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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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damit zu »Zombies« degenerieren. 1033 Friedrich Glasl formuliert einen<br />

sinnvollen Hintergrund dieser Diagnose von Sievers. »Um die Nachteile<br />

dieser (eigene Erläuterung: formal-technisch dominierten) Beziehungsstrukturen<br />

zu mildern, wird immer wieder versucht, mit einer Schulung in<br />

«Human relations» eine mehr menschliche Note in die betriebliche<br />

Wirklichkeit zurück zu gewinnen.« Mit der Zeit sei jedoch aus »guten und<br />

fruchtbaren Ansätzen« bloße »Sozialkosmetik« und ein »Tun-als-ob«<br />

geworden. 1034 Wer intensiv geschminkte Menschen einmal abgeschminkt<br />

gesehen hat, weiß, daß Schein und Sein sich in Abhängigkeit von Authentizität<br />

gründlich ändern und auch nicht zu verbergen sind. Das gilt auch für<br />

nur metaphorisch überschminkte Verhältnisse. Daraus folgt die elementare<br />

Notwendigkeit, daß die Maschinenmetapher und die realisierten Maschinen<br />

so von Menschen umzubilden sind, daß sie den Realitäten von Leben<br />

insgesamt und somit auch menschlichem Leben gerecht werden kann. Wenn<br />

in „sozio-technischen Systemen“ kulturelle und soziale Realitäten mehr<br />

oder weniger bewußt überschminkt werden, bleibt Entfremdung und wächst<br />

Frustration ob der Täuschung.<br />

Der Verlust menschlichen Ringens um Wahrhaftigkeit und Ethik zugunsten<br />

von „Wertfreiheit“, „Objektivität“ und „Machbarkeit“ hängt mit der<br />

Maschinenmetapher eng zusammen. Wo alles gemäß konstruktivistischer<br />

Weltsicht gleich subjektiv und wertfrei ist – woher kommt dann eigentlich<br />

ein rationaler oder wissenschaftlicher Objektivitätsanspruch? – greift<br />

zwangsläufig Macht und damit mehr oder minder subtile Gewalt als<br />

Entscheidungskriterium ein.<br />

Der von mir an anderer Stelle bearbeitete Messungsbegriff entspricht dem<br />

technokratischen Steuerungs- und Managementbegriff und damit der<br />

Maschinenmetapher in Organisationen 1035 . Die einseitigen Festlegungen auf<br />

formale Methoden der Erkenntnisgewinnung entsprechen in ihrem<br />

strukturellen Objektivitäts-, Kontroll- und Meßbarkeitsanspruch einer<br />

Organisation, die auf der bewußten Ebene auf eben diese Ansprüche hin<br />

überwiegend im Sinne der Maschinenmetapher organisiert wird.<br />

Das Entstehen von Organisationen als Konstruktions-, Planungs- und<br />

Produktionsprozeß funktional zu betrachten führt jedoch auf der geistigideellen<br />

Ebene wie auch auf der Realisationsebene zu unüberwindbaren<br />

1033 Vgl. Sievers 1990, S. 85.<br />

Solange nicht klar ist, daß Maschinen dem Menschen zu dienen haben, werde ich „gestört“ und es<br />

ist klar, daß das Verhältnis des Menschen (auch meines) zu sich selbst und seinen Produkten<br />

gestört ist.<br />

1034 Vgl. Glasl et al. 1996, S. 174, S. 184.

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