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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Es ergibt sich insgesamt das Bild, daß in Unternehmen und Unternehmensmodellen<br />

Rationalität zumeist einen hohen und zugleich maskierenden und<br />

verfälschenden Stellenwert hat. Die psychischen Begleiterscheinungen von<br />

Konfliktmustern, die im Zusammenhang mit „Konkurrenz“ entstehen, sind<br />

leicht wahrnehmbar, jedoch oft nur schwer oder gar nicht in Organisationen<br />

bewußt zu verarbeiten, weil sie häufig nicht angesprochen werden dürfen<br />

oder können – sie sind wohl nicht selten ein Tabu 542 . Es ist eben meist doch<br />

nicht einfach Krieg, wenn davon gesprochen wird.<br />

4.6 Schlußfolgerungen: Konkurrenz und Krieg – Verantwortung und<br />

Kooperation<br />

Ob man einen »brutalen, wenn auch unblutigen Wirtschaftskrieg« 543 wie im<br />

«manager magazin» propagiert und vom «Ars Electronica Center»<br />

verbreitet überhaupt für eine realistische Perspektive halten kann, hängt<br />

davon ab, ob die Perspektive der Betrachtung in der real existierenden<br />

Informationstechnik und den dazugehörigen Konferenzräumen der eigenen<br />

Hausmacht stecken bleibt, oder ob der Blick über die Strukturen hinaus<br />

geweitet wird, zu denen man sich zugehörig wähnt. Das Erzeugen<br />

existentieller sozialer Not im allgemeinen und existentieller wirtschaftlicher<br />

Not im besonderen durch Mächtige gegenüber weniger Mächtigen auf der<br />

Basis wirtschaftskriegerischer Metaphern und Grundhaltungen schafft<br />

erhebliche Konfliktpotentiale, die zu Gewalthandlungen Unterlegener bzw.<br />

sich unterlegen Fühlender führen können. Kommt zur wahrgenommenen<br />

Ohnmacht auch noch die Selbst-Deutung ethisch-moralischer Überlegenheit<br />

oder religiöse Selbsterhöhung in Verbindung mit „missionarischer“ Haltung<br />

hinzu, muß man wohl die übelsten Formen (un-)heiliger Kriege in die<br />

Perspektiven und möglichen Konsequenzen eigenen Handelns einbeziehen.<br />

Wer mit Gewalt in fremde Organisationen eingreift, provoziert die<br />

Möglichkeit, daß in analoger Weise Gegengewalt erfolgt.<br />

die sich bis zur besinnungslosen Wut steigern können, »Drohstrategien führen zur<br />

Radikalisierung und zum explosiven Wuchern von Gewalt; dadurch neigt die Situation zu<br />

Akzeleration und sprunghaftem Ausweiten der sozialen Arena.« (Vgl. Glasl 1997, S. 240 ff., S.<br />

263, S. 271.) Wenn die angesprochenen Stufen angemessen illustrierend erwähnt sind, handelt es<br />

sich bei den Konflikten zwischen der WTO und Demonstranten unterschiedlichster<br />

organisatorischer Anbindung und geographischer Herkunft um ernste Konflikte auf einer Stufe<br />

zwischen 4-6 in der Konflikttypologie Glasls, aber wohl nicht um Qualitäten, die als „Krieg“<br />

bezeichnet werden sollten.<br />

542 Die Tabuisierung der destruktiven Dimensionen von Konkurrenz und gelebten Konflikten wurde<br />

für mich wahrnehmbar, als von höchster Stelle einer Organisation verhindert wurde, daß<br />

diesbezügliche Fragen in einen standardisierten Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit<br />

aufgenommen wurden.<br />

543 Sommer 1999, S. 280

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