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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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schwieriger Kursverläufe muß sich auch dieses Problem verschärfen. Der<br />

Einfluß einer einseitig auf Geld fixierten Haltung scheint bis in die<br />

Gesetzgebung hineinzureichen, die diesen Irrsinn auch noch durch<br />

Steuergeschenke subventioniert und anfacht 426 .<br />

Alfred Rappaport übersieht schlicht, daß Strukturen und Teile von Organisationen<br />

handelbar sind, Wesentliches von Organisationen aber aus seiner<br />

Natur heraus jedoch dem Zugriff von Kauf und der direkten Manipulation<br />

entzogen ist und eine Eigendynamik hat. In Anlehnung an das dreigegliederte<br />

Organisationskonzept von Glasl et al. kann diese Tatsache erläutert<br />

werden. Das technisch-instrumentelle Subsystem ist einigermaßen gezielt<br />

handelbar und käuflich. Für das soziale und insbesondere für das geistigkulturelle<br />

Subsystem einer Organisation und die Individualität der beteiligten<br />

Menschen trifft das nicht zu 427 . Damit sind Organisationen als Ganze<br />

und die in ihnen arbeitenden Personen nicht käuflich. Werden Organisationen<br />

durch die Brille der Metapher »Sozialer Organismus« betrachtet, wird<br />

darüber hinaus deutlich, daß es wesentlich ist, ob Kulturen miteinander<br />

verträglich sind, wie es zu Abstoßungsreaktionen analog zu Vorgängen in<br />

Organtransplantationen kommen kann, ob diese zu lebensgefährlichen<br />

Zuständen führen können und wie diese Realitäten sinnvoll und angemessen<br />

zu handhaben sind.<br />

In praktizierten Übernahmeschlachten löst sich denn auch<br />

notwendigerweise die Maskerade von Sachlichkeit und Aufklärung in einem<br />

Nebel merk-würdiger Widersprüchlichkeiten auf und mit ihm auch das<br />

verbesserten nicht den Shareholder Value und 85 Prozent verfehlten die angestrebten Ziele. Im<br />

«manager magazin» formulierte ein McKinsey-Direktor »Bei 59% aller Fusionen wird nicht Wert<br />

geschaffen sondern Wert vernichtet.« (Thomas Mitschke in: Schäfer 1998, S. 129)<br />

Trotzdem vermuten die Autoren, daß Vernunft vorerst keine Chance habe, wenn<br />

Investmentbanker sicher und doppelt verdienen können: Bei der Fusion und bei der Abwicklung<br />

gescheiterter Zusammenschlüsse: »Vernunft kehrt vorerst nicht ein, der Wahnsinn geht vorerst<br />

weiter.« (Vgl. Balzer et al. 2000, S. 77 ff., S. 88 ff.) Im Eiltempo vollzieht die deutsche<br />

Wirtschaft nach, was in den USA schon lange vollzogen ist. Seit 1992 hat sich das Volumen der<br />

Zusammenschlüsse versechsfacht. («Spiegel» 1999, S. 120) Hoffritz et al. bewerten in der<br />

«Wirtschaftswoche» die Fusionswellen als selbstverstärkend bis hin zu einer möglichen<br />

Torschlußpanik. (Vgl. Hoffritz et al. 1998, S. 140.)<br />

426 Seit 2002 ist der Handel mit Unternehmenseinheiten in Deutschland steuerfrei. Ob M&A unter<br />

der praktizierten Prämisse Geldgier in hinreichendem Umfang finanziell, sachlich, kulturell und<br />

individuell menschlich sinnvoll sein können, ist mehr als zweifelhaft. (Vgl. Epstein 2001, S. 32.)<br />

In einem Spiegel-Gespräch äußerte sich der Vorstandsvorsitzende von Porsche, Wendelin<br />

Wiedeking, auf die Frage, ob das nicht »ein sinnloses Steuergeschenk an gut verdienende<br />

Konzerne« sei: »Das muß man wohl so sehen. Dem Lobbyisten, der das erreicht hat, müssten die<br />

Banken einen dicken Sonderbonus zahlen. Denn was ist jetzt die Folge? Monopoly auf<br />

Steuerzahlerkosten. […] Die Verkrustung der Wirtschaft, die damit ursprünglich einmal aufgelöst<br />

werden sollte, wird so bestimmt nicht geringer.« (Wiedeking in: «Spiegel» 2002, S. 94)<br />

Das Prinzip der Besteuerung nach finanzieller Leistungsfähigkeit scheint an manchen Stellen<br />

zunehmend gegenteilige Qualitäten zu erhalten. Je leistungsfähiger eine natürliche oder<br />

juristische Person ist, desto geringer wird die Quote entrichteter Steuern (im weitesten Sinn) und<br />

desto „günstiger“ kann sich das Verhältnis der wechselseitigen Transferleistungen von und zum<br />

Gemeinwesen ausfallen.

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