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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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202<br />

ordnet Kluge die Aufgabe zu, Spielregeln und Werte als Rahmen für<br />

wirtschaftliches Handeln zu entwerfen. Solches ist jedoch eine kulturelle<br />

Leistung menschlichen Geistes, die Politik in rechtliche Normen und<br />

Rahmenbedingungen gießen kann. Das Ziel müsse es sein, eine neue Form<br />

des gesellschaftlichen Konsenses und der Verantwortung aller Beteiligten<br />

zu erreichen. 550 Der Betriebsratsvorsitzende von Siemens Alfons Graf<br />

vertritt die Auffassung, daß für sozialen Frieden eine weltweite<br />

Unternehmenskultur mit sozialen und arbeitspsychologischen<br />

Mindeststandards auf Dauer auch wirtschaftlich unverzichtbar sei. Sonst<br />

würde es irgendwann »krachen«, wie es die Arbeiterunruhen in Südkorea<br />

gezeigt haben. Insofern ist es notwendig, für Krisenzeiten Regeln der<br />

Unternehmenskultur festzuschreiben und zu institutionalisieren, damit sie<br />

keine Regeln für Schönwetterzeiten sind. Dieses setzt ein Umdenken und<br />

einen Bewußtseinswandel voraus, der Kopf und Herz zusammenbringt. 551<br />

Nicht nur Kosten, Produktivität, Aktienkurse und Genehmigungsdauern<br />

sind Standortfaktor. Bildung, Kompetenz und sozialer Friede und die darin<br />

wurzelnde Motivation von Menschen sind Voraussetzung dafür, daß sich<br />

die erstgenannten Faktoren überhaupt positiv entwickeln können.<br />

Wenn wie derzeit weit verbreitet vertreten wird, man solle einfach nur den<br />

Kapitalismus von seinen Fesseln und Vorschriften befreien, wirkt in<br />

Verbindung mit der Metapher Krieg die Metapher des totalen Krieges in die<br />

Wirtschaft eines alternden 552 Kapitalismus hinein. Totaler Krieg bedeutet<br />

aber nicht totalen Erfolg, sondern totale Euphorie, Hysterie, Angst,<br />

Verblendung und am Ende totale Zerstörung und Zusammenbruch in sich<br />

selbst, auch wenn die Formen des Krieges zunächst steril und aseptisch mit<br />

„weißem Kragen“ erscheinen.<br />

Wie gefährlich diese Haltung für die westlichen Gesellschaften auch mit<br />

Blick auf Kriege ist, die mit Waffen im engeren Sinn geführt werden, zeigt<br />

sich bei näherer Betrachtung von Wasser und den mit seiner Bewirtschaftung<br />

verbundenen Problemen. Wasser, das weit ungeschützter als bisher zur<br />

550 Vgl. Rother et al. 1999, S. 28 f.<br />

551 Kommentiertes Interview mit Alfons Graf, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Siemens<br />

AG; vgl. Hilzenbacher et al. 1997, Seite 28.<br />

552 Gründerzeiten, die vorbei sind, sind vorbei. Auch die Gründerzeit des Kapitalismus. Wenn man<br />

glaubt, die Gründerzeiten des Kapitalismus wieder herstellen zu können, ist das in den Prinzipien<br />

der „Küchenpsychologie“ ausgedrückt dasselbe, als wenn ältere Herren in die Disco gehen, Gel<br />

ins Haar schmieren und so tun, als wären sie noch der junge Hecht im Karpfenteich, und dabei<br />

übersehen, daß eher Geld, Vaterkomplex und Macht als Jugend imitierende Dynamik junge<br />

Mädchen anziehen können. Die Herren werden auf diesem Weg genauso zur bedauernswerten<br />

Karikatur junger Männer, wie der zunehmend verzweifelt auf jung geschminkte Kapitalismus, der<br />

doch mit jedem Schminken häßlicher wird. Der Tod ereilt die „Herren“ genauso wie den<br />

Kapitalismus westlicher Prägung beizeiten und im „Durchschnitt“ viel eher als die übrigen<br />

Anwesenden und wohl weit würdeloser und schmerzhafter, als es unter Verzicht auf<br />

Jugendillusionen möglich und sinnvoll wäre.

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