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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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48<br />

Faktor im Produktionsprozeß zu betrachten. In seiner Habilitationsschrift<br />

hatte er zunächst ein vollkommenes Funktionieren von Mensch und<br />

Organisation angenommen. Am Ende seines Lebens angekommen beschrieb<br />

und deutete Gutenberg den damit angesprochenen sozial-organischen<br />

Aspekt seines Wirkens. »Ich bekam die soziale und die funktionale<br />

(technisch-organisatorische) Komponente des betrieblichen Geschehens<br />

nicht in eine überzeugende Einheit. .... Das ist der Grund, warum ich diesen<br />

Weg nicht ging.« 136 »Ich hatte Menschen und Maschinen immer nur als eine<br />

in Funktion befindliche Einheit erfahren.« 137 Im Menschen, dem »psychophysischen<br />

Subjekt«, versammelten sich alle jene »persönlichen und<br />

sachlichen Einmaligkeiten, die stören und […] ohne Interesse waren.« 138<br />

Führung sei »etwas Irrationales« und der quantitativen Erfassung nicht<br />

zugänglich. 139 »Unterschiedlicher Sachverstand, Temperamentsunterschiede,<br />

intuitive Begabung für die richtige Beurteilung wichtiger Situationen<br />

und viele andere Eigenschaften, wie sie nun mal in der Natur des<br />

Menschen liegen, prägen die Geschicke, ja die Geschichte von Unternehmen.«<br />

140 Diese zweite Sicht von Erich Gutenberg auf den Menschen ist<br />

durch den Begriff Produktionsfaktor nicht erfaßt. Das zeigt, daß Gutenberg<br />

das, was ihn bei der Entwicklung seiner Konzepte störte, am Ende als<br />

wesentlich für die Entwicklung von Organisationen gedeutet hat; Mensch<br />

sein und Mensch bleiben. Orthodoxe Technokratie pflegt die Wichtigkeit<br />

und Bedeutung dieser Qualität von Organisationen häufig so weitgehend zu<br />

ignorieren, daß in Äußerungen von Erich Gutenberg und genauso wie in<br />

Konzepte weiterer Größen marktwirtschaftlicher Theorie und Praxis<br />

Sinnentstellendes hineingedeutet und anschließend in die Praxis umgesetzt<br />

wird 141 . Die Theorie der Unternehmung von Erich Gutenberg ist damit nur<br />

ein Beispiel dafür, daß eine einseitig funktional-mechanistische Sicht auf<br />

Organisationen wesentliche Qualitäten von Organisation verdrängt.<br />

Rational beschränkte Zuschreibungen werden auch Person und Werk der<br />

Gründerväter rationaler Ansätze nicht gerecht. Mit ihnen verschwinden die<br />

menschlichen Qualitäten, die die Entstehung der Konzepte und ihre<br />

Qualitäten teilweise entscheidend geprägt haben müssen und die der<br />

Achtung und der Beachtung bedürfen. Gutenberg fühlte sich in der Ausarbeitung<br />

seiner Konzepte noch von persönlichen und sachlichen Einmaligkeiten<br />

„gestört“. Statt den Kern von Führung neutral als nicht-rational zu<br />

136 Gutenberg 1989, S. 27<br />

137 Gutenberg 1989, S. 237<br />

138 Gutenberg 1989, S. 41<br />

139 Vgl. Staehle 1991, S. 122.<br />

140 Gutenberg 1989, S. 41

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