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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Wolfgang Staehle schreibt dementsprechend in seinem Klassiker der<br />

Managementlehre, daß die ausgefeiltesten Fremdkoordinationsinstrumente<br />

nicht nur an den Tatsachen von Komplexität und Dynamik des Wandels<br />

äußerer Gegebenheiten scheitern können, sondern auch an frustrierten<br />

Mitarbeitern mit unbefriedigten Selbstverantwortungs- und Selbstgestaltungsbedürfnissen.<br />

1122 Ein Fabrikarbeiter formulierte dazu passend: »Ich<br />

lebe in einer demokratischen Gesellschaft. Warum soll ich 8 Stunden am<br />

Tag den Befehlen meines Chefs gehorchen? Er führt sich auf wie ein<br />

verdammter Diktator, schickt uns herum und schreibt uns vor, was wir zu<br />

denken und zu tun haben. Woher nimmt er das Recht, sich so aufzuführen?«<br />

1123 In enger Anlehnung an Überlegungen von Gareth Morgan zum<br />

Bild der Organisation als Organismus werden Konsequenzen deutlich, die<br />

aus einer maschinenanalogen Haltung gegenüber Mitarbeitern resultieren:<br />

Stellen Sie sich eine Organisation »vor, in dem die menschlichen Bedürfnisse<br />

auf den höheren Ebenen von Maslows Bedürfnishierarchie auf<br />

Fließbandtechnologie treffen, die von Routine, langweiligen und eintönigen<br />

Arbeiten gekennzeichnet sind. Das führt zu Desinteresse und Entfremdung<br />

bei den beteiligten Menschen, woraus sich Spielchen und Sabotage als<br />

Mittel zur Erlangung von Selbstachtung ergeben. Die von Reibung<br />

gekennzeichnete Interaktion zwischen den Subsystemen kann in diesem Fall<br />

leicht zu einem ständigen Kampf zwischen Arbeitnehmern und dem<br />

Management führen, zu einer hohen Krankheitsrate, zu sehr viel Fluktuation,<br />

wenn genügend neue Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, zu minderwertigen<br />

Produkten, einer geringschätzigen Sicht der Organisation und<br />

einem negativ gefärbten Selbstbild.« 1124<br />

Im technisch-instrumentellen Subsystem sind die Prinzipien humanistischer<br />

Arbeitsgestaltung sinnvoll anzuwenden. Eine Nicht-Beachtung dieser<br />

Prinzipien schafft auch im produzierenden Schwerpunkt von Produktorganisationen<br />

Konfliktpotential, das leistungs- und kreativitätsmindernd in die<br />

Organisation zurückwirken kann.<br />

professionelle Organisationen und Dienstleistungsorganisationen sind naturgemäß von solchen<br />

Symptomen unmittelbarer betroffen als Produktorganisationen, in denen eine Mißachtung ihrer<br />

Mitarbeiter länger und tiefergehend realisiert werden kann, ohne daß deswegen die Organisation<br />

unmittelbar in eine Existenzkrise geraten muß. Daß Mißachtung von Mitarbeitern auf kurz oder<br />

lang zu „suboptimalen“ ökonomischen Resultaten führen muß, ist jedoch auch für<br />

Produktorganisationen klar.<br />

1122 Staehle 1991, S. 528<br />

1123 Aussage eines Fabrikarbeiters, zitiert nach Morgan 1997, S. 201<br />

1124 Morgan 1997, S. 100<br />

Morgan verwendet den Begriff »soziotechnisches System« und nicht den Begriff Organisation.<br />

Sowohl die Organismusmetapher der Organisation als auch reale Organisationen umfassen<br />

qualitativ mehr anderes, als der Begriff »soziotechnisches System« nahelegt: Nichtmechanistisches.<br />

Daher verwende ich den offeneren und umfassenderen Begriff „Organisation“.

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