25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ewusster oder unbewusster Assoziationen. Er kann die Einheitlichkeit einer Fläche betonen<br />

(z.B. durch Rasen, Boden- oder Flächenbelegen) oder den Raum untergliedern, Raumfolgen<br />

schaffen und dabei Raumabstufungen errichten, die dann nacheinander erlebbar sind.<br />

Hilfsmittel können dann die verschiedenen Gestaltungselemente sein (Erde, Wasser, Pflanzen,<br />

Mauern, Bodenbelege, Bänke, u.a.), Farben, Helligkeits- oder Strukturunterschiede. Sie alle<br />

schaffen bestimmte Stimmungen und Befindlichkeiten. Allerdings sind in einem Freiraum<br />

viele Faktoren nicht planbar (z.B. Wettereinflüsse, Tages- und Jahreszeiten und persönliche<br />

Befindlichkeiten).<br />

In der Kunst wurde der „Raum“ im 20. Jh. lange vernachlässigt. Im Vordergrund der geistigen<br />

Beschäftigung stand die „Zeit“. Alles wurde verzeitlicht bis der einzelne kaum noch die Muße<br />

fand zu sich selber zu finden. Man berauschte sich lange an Zukunftsvisionen, an<br />

Geschwindigkeiten. Parallel dazu veränderten sich die Raumvorstellungen. Kriege und<br />

Mobilität veränderten die Ortsbeziehungen. Den Blut- und Bodenideologen begegnete man<br />

zunehmend skeptischer. Doch bereits nach 1945 wurde der Raum für die Denker wieder zum<br />

Thema (u.a. Heidegger), und Fou<strong>ca</strong>ult sprach gar von einer „Epoche des Raumes“, wobei er<br />

betonte, dass es keine verbindlichen Räume „für alle und alles“ gäbe.<br />

Die neue Beschäftigung mit dem Raum versuchte der entstandenen Ortlosigkeit<br />

entgegenzuwirken. Die Denkansätze dafür waren:<br />

- den raumbildenden Vorstellungskräften wieder Empfindungs- und Denkansätze<br />

zu liefern.<br />

- den Sinnen in Räumen wieder Anhaltspunkte zu geben, so dass die<br />

Einbildungskraft der Betrachter angeregt wird.<br />

- Räume vom eigenen Körper aus zu erschließen (z.B. durch Tanz).<br />

- Räume zeitlich zu dynamisieren.<br />

- Räume zu verdichten, zu bewegen, auszuweiten zu komplexen Gebilden.<br />

- Schaffung virtueller Räume.<br />

Es waren oft Versuche der allgegenwärtigen Entgrenzung unserer Lebenswelt<br />

entgegenzuwirken. Der bisherige Versuch der modernen Kunst zu einer immer größeren<br />

Reinheit und formalen Autonomie musste dabei aufgegeben werden. Das Anarchistische<br />

bekam wieder zaghaft einen neuen Stellenwert.<br />

In seinem „Laokoon“ unterschied Lessing zwischen Zeit- und Raumkünsten. (in den Natur-<br />

wissenschaften hatte Newton Ende des 17. Jhs den dreidimensionalen Raum von der Zeit<br />

getrennt, im vergangenen Jahrhundert Einstein sie dann wieder zu einer vierdimensionalen<br />

Raumzeit zusammengebracht). Dabei ordnete Lessing die Bildhauerei dem Raum zu. Wie die<br />

Raumkunst schuf diese dreidimensionale Körper. Seit der Frühzeit der europäischen Skulptur<br />

hatte sie sich bis ins 20. Jh. hauptsächlich am menschlichen Körper orientiert. Seit Polyklet<br />

ging sie von den menschlichen Maßen und Proportionen aus. Erst die moderne Plastik löste<br />

sich von diesem Paradigma, indem sie<br />

- die Bewegung in ihre Arbeiten einführte (z.B. Kinetik),<br />

- die elektronischen Technologien für ihre Arbeiten nutzte,<br />

- die verschiedensten Materialien nutzte,<br />

- den Raum als solchen zur Skulptur werden ließ.<br />

Es ist kein Zufall, dass viele der modernen Gärten von Bildhauern geschaffen wurden (u.a.<br />

von Noguchi, Karavan, Spoerri bis Niki de Saint-Phalle). Der moderne „skulpturale“ Raum ist<br />

oft ein Ort mit einer bestimmten geistigen Aussage, d.h. einem spezifischen ikonischen<br />

Gehalt. Er bringt in den Garten das geistige Element ein, das der Freiraumplanung oder dem<br />

kunstgewerblichen Garten fehlt. Ein solcher Raum wird zu einem geistigen Konstrukt. Als<br />

121

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!