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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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sich entsprechend der menschlichen Arbeit. Hegel sah in ihnen den<br />

„objektivierten Geist“).<br />

Für Bollnow war der Raum das Medium, das sich zwischen das Subjekt und die Umgebung<br />

stellte, zwischen seine physischen und psychischen Dispositionen und Umweltbedingungen.<br />

Damit stellte sich Bollnow gegen den Existenzialismus Heideggers und Sartres, gegen das „in<br />

die Welt geworfen sein“ und setzte diesem die Verwurzelung an einem Ort entgegen, das<br />

Zuhause als einem Ort der Geborgenheit. Dabei bezog er sich auf die tierpsychologische<br />

Verhaltensforschung (Uexküll, Portmann), nach der Tiere nicht frei in einem Raum<br />

existierten, sondern in festen Territorien ihre Schutzbereiche besitzen, in die sie sich zur Ruhe<br />

und zu ihrer Sicherheit zurückziehen können.<br />

Seine Aussagen bezüglich einer Raumanthropologie sind u.a.:<br />

- Das menschliche Raumbewusstsein orientiert sich an seinem Wohnen.<br />

- Der Wohnbereich ist der Mittelpunkt des täglichen menschlichen Lebens (Er<br />

ist das Zentrum seiner stationären Existenz).<br />

- In seinem Wohnbereich spiegeln sich die polaren und komplementären<br />

Bezüge seines Lebens (polar = Punkte mit einer besonderen Bedeutung;<br />

komplementär = ergänzende).<br />

Bezogen auf die Funktion des Raumes als Ort der Geborgenheit kann ergänzt werden, dass<br />

dem Garten aus dieser Perspektive eine besondere Bedeutung zukommt.<br />

In der Antike „erlebte“ man einen Raum. Er stand zum Menschen in einer Beziehung. In<br />

unserer heutigen rationalen Welt wird er dagegen als eine dreidimensionale Größe erfasst, die<br />

mit Hilfe objektiver, d.h. kausaler Naturgesetze beschrieben werden kann. Man kann die<br />

Änderung am besten erkennen, wenn man sich bewusst wird, dass die großen Tempel und<br />

Kirchen, die wir heute wegen ihrer „Klarheit“ und „edlen Größe“ so lieben, früher oft sehr<br />

bunt ausgemalt waren (bis ins Mittelalter hinein). Der Gewinn der heutigen Klarheit geht zu<br />

Lasten des einst Mystisch-Mythischen, wie es heute manchmal noch die orthodoxen Kirchen<br />

vermitteln.<br />

Räume haben Größendimensionen. Sie geben den Bereich an, in dem man sich bewegt (evtl.<br />

nur geistig) und den man überblickt. Und sie haben eine gefühlsmäßige Dimension.<br />

Wahrscheinlich ist der Mensch biologisch auf bestimmte Räume hin programmiert. Er ist<br />

ständig von ihnen umgeben, wird ständig von ihnen beeinflusst. Sie bestimmen seinen<br />

gesamten Lebensraum und seine Konzeptionen für sie (die Hauptaufgabe der verschiedenen<br />

Zweige der Architektur) sind deshalb für ihn besonders wichtig. Er schafft sich über sie seine<br />

eigene Umwelt, bzw. überträgt in sie seine geistigen Dasein-, Orientierungsentwürfe. Damit<br />

manifestiert sich in ihnen baulich die Befindlichkeit einer jeweiligen Gesellschaft. Es entsteht<br />

ein Wechselspiel. Der Mensch entwirft seine (Lebens-) Räume, und die Räume wiederum<br />

prägen den Menschen.<br />

Die verschiedenen Bereiche der Architektur definieren sich über den Raum. Er ist ihr<br />

Hauptgestaltungsinhalt. Die Architektur schafft mit horizontalen und vertikalen<br />

Begrenzungen, Öffnungen und Beziehungen Wahrnehmungswelten, die je nach<br />

phylogenetischen Vorgaben, Alter, Vertrautheit und unterschiedlichen Erfahrungen sie<br />

unterschiedlich erleben lässt. Daneben spielt die Situation, in der man den Raum erlebt, eine<br />

besondere Rolle (z.B. ein Garten bei „schönem“ oder „schlechtem“ Wetter), seine<br />

Verbindung zu angenehmen Gerüchen oder unangenehmen Eigenschaften.<br />

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