens prägt. Sie lässt sich bis zu einem gewissen Grad<br />

zwar auch durch die Pflanzendichte beeinflussen (die Pflanztransparenz), doch ist diese sehr<br />

viel schwerer zu planen (Oudolf ist darin ein großer Meister).<br />

Genau genommen beruht die Gestaltung mit Pflanzen auf zwei Vorgehensweisen<br />

- dem Zusammenbringen von Kontrasten und<br />

- der rhythmischen Wiederholung von Einzel- oder Gruppenelementen (z.B.<br />

Leitpflanzen).<br />

Die Kontraste können zu anderen Gestaltungselementen bestehen (z.B. Hintergründen wie<br />

Mauern) oder zu Pflanzen, bzw. zu deren Teilen wie der Struktur, Textur oder Farbe des<br />

Laubes oder den Blüten, den Rindenstrukturen oder den Wuchsformen. Sie können sich aus<br />

dem Gegensatz von geschnittenen und ungeschnittenen Pflanzen ergeben, durch Solitäre und<br />

Bodendecker. Die „Melodie“ der Komposition, ihr Rhythmus ergibt sich aus der Art ihrer<br />

Wiederholungen. Gesichert kann sie nur durch ständige Eingriffe werden, die das einmal<br />

anvisierte pflanzliche Bild in seinem Gleichgewicht erhalten.<br />

Die Wirkung einer Pflanzung geht weniger von den in ihr enthaltenen Farben und Formen<br />

aus, sondern hauptsächlich von deren Verteilung, ihrer unterschiedliche Dichte auf der<br />

Fläche. Ihre Einheit geht oft durch die Vielzahl der verwendeten Pflanzen verloren (dies gilt<br />

besonders für Sammlergärten). Deshalb ist immer nur eine bewusst gewählte, begrenzte Zahl<br />

der Pflanzenarten anzustreben. Die augenblickliche Beliebtheit der Gräser und Doldenblüher<br />

ist teilweise dadurch zu erklären, dass sie sich besonders für eine Rhythmisierung eignen. Die<br />

Möglichkeiten in einen Garten Rhythmen zu bringen sind:<br />

- Wiederholungen (der Arten, Formen und Farben),<br />

- Betonungen (durch markante Pflanzen),<br />

- verschiedene Pflanzen mit gemeinsamen Kriterien (z.B. Farben),<br />

- Muster (durch Wiederholungen),<br />

- Selbstaussaat (und nachträglicher Regulierung, z.B. bei Fingerhüten oder<br />

Königskerzen; Wildstauden allgemein).<br />

Der Umfang der verwendeten Pflanzen hängt entscheidend von deren visueller Erfassbarkeit<br />

ab. Nur wenige Pflanzenarten lassen eine Pflanzung geschlossener erscheinen. In der Natur ist<br />

in der Regel die Artenvielfalt auf der gleichen Fläche größer als in einem Garten. Damit ist<br />

588

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!