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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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7 Sachlich-Menschliches: Möglichkeiten und Grenzen von<br />

Objektivität<br />

7.1 Leitfragen<br />

In Kapitel 6 wurden die subjektiven Anteile, die mit Statistik verbunden<br />

sind, von der methodischen Seite aus erschlossen. Hier geht es darum,<br />

dieselben Qualitäten durch die Betrachtung individueller und kollektiver<br />

geistig-seelischer Prozesse bei der Anwendung quantitativ-analytischer<br />

Verfahren durch die Bearbeitung folgender Fragestellungen zu erschließen:<br />

1. Was sind Zusammenhänge zwischen innerpsychischen Prozessen der<br />

Anwender statistischer Verfahren und ihren Auswirkungen auf die Qualitäten<br />

der Anwendung von solchen Methoden?<br />

2. Welche Auswirkungen haben diese Prozesse auf Ergebnisse im<br />

Hinblick auf das, was erfaßt wird und im Hinblick auf die nicht erfaßten<br />

Realitätsausschnitte?<br />

3. Welche Konsequenz hat solches für die Deutung und Wertung grundlegender<br />

Qualitäten der Anwendung formal-quantitativ gestützter Methoden<br />

der Erkenntnisgewinnung?<br />

7.2 Modelle und „Messung“ I: Formalisierte selektive Wahrnehmung<br />

Quantitative Untersuchungen zu organisatorisch und/oder psychologisch<br />

relevanten Fragestellungen sind in der Regel von dem Selbstverständnis<br />

geprägt, daß Sachverhalte gemessen würden. „Gemessen“ wird danach fast<br />

alles wie Arbeitsleistungen von Mitarbeitern, Arbeitszufriedenheit, Images<br />

von Produkten und Unternehmen, Werbewirkungen, Kosten, Intelligenz,<br />

Leistungspotential von Menschen. Über die bis hier in Abschnitt II<br />

geleisteten prinzipiellen Erwägungen hinaus kann auch pragmatisch gezeigt<br />

werden, daß dieser Anspruch in der Regel nicht zu halten ist 685 . Ausnahmen<br />

685 Diese Darstellungen stehen im Widerspruch zu außerhalb der Physik verbreiteten Auffassungen<br />

von dem, was Messung ist, z.B.:<br />

»Alle Sozialwissenschaften verstehen sich als empirische Disziplinen, sie verfahren bei der<br />

Gewinnung ihrer Aussagen im wesentlichen nach der gleichen Forschungslogik und bedienen<br />

sich der Instrumente aus dem gleichen Werkzeugkasten.« »Meßvorschriften […] geben an, auf<br />

welche Weise der Forscher seine gedanklichen Konzepte mit der Realität zu verknüpfen<br />

beabsichtigt.« (Kromrey 2000, S. 9, S. 198). Zimbardo hält es als Vertreter der „orthodoxen“<br />

akademischen Psychologie für zweckmäßig, Messung als die Zuordnung von Zahlen zu Objekten<br />

oder Ereignissen im weitesten Sinn nach bestimmten Regeln aufzufassen. (Vgl. Zimbardo 1995,<br />

S. 22 f.)<br />

Wegen der Beliebigkeit der Zuordnung der Zahlen zu Objekten, wenn wie oben angedeutet<br />

meßtheoretische Grundlagen ausgeklammert werden, ist in den aus Sozialwissenschaften bzw.<br />

Psychologie stammenden Definitionen dem Begriff der „Messung“ Beliebigkeit und Willkür<br />

zugeordnet. Definitionen können als solche nicht falsch sein. Es ist jedoch sinnverfälschend und

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