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5. Kriterium: Proportionen / Harmonien<br />

Harmonien haben für uns eine emotionale Bedeutung. Sie bewegen, begeistern uns, versetzen<br />

uns evtl. aber auch in eine Verteidigungshaltung.<br />

Unter Proportionen verstehen wir angenehme Größen- und Längenverhältnisse, bzw. das<br />

Verhältnis von Teilobjekten zu ihrem Ganzen. Sie sind ein entscheidendes Kriterium der<br />

Ästhetik und damit eng mit dem „Schönen“ verbunden. Für die Pythagoräer spielte dabei<br />

deren Proportionslehre eine bedeutende Rolle. In der Renaissance ging man vom<br />

„gesetzmäßig Schönen“ der Natur aus, über deren Nachahmung, ihren Proportionen wollte<br />

man ihr „wissenschaftlich“ nahe kommen (u.a. über die Anwendung der Perspektive). Die<br />

Kunst galt damit allgemein als lehrbar (Alberti). Man konnte, sollte sie mit Hilfe der Bildung<br />

„erlernen“.<br />

Francis Bacon (1561 –1626) stellte dann der Abstraktheit des Schönen der Hochrenaissance<br />

die „Ungewöhnlichkeit der Proportionen“ im Schönen gegenüber. Er entsprach damit eher der<br />

allgemeinen Vielfalt in der Realität. Damit begann über die Aufklärung der geistige Weg zum<br />

Landschaftsgarten. Der Graf von Shaftesbury (1671 – 1713) erkannte im Schönen in der<br />

Ordnung und in der Proportionalität einen Ausdruck der Weltseele. Im Rückgriff auf Platon<br />

war er der Meinung, dass die menschliche Seele deshalb nach ihnen verlange und stellte<br />

deshalb die Erziehung zur Kunst als eine Erziehung zum Guten, Wahren und Schönen in den<br />

Mittelpunkt seiner Überlegungen.<br />

Im 20. Jahrhundert begann man dann die Ästhetik mit Hilfe naturwissenschaftlicher<br />

Methoden zu untersuchen. Entscheidend für unsere Wahrnehmung sind danach<br />

Informationsverarbeitungen in unserem Gehirn. Schön ist, was im Menschen phylogenetisch<br />

angelegt und danach kulturell vernetzt ist. Man geht heute davon aus, dass an unseren<br />

Schönheitsvorstellungen mehrere Zentren im Gehirn und besondere „Belohnungssysteme“<br />

mitwirken. Unser Proportionsgefühl scheint dabei weitgehend zu unserem phylogenetischen<br />

Erbe zu gehören (siehe z.B. „Goldener Schnitt“).<br />

In der Architektur hat es immer Proportionslehren gegeben, und zu allen Zeiten hat es die<br />

verschiedensten Proportionssysteme gegeben:<br />

- Die Pythagoräer hatten die Zahlenverhältnisse der musikalischen Harmonien<br />

entdeckt und sie als Ausdruck der kosmischen Ordnung auf die Baukunst<br />

übertragen.<br />

- Vitruv erkannte die Harmonie im Verhältnis der Größe der Elemente.<br />

- Im Mittelalter wurde zunächst eine Grundidee skizziert, Proportionen festgelegt<br />

und danach mit Hilfe der handwerklichen Erfahrungen gebaut (in Italien bis<br />

weit ins 15. Jh.). In Nordeuropa dagegen, besonders in Frankreich, arbeitete<br />

man seit der Gotik mit maßstabsgerechten Bauplänen. Beide Seiten waren bei<br />

ihren Arbeiten auf ihr geometrisches Wissen angewiesen, in der Gotik<br />

besonders auf das Dreieck und später in der Romantik besonders auf das<br />

Quadrat. (selbst wenn deren systematische Anwendung heute nicht mehr<br />

nachweisbar ist, so musste doch mit bestimmten handwerklichen<br />

Vermessungstechniken gearbeitet werden).<br />

- Seit Vitruv wurden die Proportionssysteme gerne vom menschlichen Körper<br />

abgeleitet. Das letzte bedeutende war der „Modulor“ von Le Corbusier, in dem<br />

er ein auf den Menschen bezogenes Maßsystem nach dem Goldenen Schnitt<br />

entwickelte.<br />

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