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Ballast“ an. Da es im Rahmen der nationalsozia-<br />

listischen Germanisierungspolitik für sie keinen<br />

Platz gab, hätten sie weitgehend sterben müssen.<br />

Nach dem Krieg holte Wiepking mehrere seiner<br />

Planer und ehemaligen Kollegen nach Hannover<br />

und stieß dort in der Gartengestaltung das Tor auf<br />

zur heutigen rationalen Freiraumplanung<br />

(„Hannoversche Schule“ wegen ihres örtlichen<br />

Bezuges wie bei der Bornimer und Stuttgarter Schule,<br />

die anerkannte Gruppierungen in der Geschichte der<br />

Gartenkunst darstellen).<br />

- einer ökologisch geprägten (70er und 80er Jahre).<br />

- einer Rückbesinnung auf die zu gestaltende Aufgabe (bzw. deren emotionalen<br />

Bezug, seit etwa 1995).<br />

Die Zeit der Reformbewegung war allgemein gekennzeichnet gewesen von einer Ablehnung<br />

der damaligen industriellen Gesellschaft mit ihren Nöten und ihrer Zerstörungskraft. Man<br />

sehnte sich nach der Zeit davor zurück (Neogotik, handwerkliche Fertigkeiten in der Artsand-Crafts-Bewegung,<br />

Jugendstil und Werkbund). Da sie sich noch in einer Anfangsphase<br />

befand, war sie eine Zeit des Suchens mit einer Vielzahl neuer Gedankenansätze.<br />

Die Entwicklung der Gartenkunst folgte in ihrer Geschichte der jeweiligen soziokulturellen<br />

Entwicklung mit einer gewissen Verzögerung. So folgte der<br />

- architektonische Garten der Blütezeit des mittelalterlichen Bürgertums,<br />

- Landschaftsgarten der Blütezeit der Aufklärung,<br />

- Reformgarten dem ersten Höhepunkt der Industrialisierung.<br />

Welche Gartenkunst das Reformzeitalter prägen wird, ist noch nicht abzusehen. Einerseits hat<br />

der Reformgarten durch die Diktaturen im 20. Jh., den 2. Weltkrieg und seine Folgen nie<br />

seinen Höhepunkt erreicht und birgt noch seine ganze Entfaltungssubstanz in sich,<br />

andererseits wird unser Naturbezug durch die Medien immer synthetischer. Vielleicht werden<br />

eines Tages Computerspiele den Rang einer ersten Kunstdisziplin einnehmen. Doch kann dies<br />

heute niemand mit Bestimmtheit sagen.<br />

Keine Kunstgattung vermag so viele innere Bereiche eines Menschen anzusprechen wie die<br />

Gartenkunst. Das dies in der Praxis in der Regel nicht der Fall ist, hat weniger mit ihr zu tun,<br />

sondern mit unserem Bewusstsein, für das es in unserer Kultur diese Kunstdisziplin nicht gibt.<br />

Auch gibt es keine Kunstgattung, die es dem einzelnen (hier in der Regel dem „Laien“) so<br />

umfassend erlaubt kreativ tätig zu werden wie die Gartenkunst. Darüber hinaus gibt es<br />

wahrscheinlich keine andere kreative Tätigkeit, die so umfassend auf die körperliche und<br />

geistige Befindlichkeit eines Menschen einzugehen vermag.<br />

Der Garten von heute kann als eine begehbare Skulptur gesehen werden, in der in der Regel<br />

zwei Probleme nicht gelöst sind:<br />

1. das Geistige, d.h. seine fundamentale Beziehung zur Natur als solcher.<br />

2. das Funktionale, d.h. seine konsequente, ideale, persönliche Nutzbarkeit (als<br />

Hauptforderung des Reformgartens).<br />

Es ist eine Angelegenheit der Gartenkunst, ihren Stellenwert innerhalb der Kunstwelt<br />

einzufordern. Auf Grund des Fehlens eines Kunstmarktes in diesem Bereich wird sie sonst<br />

nicht zur Kenntnis genommen.<br />

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