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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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13.5.4 Lebenswandel aus Schicksal und innerer Haltung: Skizzen und<br />

Deutungsversuche<br />

Extrembeispiele hinsichtlich übelster äußerer Umstände können zeigen, daß<br />

die Haltung äußerer Determiniertheit des Menschen und die Vermutung von<br />

Zwängen, die ein bestimmtes Verhalten notwendig machen, Illusion sind<br />

und mindestens zeitweise bestehende persönliche Unfähigkeit zu Verantwortung<br />

aufdeckt. Opportunismus, Bequemlichkeit und mangelnde<br />

Aktivität sind letztlich immer auch persönliches Versagen – wer kann offen<br />

in den Spiegel schauen, ohne in seiner Biographie unangenehm viele<br />

Beispiele für die Realisierung einiger der vielen Spielarten des Versagens<br />

zu finden? Auch unter schlimmsten Umständen kann jedoch die Bewahrung<br />

und Entwicklung persönlicher Haltung möglich werden. Persönliches<br />

Versagen ist in solche Entwicklungen eingeschlossen und man kann kaum<br />

von bestimmtem Verhalten auf richtig, falsch, gut, böse sowie versagen oder<br />

nicht versagen schließen. Man kann schrittweise lernen, aufrecht zu gehen<br />

und andere darin zu respektieren und zu stützen – beides gehört untrennbar<br />

zusammen. Der individuelle äußere Preis dafür kann jedoch nicht weniger<br />

hoch werden, als der Preis für Opportunismus, Radfahren und angepaßte<br />

Bequemlichkeit, auch wenn er andere Qualität hat. Äußere Umstände lassen<br />

sich nicht wegdiskutieren und begrenzen den Rahmen des Möglichen.<br />

Wissenschaftliche, geld- nutzenmaximierende „Wertfreiheit“ und Neutralität<br />

werden so als genauso banal umgebildete wie fatale Reproduktion einer<br />

Haltung des Pontius Pilatus deutlich: die Hände im Wasser nicht vorhandener<br />

Unschuld zu waschen. 1455<br />

Das Ende des protestantischen Pfarrers Martin Bonhoeffer ist ein Beispiel<br />

für Möglichkeiten der Stabilität von Person und Würde unter allen<br />

Umständen. Er unterlag in letzter Konsequenz nicht dem grausigen Zeitgeist<br />

der Herrschaft der NSDAP in Deutschland, paßte sich äußerlich nicht wie<br />

gewünscht an, und verlor seinen Kontakt zu Gott letztlich auch nicht – im<br />

Gegenteil. Sein Leben des spirituellen Lichtes und menschlichen Begleiters<br />

in dunkler Nazizeit fand einen abschließenden Höhepunkt in der Nieder-<br />

1455 Der römische Statthalter Pilatus hatte noch versucht, die Kreuzigung Jesu Christi im Zuge eines<br />

traditionellen Gnadenaktes im Dialog mit dem Volk zu verhindern, bevor er dem Schicksal<br />

seinen Lauf ließ. Zu kommentieren, ob Pilatus alles tat, was tun er mußte, ob er alles tat, was er<br />

konnte und/oder ob er den ihm zugewiesenen Platz ausfüllte, entzieht sich meiner<br />

Bewertungsfähigkeit. Er versäumte nicht, seine Haltung klar zu machen: »Als Pilatus sah, daß er<br />

nichts ausrichtete, sondern der Lärm größer wurde, nahm er das Wasser, wusch seine Hände vor<br />

dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten. Seht ihr zu!« (Matthäus<br />

Kapitel 27, Vers 24)

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