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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Gleichwohl kommt er auf dieser Basis zu Schlußfolgerungen, die den<br />

funktional-mechanistischen Rahmen in einer Weise überschreiten, die ich<br />

teile. Das soziotechnisch formulierte Bild der Organisation ist in der<br />

Sichtweise Morgans der Organismus-Metapher der Organisation<br />

zugeordnet. Es »bricht [an dem Punkt] zusammen, [an dem] Organisationen<br />

und ihre Umfelder zumindestens bis zu einem gewissen Grad als sozial<br />

konstruierte Phänomene betrachtet werden können. […] Organisationen<br />

[sind] zum großen Teil das Produkt von Vorstellungen, Ideen, Normen und<br />

Überzeugungen, ihre Form und Struktur ist also sehr viel zerbrechlicher und<br />

vergänglicher, als die erkennbare Struktur eines Organismus.« 1043 »Sicherlich<br />

gibt es viele materielle Aspekte von Organisation, wie zum Beispiel<br />

Grund und Boden, die Gebäude, Maschinen und Geld. […] Menschen<br />

[gelten] in dieser Sichtweise als Ressourcen, die es zu entwickeln gilt, und<br />

sind nicht mehr menschliche Wesen, die in ihrer Person selbst gewürdigt<br />

und darin ermutigt werden, ihre eigene Zukunft zu wählen und zu gestalten.«<br />

1044 »Doch in erster Linie sind Organisationen in ihrer Lebensfähigkeit<br />

– in Form von fortwährender Organisationsaktivität – auf die<br />

schöpferischen Aktivitäten von Menschen angewiesen.« 1045 Diese<br />

schöpferischen Aktivitäten gehen nicht zuletzt davon aus, daß es so viele<br />

konkrete Bilder von Organisationen und Menschen gibt, wie es Menschen<br />

gibt, die jedem Konzept und jedem Handeln ihre individuelle Färbung<br />

geben. Wenn es entscheidend wird, können aus dieser Individualität heraus<br />

Ökosystem sehen, indem die Protagonisten aufeinander angewiesen sind. (Vgl. Morgan 1997, S.<br />

69, S. 95 ff.) An diesem Punkt steht Morgan im Widerspruch zu sozialdarwinistischen<br />

Sichtweisen und er ist sich dieses Widerspruchs, wenn ich seine Überlegungen richtig deute,<br />

bewußt.<br />

Die Metapher »Organisation als Gehirn« basiert, so wie sie Morgan formuliert, ebenfalls auf der<br />

Maschinenmetapher. Er bezeichnet Gehirne und hochentwickelte Computer ohne erkennbare<br />

Vertiefung als »komplexere kybernetische Systeme«. Auf lange Sicht würde aufgrund der<br />

Entwicklung der Mikroprozessoren die Realität von Organisation »gleichbedeutend mit<br />

Informationssystem.« (Vgl. Morgan 1997, S. 122, S. 117.) Computer sind jedoch programmierte<br />

Maschinen, die das mechanistische Wesen nicht abgelegt, sondern in eine elektronische und<br />

zunehmend vernetzte Variante umgeformt haben. »Ohne Frage hat die Einführung des Computers<br />

in unsere bereits hochtechnisierte Gesellschaft […] lediglich die früheren Zwänge verstärkt und<br />

erweitert, die den Menschen zu einer immer rationalistischeren Auffassung seiner Gesellschaft<br />

und zu einem immer mechanistischeren Bild von sich selbst getrieben haben.« (Joseph<br />

Weizenbaum zitiert nach Borchers 2003, S. 77) Wenn man die Metapher Computer (=rechnende<br />

Maschine) als Metapher für das menschliche Gehirn anwendet und diese Metapher als Metapher<br />

für das Wesen einer Organisation benutzt, folgt daraus daher nicht ein Abschied, sondern eine<br />

Umformung und in gewisser Weise eine Verstärkung von mechanistischen Denkstrukturen im<br />

Umgang mit Organisationen. In einem Standardwerk zur Entwicklungspsychologie lautet eine<br />

Kapitelüberschrift »Die Mechanik der Kognition« (Vgl. Oerter et al. 2002, S. XV, S. 361.)<br />

Dessen ungeachtet ist es offenkundig, daß Morgan recht hat, wenn er formuliert, daß<br />

Organisationen sich durch die Einführung der Informationstechnik radikal verändern und immer<br />

weniger auf physisch und/oder strukturell lokalisierte und festgelegte Standorte angewiesen und<br />

in ihrer Rationalität beschränkt sind. (Vgl. Morgan 1997, S. 116 f, S. 113 f.)<br />

1043 Morgan 1997, S. 105<br />

1044 Morgan 1997, S. 105<br />

1045 Morgan 1997, S. 102.

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