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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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516<br />

Das Thema Essen wird so als sinnvolle Metapher für verschiedene<br />

Dimensionen organisatorischen Handelns sichtbar. Eßstörungen verdeutlichen<br />

Möglichkeiten des Mißlingens dieser Qualitäten von Organisation. Im<br />

Gelingen findet ein individueller und lebendiger bewußter Austausch im<br />

Rhythmus von Geben, Nehmen und Verarbeiten statt. Die stetig anwachsenden<br />

Phänomene von Zivilisationskrankheiten, von Nahrungsmittelskandalen<br />

und Eßstörungen zeigen die Aktualität und Bedeutung des Themas auf<br />

individuell-menschlicher Ebene.<br />

Es existieren verschiedene organisatorische Symptome, die als Entsprechung<br />

von Eßstörungen betrachtet werden können, wie:<br />

In der Zeit, in der das Modell „schlanke Organisation“ in der Form Mode<br />

war, daß Abspecken als solches Massentrend war, fanden sich in der<br />

einschlägigen Diskussion – wenn ich mich richtig erinnere – Formulierungen,<br />

wie „Abbau von Speckgürteln“ und „Wasserköpfen“, die umgangssprachlich<br />

mit Hilfe des Organismusbildes darlegen, daß Organisationshandeln<br />

Überflüssiges und Unpassendes abbauen, umwandeln oder darauf<br />

verzichten soll. Eine Eßstörung als solche ist damit aber noch nicht<br />

angesprochen. Sie findet erst in der selbstbezogenen Maßlosigkeit des<br />

Verzichts statt. Eine individuelle Ausprägung davon ist die Magersucht, die<br />

Lebensenergie, Vitalität und sinnvolle Handlungsperspektiven raubt und im<br />

Extremfall zum frühen Tod führt. Sie ist eine auf körperlicher Ebene<br />

ausgetragene Weigerung, Verantwortung zu übernehmen. 1244<br />

Der von Friedrich Glasl formulierte Slogan »Schlank werden oder sterben«<br />

1245<br />

prägt in inhaltlich gründlich mißverstandener Weise bis heute<br />

einäugige Kostenreduzierungsprogramme immer dann, wenn das Konzept<br />

„schlanke Organisation“ nicht zum Ausdruck einer von positiv sachlichen<br />

und menschlichen Idealen inspirierten Organisationspraxis wird, die<br />

maßvoll handelnd mit dem Blick für das Ganze in ihrem Umfeld wirkt und<br />

sinnorientiert Überflüssiges abbaut. Es fehlt in diesem Fall die Grundhaltung<br />

der schlanken Organisation, sich als sich entwickelnder Teil eines sich<br />

entwickelnden Ganzen zu begreifen und auch so zu handeln. »Wenn es dem<br />

ganzen Biotop gut geht, weil es ein Füreinander-, ein Zueinander-Arbeiten<br />

ist, dann geht es auch meinem Unternehmen gut! Wenn ich egozentrisch<br />

bin, geht es auch den anderen schlechter. Wenn ich […] versuche, meine<br />

Lieferanten zu würgen bis unter den Grenzpreis - dann schwäche ich den<br />

1244 Zu Eßstörungen vgl. Zimbardo 1995, S. 613. »Innerhalb der letzten 20 Jahre ist die Häufigkeit<br />

zweier Eßstörungen, [der Magersucht und der Bulimie], dramatisch gestiegen.« Zur Deutung der<br />

Magersucht vgl. Dahlke 1997, S. 180.<br />

1245 Glasl et al. 1994, S. 25

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