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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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7.4 …aus einem Beratungsprozeß zur Organisationsentwicklung<br />

Der Umgang mit Ratingskalen war im Rahmen eines Prozesses der<br />

Organisationsentwicklung entscheidend für die Qualität der Resultate einer<br />

Untersuchung der Organisationskultur. Da es sich um ein vertrauliches<br />

Fallbeispiel handelt, ist nur eine anonymisierte Darstellung möglich.<br />

Anhand von Ratingskalen, die in einem von vielen Beteiligten gestalteten<br />

sozialen Prozeß erarbeitet wurden, wurde in einer Organisation das Selbst-<br />

Bild herausgearbeitet, daß Mitarbeiter jeder Art gemeinsam rational an der<br />

Maximierung des Gewinnes und zum Nutzen der Kunden tätig sind. Dabei<br />

seien Menschlichkeit und gegenseitiger Respekt hohe Werte. Man gehe<br />

intern und in den Außenbezügen menschlich positiv miteinander um und<br />

brauche eine Modernisierung der rationalen und vernünftigen Strukturen der<br />

Organisation. Mit qualitativen Verfahren kam zum Vorschein: Es gibt<br />

hausintern an wichtigen Stellen grausame Kämpfe und Schlachten und harte<br />

Kriege mit Konkurrenten. – Nach meinem Eindruck waren beides Teilwahrheiten,<br />

die zusammen erst die Wahrheit dieser Organisation näherbringen<br />

können, für sich betrachtet aber schon fast zur Lüge wurden. Der qualitativ<br />

erarbeitete Teil wurde jedoch von Seiten des Vorstandes als illusorisch<br />

abgelehnt, da er nicht in Zahlen dargestellt war.<br />

Von Seiten des Betriebsratsvorsitzenden bestand der Wunsch, entsprechende<br />

Ratingskalen in einem zweiten Schritt „nachzuschieben“. Dieser<br />

Versuch wurde von Seiten des Vorstandes abgewehrt. Eine Unterdrückung<br />

von Fragen durch die Führung, die Widersprüche gelebter Kultur zur<br />

offiziell propagierten Kultur hätten zeigen können, war daher eine weitere<br />

Teilrealität in dieser Organisation. Die kriegerische interne und externe<br />

Realität der Organisation konnte so nicht Teil des offiziellen Bewußtseins<br />

der Organisationsrealität werden und waberte doch weiter unterdrückt durch<br />

die Flure der Organisation. Um ausgesprochen werden zu können, brauchte<br />

dieser Teil weiterhin Zeit und ein hohes Maß an Vertraulichkeit.<br />

7.5 Zusammenfassung<br />

1. Die aus Psychologie und Psychoanalyse bekannten Prozesse selektiver<br />

Wahrnehmung und der Abwehr von Realitätsbereichen werden durch<br />

die Anwendung quantitativ-analytischer Verfahren umgeformt, aber<br />

nicht abgeschwächt – auch nicht für Statistiker und Psychologen. Dies<br />

steht im Gegensatz zur weitgehend unbewußten Meßgläubigkeit in<br />

Organisationswissenschaft und –praxis. Dabei gibt es Ausprägungen,

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