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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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nehmungen, Unterdrückungen, einseitige Interpretationen und/oder<br />

vorsätzliche Manipulationen auftreten. Verantwortliche brauchen daher<br />

persönliche Integrität, Wahrnehmungsfähigkeit und Fachkompetenz im<br />

Umgang mit Zahlenwerken und Statistiken und die Fähigkeit, diese<br />

Qualitäten auch bei Auftreten von als existentiell bewerteten Ängsten<br />

einigermaßen aufrecht zu erhalten. Ansonsten kann man „darauf wetten“,<br />

daß in den Daten und Analysen, die in einem wichtigen Zusammenhang<br />

kursieren, vorsätzlich und/oder fahrlässig erhebliche Abweichungen und<br />

fehlende Daten/Angaben auftreten. Es gibt dafür zahllose Beispiele vor<br />

unterschiedlichen Hintergründen, die man jedoch aus verschiedensten<br />

Gründen nicht oder nur anonymisiert beschreiben kann. Sie haben aber<br />

gemeinsam, daß sie für den modernen Alltag eben „alltäglich“ geworden<br />

sind. 698<br />

Der Zusammenhang von Angst, Kontrolle und Statistik kann anhand zweier<br />

Veröffentlichungen des Stanford-Psychologen Philip Zimbardo vertieft<br />

offenkundig in beiden modernen (ehemals) lebenden großen Wirtschaftssystemen und führt mit<br />

dem Versuch ihrer Monopolisierung zu vergleichbaren Folgen.<br />

698 Der Zusammenhang von Verzerrungen und Einseitigkeiten einerseits und persönlicher<br />

Betroffenheit andererseits ist in Veröffentlichungen häufiger sichtbar, ohne daß er von Seiten der<br />

Autoren besprochen wird. Manches wird klar, wenn Interessen der Auftraggeber von Gutachten,<br />

Ergebnisse von Gutachten und das Interesse von Gutachtern an Folgeaufträgen gemeinsam<br />

angeschaut werden. Die Spanne der Möglichkeiten reicht von geschönten Zahlen der<br />

Produktionskosten, Ausschußquoten, Maschinenlaufzeiten usw. in Produktorganisationen,<br />

interessengebundene Gutachten, über gefälschte Wahlergebnisse in Demokratien und in<br />

Diktaturen, von „optimistischen“ Einschätzungen der Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung von<br />

Großkrediten durch Bankvorstände und zugleich ängstlich automatisiert kontrollierten<br />

Kleinkrediten bis hin zur antragsgerechten Interpretation von Forschungsergebnissen, um<br />

Anschlußfinanzierung von Forschungsprojekten zu erleichtern. Die Stichworte Bilanzpolitik,<br />

Bilanzfälschung (vgl. Computerwoche 2002), Arbeitslosenstatistik, Inflationsstatistik gehören<br />

auch in diesen Zusammenhang.<br />

«Unicum» veröffentlichte zum Thema Daten- und Ergebnismanipulation im Wissenschaftsbetrieb<br />

«Die Daten-Friseure: Erkenntnis ist out, Ruhm und Geld sind verheißungsvoller…», der auch<br />

Hinweise auf Kontrollinstitutionen enthielt. (Vgl. Podbregar 2000)<br />

Der Zusammenhang von empirischer Statistik und Angst ist für mich darüber hinaus durch<br />

Erfahrungen wie denen hergestellt, daß Fragen in Mitarbeiterbefragungen aufgrund der<br />

Intervention von Vorstandsstäben nicht gestellt werden dürfen, oder daß die Bewertung von<br />

Mitarbeitern organisationsweit in jeder Abteilungen einer Normalverteilung mit vorgegebenem<br />

Mittelwert genügen mußte und daß Inhalte, Frageformulierungen und Auswertungen an<br />

„vermutete“ oder formulierte Interessen von Mächtigen wie Geldgebern, Auftraggebern und<br />

Beurteilern angepaßt werden können.<br />

In Zusammenhängen westlicher Organisationen sind die als existentiell wahrgenommenen Ängste<br />

je nach beruflichem Status in Situationen zu erwarten, wo es um den Verlust von Status,<br />

Einkommen, Arbeitsplatz, also um die Gefahr eines sozialen Abstiegs geht.<br />

Aufgrund von subjektiven Deutungen können gravierende Angstreaktionen auftreten, wie aus der<br />

erheblichen Verbreitung von Schlaftablettenkonsum, Alkoholkonsum und dem verbreiteten<br />

Konsumrausch zu entnehmen ist. Diese Existenzängste erscheinen zunächst als läppisch, wenn<br />

die Gefahren und Beeinträchtigungen für Leib, Leben, Gesundheit und Würde, denen Menschen<br />

in benachteiligten Staaten oft unausweichlich ausgesetzt sind, angeschaut werden. Deswegen<br />

werden die in modernen Organisationen auftauchenden Ängste in ihrer subjektiven Qualität nicht<br />

weniger quälend. Die darin lebendige Paradoxie wird deutlich, wenn man sich eingesteht, daß wir<br />

als westliche Konsumenten und Produzenten einen wichtigen Teil dazu beitragen, daß Zustände<br />

des Elends für die Betroffenen in benachteiligten Ländern ohne Hilfe zur Selbsthilfe seitens der<br />

sogenannten entwickelten Welt derzeit unausweichlich zu sein scheinen. So betrachtet herrscht

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