25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

strukturierte Welt. Die Bedeutung des Genius loci in diesem Prozess ist nun, dass er über<br />

deren Charakter, die Identität eines Ortes bestimmt und über diese Identität und seine Identifizierung<br />

mit ihr, der Mensch die seine erwirbt, sein „In-der-Welt-sein“.<br />

Norberg-Schulz griff Gedanken Heideggers auf. Erst über einen Ort finde das menschliche<br />

Wohnen seinen Ausdruck, und erst über seine Zugehörigkeit zu einem solchen finde der<br />

Mensch seine Identität. Dabei entsteht ein Ort erst, wenn er als Raum einem Menschen einen<br />

existentiellen Halt bietet, er einen Charakter besitzt, mit dem man sich identifizieren kann.<br />

Über einen Ort erhält man seinen „Halt in der Welt“<br />

Norberg-Schulz unterscheidet bei einem Raum den „natürlichen Ort“, in dem man sich das<br />

eine Mal durch die Inbeziehungsetzung seiner Kräfte orientiert (z.B. an den Bergen, dem<br />

Wasser oder der Vegetation) oder das andere Mal abstrakt mit Hilfe rationaler kosmischer<br />

Ordnungsvorstellungen (z.B. Himmelsrichtungen). Der „Geist“ dieser natürlichen Orte habe<br />

drei verschiedene Ausprägungen:<br />

1. als romantische Landschaft:<br />

In ihr sind die ursprünglichen Kräfte der Natur spürbar, auf die sich der<br />

Mensch bezieht.<br />

2. als kosmische Landschaft:<br />

Sie ist gekennzeichnet von einer monotonen Weite, die als Ausdruck einer<br />

ewigen Ordnung empfunden werden kann. In ihr bezieht der Mensch sich<br />

auf den Kosmos.<br />

3. als klassische Landschaft:<br />

Sie ist gekennzeichnet durch ein klares, natürliches Ordnungssystem mit<br />

verschiedenen Einzelorten. In ihr stellt sich der Mensch der Natur als ein<br />

gleichwertiger Partner gegenüber.<br />

Neben dem „natürlichen Ort“ sieht Norberg-Schulz auch den „künstlichen Ort“ mit den<br />

gleichen drei Ausprägungen:<br />

1. als romantische Architektur:<br />

Sie ist subjektiv und fantastisch und fügt sich in die Landschaft eher ein<br />

als ein geometrisches Raster.<br />

2. als kosmische Architektur:<br />

Sie folgt einem logischen System. Sie ist gleichförmig und geordnet.<br />

3. als klassische Architektur:<br />

Sie folgt einer organischen Ordnung und kann als eine geordnete<br />

Einfühlung verstanden werden.<br />

In beiden Raumgruppen sieht er auch Mischformen; z.B. die „komplexe Landschaft“ oder in<br />

der Architektur die „Kathedrale“.<br />

In seinem <strong>Buch</strong> „Genius loci. ----“ (1976, dt. 1982) beklagte Norberg-Schulz den „Verlust des<br />

Ortes“ und gab mit seiner Kritik an der Moderne in der Architektur (besonders an Mies van<br />

der Rohe) hauptsächlich der Gartenkunst einen neuen Orientierungsansatz. Ohne die<br />

Auseinandersetzung mit seinen Thesen (selbst wenn man deren Herkünfte nicht kennt oder<br />

nicht nennt) ist die gesamte neuere Landschaftsarchitektur nicht zu verstehen. Das gilt von<br />

Peter Latz, Adriaan Geuze bis zu Gabriele Kiefer.<br />

Für Norberg-Schulz scheint das Vorhandensein eines Genius loci von der Anwesenheit von<br />

Menschen abhängig zu sein. Kritisiert wird an ihm, dass er die Genius-loci-Welt normativ<br />

sieht. So soll bei ihm der Charakter einer Wohnung auch im 20.Jh. noch das „Schutzbietende“<br />

sein, ein Büro durch seine „Praktikabilität“ und die Kirche durch ihre<br />

125

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!