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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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wir seit dem 17. Jahrhundert – nach der Vorgabe von Descartes – ungewöhnlich<br />

scharf als Geist (res cogitans) und Materie (res extensa) trennen,<br />

fällt ihnen weder ein noch auf.« 853 Einfach formuliert geht es Fischer um<br />

unmittelbar wirkende Wechselwirkungen zwischen Geist und Materie, die<br />

sich bei Pauli außergewöhnlich, kräftig, aber in Teilen weder kultiviert noch<br />

kontrolliert aber sinnvoll Bahn brechen. »Die ›klassischen Naturwissenschaften‹«<br />

hatten noch die »unkontrollierbaren und unbewußten Faktoren<br />

aus den sodann reproduzierbaren Versuchsbedingungen eliminiert« und so<br />

alle vorhandenen Sinnzusammenhänge »zerstört« 854 . Wolfgang Pauli setzte<br />

an diesem Punkt des Verdrängten eben auch nicht-rationale Ausrufezeichen<br />

wissenschaftlicher und persönlicher Natur. Diese Ausrufezeichen bedeuten<br />

aber auch, daß Sinnzusammenhänge nicht zerstört werden, sondern nur<br />

gestört und in das Unbewußte gedrückt werden können. Pauli postulierte<br />

denn auch, daß Simultangesetze nicht kausaler Natur einen sinnhaften<br />

Zusammenhang stiften, »der sich in Entwicklungslinien äußert und dem<br />

Geschehen eine zweckhaftes (finales) Aussehen gibt.« 855<br />

Weitere Schlußfolgerungen aus der modernen Physik sind eindeutig:<br />

Neutralität und Wertfreiheit von Beobachtung, Experimentieren und<br />

Handeln sind Illusion. Der Mensch ist Beteiligter und nicht nur Beobachter<br />

des Geschehens. Beobachter und Beobachtetes sind vielmehr ein Phänomen<br />

das gemeinsam Entwicklungen unterliegt. 856 Die Realität ist paradox bis hin<br />

zur Existenz von Widersprüchen und polar im Sinne von zusammengehörigen<br />

Gegensätzen aufgebaut. 857 Die aktuell dominierenden Weltbilder der<br />

Weitere gleichermaßen imposante wie teilweise urkomische Beispiele des zweiten „Pauli-<br />

Effekts“ finden sich bei Fischer 2000 auf S. 132 ff.<br />

853 Fischer 2000b, S. 135<br />

854 Vgl. Pauli 1993, S. 703; Fischer 2000, S. 155.<br />

855 Vgl. Fischer 2000., S. 40 f., S. 153.<br />

856 Niels Bohr prägte den Begriff der Komplementarität. als Begriff dafür, daß bei<br />

wissenschaftlichen Experimenten die Wechselwirkungen zwischen Meßgerät und Objekten<br />

Auswirkungen haben, die Teil des beobachteten Phänomens sind. So werden Beobachter und<br />

Beobachtetes zu einem Phänomen und müssen gemeinsam betrachtet werden. (Vgl. Bohr 1985, S.<br />

108.) Gemäß der Heisenbergschen Unschärferelation kann man schon in der Physik »nicht<br />

einfach von der Natur ‹an sich› sprechen […], wir müssen uns, wie BOHR es ausgedrückt hat,<br />

dessen bewußt werden, daß wir nicht nur Zuschauer, sondern stets auch Mitspielende im<br />

Schauspiel des Lebens sind.« (Heisenberg 1976, S. 12)<br />

857 Vgl. Bohr 1985, S. 108. Zu den physikalischen Konkretisierungen des Polaritätsprinzips zählt die<br />

Welle-Teilchen-Dualität, die in allgemeinverständlicher Weise von Capra besprochen wird. (Vgl.<br />

Capra 1987, S. 16.) Licht erscheint, je nachdem wie man es anschaut, mal als Welle und mal als<br />

Teilchen, ohne daß man bisher glaubt zu wissen, was Licht ist. Für physikalisch nicht<br />

durchgebildete Menschen wie mich wird es zunächst völlig überraschend, daß die Untersuchung<br />

von Teilen der Materie (den Elektronen) ebenfalls zu Ergebnissen führt, die als Welle-Teilchen-<br />

Dualismus aufgefaßt werden. »Das heißt, die Elektronen, die als Teilchen auf dem Schirm<br />

eintreffen, sind als Wellen durch den Doppelspalt gelaufen. Dies ist das Quantenparadox.«<br />

(Fischer 1996, S. 164) Damit ist nicht einmal mehr eindeutig klar, ob Materie Materie (Teilchen)<br />

oder Energie (Welle) ist. Betrachtet man die berühmte Einsteinsche Formel m=E/c 2 , läßt die<br />

Überraschung nach, da Masse und Energie in dieser Formel in einer klaren Beziehung stehen. Die<br />

Idee der Existenz sich qualitativ ergänzender bzw. gegensätzlicher Realitäten, die zueinander

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