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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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138<br />

Ablehnung selbständigen Denkens ist im Bereich „moderner“ Konzepte von<br />

Unternehmensführung mehr die Regel als die Ausnahme. 407<br />

Unter diesen Umständen werden auch die berechtigten Aspekte des<br />

Shareholder-Value-Modells zugedeckt. Anhand des Shareholder-Price-<br />

Gedankens lassen sich finanzielle Notwendigkeiten und Bedarfe der<br />

Eigentümer strukturiert abbilden und in ein größeres und vielfältiges Ganzes<br />

einbringen.<br />

3.8.3 Führungsverständnis und Menschenbild: Bedeutungslosigkeit,<br />

Verantwortungslosigkeit<br />

Im vorigen Kapitel ist schon einiges im Hinblick auf das im Shareholder-<br />

Value-Ansatz propagierte Menschenbild und Führungsverständnis deutlich<br />

geworden.<br />

Das mit dem Shareholder-Value-Ansatz verbundene Menschenbild ist direkt<br />

aus dem Führungsverständnis abzuleiten. Leistungsbewertungs- und<br />

Entlohnungssysteme in Einklang mit den Eigentümerinteressen zu bringen,<br />

sei für den Wertschaffungsprozeß von zentraler Bedeutung. Erzielte<br />

Wertsteigerungen seien zu belohnen. 408 Führungskräfte, die nicht im<br />

Interesse der wertmaximierenden Bestrebungen der Eigentümer handelten,<br />

407 Alleinvertretungsansprüche unterschiedlicher Intensität sind nicht die Ausnahme, sondern die<br />

Regel unter Management-Gurus, die ihre (Heils-)lehre gewinnbringend unters Volk streuen<br />

wollen, z.B.: Michael Porter titelte den «Harvard Business Manager» 3/1997 so: »Nur Strategie<br />

sichert auf Dauer hohe Erträge: Die strategische Positionierung ist jetzt die Topaufgabe des<br />

Managements.« (Vgl. «Harvard Business Manager» Nr. 3/1997, Titelseite.) 2003 schreiben<br />

Nohria et al. in einer Folgeausgabe. »Die Formel 4+2 […] ist ein Kompass, der in jedem<br />

Unternehmen funktioniert« (Vgl. Nohria et al. 2003, S. 20.)<br />

Ein weiteres Beispiel ist die mittlerweile abgeebbte Welle des Total-Quality-Management<br />

(TQM). Im Untertitel des Standardwerkes für Manager steht schlicht »executive briefing«. Ein<br />

briefing ist eine genaue Instruktion bzw. eine Befehlsausgabe. (Vgl. Langenscheidt 1977, S. 152.)<br />

Der Anspruch ist, Manager so zu „briefen“, daß sie in der Lage sind, Ziele der Weltklasse zu<br />

erreichen. (Vgl. TQM 1995, S. 13.) Dort wird auch eine Kurve niemals endender<br />

Wettbewerbsvorteile gegenüber Wettbewerbern gezeigt. Für mich bleiben zwei Fragen: Wie ist<br />

es möglich, Vorteile zu erlangen, wenn (fast) alle das Gleiche machen und alle hinter einer<br />

„neuen“ Heilslehre herlaufen? Wenn es um materielle Wettbewerbsvorteile und damit um<br />

Gewinn geht, wie soll es dann möglich sein, eine nach oben offene exponentielle<br />

Wachstumskurve des Gewinnes zu realisieren? Ich kenne keine reale materielle Entwicklung, die<br />

nicht irgendwann und oft abrupt die Wende abwärts vollzogen oder zumindest das Ende<br />

quantitativen Wachstums (Sättigungstendenzen) erreicht hat.<br />

Reinhard Sprenger formulierte 1995 im «manager magazin»: »Die Älteren belächeln es schon<br />

lange: In regelmäßigen Abständen rennt die gesamte Wirtschaft - Lemmingen gleich - den<br />

aufsteigenden Ast der Worthülsenkonjunktur hinauf um ebenso regelmäßig in Katzenjammer<br />

abzustürzen. Das war bei CI so, das ist bei TQM so, das wird beim Reengineering so sein.<br />

Denkende Lawinen. Das gilt auch für betriebsinterne Normierungsversuche, die unter dem Kürzel<br />

ISO (International Organization for Standardization) Konjunktur haben. Hier feiert die<br />

Abschlußorientierung (Fremdbestätigung, Zeugnisse, Atteste) dröhnend ihren Sieg über<br />

Fähigkeitsorientierung. […] Keine Frage, autoritäre Vorgesetztenkulturen mit schwachen<br />

Führungskräften werden die Disziplinierungsgewinne einstreichen: Pünktlichkeit, Korrektheit,<br />

Unterwürfigkeit, Anpassung, Normdenken. Das ist die Grammatik der Frühindustrialisierung. Sie<br />

diszipliniert und infantilisiert die Mitarbeiter über Normzwänge.« (Sprenger 1995, S. 128 ff.)<br />

408 Vgl. Rappaport 1999, S. 133

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