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Im gewissen Sinne muss man auch die „Hesperiden“ zum griechischen Paradies zählen. Auch<br />

sie lagen bei den verschiedenen Autoren im Westen der jeweils bekannten griechischen Welt<br />

und waren vom Okeanos umflossen. Zunächst suchte man ihre Lage in Arkadien und später<br />

mit der Zunahme der geographischen Kenntnisse im Atlantik (vielleicht waren mit ihnen die<br />

kanarischen oder kapverdischen Inseln gemeint). Auf den Hesperiden bewachten<br />

gleichnamige Nymphen die „Goldenen Äpfel“, die Gaia der Hera zur Hochzeit mit Zeus<br />

geschenkt hatte. Durch eine List gelangten sie in den Besitz von Herakles (im Rahmen seiner<br />

zwölf Aufgaben), der sie an Eurystheus (den auftraggebenden König von Tiryns) weitergab.<br />

Von diesem gelangten sie über Athene wieder an ihren alten Platz. Das Motiv der Hesperiden<br />

wurde in der Kunst häufig aufgegriffen. So gibt es z.B. in Nürnberg Hesperidengärten.<br />

Das islamische Paradies zeichnet sich durch seine Sinnlichkeit aus (wie auch der islamische<br />

Garten), das christliche im Mittelalter dagegen durch Gottesschau und Lobgesang. Erst gegen<br />

Ende desselben kam auch das Bild des Schlaraffenlandes hinzu. In ihm wurde der Protest<br />

gegenüber dem aufkommenden Bürgertum mit seinen Disziplinforderungen und<br />

Arbeitsnormen sichtbar. Das moderne Paradies war deshalb auch immer eine Gegenwelt<br />

gegenüber allen Zwängen und Ungerechtigkeiten aus der bestehenden Umwelt.<br />

Gleichzeitig zum jenseitigen Paradies hat es in vielen Kulturen auch den Traum von einem<br />

Paradies auf Erden gegeben, - allerdings erst in einer utopischen Zukunft:<br />

- bei den tibetischen Buddhisten das Königreich Schambala,<br />

- bei den Schiiten nach dem Eintreffen des verborgenen Imams,<br />

- bei den jüdischen Apokalyptikern nach der Ankunft des Messias,<br />

- bei den ersten Christen nach der Wiederkunft des Herrn:<br />

(Das irdische Dasein wurde dann als ein Pilgerweg empfunden, als Weg<br />

von der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Erlösung von der Schuld<br />

des Sündenfalls durch die Auferstehung des Gottessohnes und damit<br />

dem erneuten Zugang zum Paradies. Dieser Weg wird sehr eindringlich<br />

an der Bronzetür des Hildesheimer Doms dargestellt).<br />

Man kannte als Paradies das himmlische Jerusalem aus der Apokalypse<br />

und den irdischen Garten Eden aus der Genesis. Letzteren glaubte man<br />

irgendwo im Osten. Er konnte nur unter größten Strapazen gesucht<br />

werden. Seine Beschreibungen sind je nach Autor sehr fantasiereich.<br />

140<br />

Das Paradies auf Erden unter christlichen Vorzeichen selber schaffen<br />

wollten u.a.:<br />

- im 12 Jh. der kalabrische Abt Joachim de Fiore,<br />

- um 1325 die rheinischen Begarden, Kölner Adamianer,<br />

- 1420 die Hussiten, die die Herrschaft Christi sofort einführen<br />

wollten,<br />

- 1534/35 die Wiedertäufer in Münster. Ihre Nachfolger lebten dann<br />

überall verfolgt als stille Gemeinden und sind heute noch als<br />

Mennoniten und Hutterer in Nordamerika tätig.<br />

- Besonders im 18. und 19 Jh. wollten viele christliche Gruppen ihr<br />

Reich Gottes auf Erden in Amerika verwirklichen: z.B.<br />

+ in Pennsylvania die „Harmonisten“,<br />

+ in Iowa die „Amana Society” (um 1770),<br />

+ bei New York die “Perfektionisten” (1847).<br />

- Außerdem findet man den Gedanken des Paradieses auf Erden heute<br />

noch bei den Mormonen und der Zeugen Jehovas wieder.

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