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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- stehen sich Altes und Neues gegenüber (als eine Form der Arbeit mit<br />

Kontrasten).<br />

Ein Garten ist ein erkennbarer Raum, bzw. eine erkennbare Folge von Räumen, zu denen man<br />

sich in eine Beziehung setzen kann. Er entsteht durch Wände, Treppen und vor allem durch<br />

Pflanzen (formale und frei wachsende Hecken, Bäume). Seine Besonderheit ist, dass die<br />

Pflanzen ihre eigene Lebendigkeit mitbringen und man sich deshalb ständig mit ihnen<br />

auseinandersetzen muss. Man kann hier einem Dialog mit der Natur nicht ausweichen. Über<br />

die Linienführung (vorzugsweise aufbauend auf archetypischen Geometrien: z.B. Kreise,<br />

Quadrate, Spiralen) und gezielte Material- und Pflanzenverwendung kann man wirkungsvolle<br />

Raumbilder und eine gewünschte Atmosphäre schaffen. Kunstobjekte, Möblierungen und<br />

Kleinarchitekturen bereichern sie zusätzlich.<br />

In einem Garten erfährt man die Natur über viele sichtbare und unsichtbare<br />

Informationsebenen, sei es über die Materialien und Pflanzen, die Farben und Düfte, die<br />

Wolken, den Wind oder die verschiedenen Geräusche. Durch die Gestaltung erhält er eine<br />

neue, kulturbezogene Qualitätsebene. Lassen die Eingriffe nach, dann holt sich die Natur den<br />

Raum zurück. Nach Möglichkeit ist die Raumkonzeption gleich bei Beginn der Planungen zu<br />

klären (evtl. müssen dann dafür alte Bäume gefällt, freigestellt oder belassen werden).<br />

Bestimmend für die Räume sind ihre Begrenzungen und für die Raumtiefen die verschiedenen<br />

Pflanzhöhen. Bäume schaffen in ihnen das maßstäbliche Element. Die Größe der Räume<br />

bestimmt stark deren emotionalen Gehalt. Ein Garten kann aus gereihten und gruppierten<br />

Raumfolgen bestehen, die jeweils einen direkten oder indirekten Zugang haben. Alle diese<br />

Räume haben eine Richtungsdominanz (außer dem Kreis), die durch eine zusätzliche<br />

Linienführung noch verstärkt werden kann (z.B. einem Weg, eine Mauer, einem Beet).<br />

In der Gegenwart erwartet man von den Raumgefügen, dass sie<br />

- die Bedürfnisse der in ihnen lebenden Menschen abdecken<br />

(in Bezug auf ihr Wohnen, evtl. auch auf ihre Arbeit und ihre auf sie bezogene<br />

Umgebung).<br />

- offen sind für deren Entwicklung.<br />

- genügend Freiheit bieten für eine Weiterentwicklung.<br />

Dabei stellt sich die Funktion der Räume für deren Nutzer und Pfleger unterschiedlich dar.<br />

Mit Hilfe des Materials kann man ihre Beziehung zum Ort verstärken (allerdings unter<br />

Berücksichtigung ihrer Eigenständigkeit, ihrer Autonomie). Ein jeder Raum hat seine eigene<br />

Ästhetik, die es in einem Garten mit der Natur zu vereinen gilt.<br />

Isamu Noguchi (1914 – 1988) erfasste einen Garten als einen skulpturalen Raum. Er wurde<br />

damit für dessen modernes Verständnis im Sinne eines Kunstwerks wegweisend. Stark<br />

beeinflusst von dem rumänischen Bildhauer Brancusi, der japanischen Töpferei und<br />

Gartenkunst schuf er mehrere bedeutende Gärten (allerdings zunächst mit einem geringen<br />

Einfluss auf die allgemeine Gartengestaltung). Seine Arbeiten erinnern stark an Gemälde von<br />

Miro oder Reliefs von Arp. Er reduzierte seine Gestaltungsmittel auf einen archaischen Kern<br />

und abstrahierte seine Figuren stark. Sein Lieblingsmaterial waren Steine. In Pflanzen sah er<br />

besonders deren skulpturale Form (nicht als lebendes wachsendes Material). „Steine sind die<br />

Knochen des Gartens, die Blumen sein Fleisch“ (1988). Seine Gärten wurden von einer tiefen<br />

archaischen Symbolik getragen, die die vorgefundenen Gegebenheiten mit einfachen Mitteln<br />

zeitgemäß neu zu interpretieren versuchte.<br />

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