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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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555<br />

Alleinige Beherrschung des Menschen durch Technik ist nur vordergründig<br />

möglich, real jedoch nicht existent, genauso wie falsch ist: „Geld regiert die<br />

Welt“. Die Vermutung, man werde durch die Technik terrorisiert oder gar<br />

beherrscht ist letztlich wohl wieder Flucht vor Verantwortung, da jegliches<br />

diktatorische System Menschen zur Inthronisierung und Stabilisierung<br />

braucht, auch wenn es nicht mehr personifiziert, sondern mittels Technik<br />

anonymisiert ist.<br />

Eine Schlüsselstellung innerhalb von vorwiegend technischen bzw. nach<br />

technischen Prinzipien gestalteten Systemen haben „Technokraten“. »Die<br />

Vorstellung, daß nur Techniker Technokraten stellen, ist grundverkehrt. Ein<br />

hoher Offizier kann ebenso als Technokrat wirken, wie ein hoher Jurist.<br />

Technokraten bilden sich in allen Berufen heraus, die sich auf Sachgebiete<br />

erstrecken und in irgendeiner Form von Wichtigkeit sind. Menschen, die<br />

große Fachkenntnisse haben, aber zu sachbezogen sind, als daß sie<br />

gleichzeitig in der Lage wären, die vielfältigen öffentlichen Interessen<br />

wahrzunehmen, sind Technokraten. Vielleicht läßt sich der Technokrat am<br />

besten mit dem moderneren und gröberen Wort »Fachidiot« umschreiben.<br />

Ein Experte hingegen, der die Dinge nicht nur von seinem Fachstandpunkt,<br />

sondern von einer generellen Position aus zu beurteilen vermag, ist kein<br />

Technokrat.« 1327 Verantwortungsübernahme im sachlich-menschlichen Sinn<br />

fehlt bei technokratischer Haltung. Diese Lücke muß sich in indiviueller<br />

Weise füllen.<br />

Bei Albert Speer ist ein immer wieder auftauchendes Motiv die Arbeitssucht.<br />

»Aber bald nachdem Hitler von mir Besitz genommen hatte, geriet<br />

ich in jenen hektischen und narkotischen Arbeitsrausch, den ich dann wie<br />

eine Droge brauchte. Selbst während der Ferien versuchte ich durch<br />

stundenlanges Herumfahren von Stadt zu Stadt, […] den erwünschten<br />

Zustand abendlicher Erschöpfung zu erreichen. Mein Verhältnis zur Arbeit<br />

ist ein Suchtproblem. […] Nur durch ein Übermaß persönlichen Einsatzes<br />

konnte ich den fehlenden Überblick, die unzureichenden Kenntnisse<br />

ersetzen.« 1328 Arbeitssucht kann vor diesem Hintergrund als Symptom von<br />

gelebter Technokratie und innerer Haltlosigkeit gesehen werden. Speer<br />

beschrieb die eigene Anfälligkeit für Sucht und Getriebensein so, daß ein<br />

Mangel an innerer Stabilität und Haltung deutlich ausgesprochen wird.<br />

»Aber ich frage mich mitunter, ob es nicht einen unerklärlichen Instinkt in<br />

mir gibt, der mich immer, ob ich es will oder nicht, dem Zeitgeist ausliefert;<br />

als trage mich die jeweils herrschende Strömung hierhin und dorthin. […]<br />

1327 Speer 1979, S. 74 f.<br />

1328 Speer 1975, S. 152 f.

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