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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Management, das sich an Darwins Gedankengut anlehnt, müßte sich also<br />

selbst abschaffen, wenn es seine eigenen theoretischen Glaubenssätze ernst<br />

nehmen wollte 220 . So weist auch die Ideologie blinder, unbewußter und<br />

richtungsloser Veränderung durch innere Widersprüche und Tatsachenferne<br />

zu menschlichem Leben darauf hin, daß Evolution zur Bewußtwerdung<br />

strebt.<br />

Die folgenreichste Lesart Darwinscher Evolutionstheorie ist der Sozialdarwinismus.<br />

Diese Abart des „Darwinismus“ macht die Notwendigkeit und<br />

Ausrichtung des Lebens auf Bewußtwerdung unmittelbar deutlich. Als<br />

Sozialdarwinismus charakterisiertes Verhalten mit dem Begriff Zufall in<br />

Verbindung zu bringen ist nicht zum Lachen, aber lächerlich. Die<br />

Geschichte Deutschlands von 1933 bis 1945 war u.a. aus einem brutal<br />

ausgelegten und in die Tat umgesetzten Sozialdarwinismus gespeist. 221<br />

Sozialdarwinismus ist jedoch kein deutsches und historisches, sondern ein<br />

globales und aktuelles Phänomen. Moderne Wirtschaftspraxis, die strikt<br />

sozialdarwinistisch angelegt ist, läßt den momentan Stärkeren und Mächtigeren<br />

billigend oder vorsätzlich zu einem Handeln kommen, das metaphorisches<br />

und tatsächliches Hungern und Sterben von Wehrlosen zum Zwecke<br />

der eigenen Bereicherung einplant, denn ökonomische »Wertbestimmung<br />

setzt voraus, daß jeder Teilnehmer das ausschließliche Ziel verfolgt, seinen<br />

Profit unter Ausschließung aller sonstigen Überlegungen zu<br />

maximieren« 222 . Eine Arbeitsteilung, die bis in eine Spaltung von Menschen<br />

in „getrennte“ Interessengruppen übersteigert wird, fördert moralischethische<br />

Blindheit gegenüber Folgen, von denen man den Blick abwendet,<br />

als ginge es niemanden etwas an. »Jeder muß seine Interessen wahren, und<br />

in einer wölfischen Welt werden Skrupel zur Belastung.« 223 So beschreibt<br />

George Soros die grausam enthemmte Haltung, die in gelebtem<br />

»Raubtierkapitalismus« um sich greift.<br />

Ich war zunächst überrascht, daß Soros den Begriff des „Wölfischen“ 224 in<br />

diesem Zusammenhang anwendet. Mir war diese Metapher vorher nur in<br />

zunehmend um sich greift. Insofern geschieht Evolution tatsächlich mehr, als daß sie von<br />

rationalen Menschen sinnvoll und bewußt beeinflußt oder gar gesteuert wird.<br />

220 Gareth Morgan ist der gleichen Meinung, wobei ich seiner Begründung nicht folgen kann. Er<br />

begründet die Folge der Überflüssigkeit von Managementhandeln mit der Selektion der<br />

Überlebenden durch die Umwelt. (Vgl. Morgan 1997, S. 94.) Seine Begründung würde nur dann<br />

passen, wenn man unterstellte, daß Manager nicht in der Lage sind und nicht in der Lage sein<br />

können, Umweltentwicklungen annähernd vorab einzuschätzen.<br />

221 Die Begriffe „Herrenrasse“ und „Ungeziefer“, die für Menschengruppen verwendet wurden,<br />

stehen in diesem Zusammenhang.<br />

222 Soros 1998, S. 81<br />

223 Soros 1998, S. 113<br />

224 Zur Vermeidung von Mißverständnissen und ohne Vertiefung: Das was hinter dem Begriff des<br />

„Wölfischen“ in den so angedeuteten Verwendungszusammenhängen steht, muß naturgemäß eine

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