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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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603<br />

1. »NACKTER EGOISMUS« als ›Ideal‹ der Marktgesellschaft und zugleich<br />

als psychischer »Untergrund der M[ärchen]gesellschaft«, die eine<br />

Regression auf kindliches Geistesniveau durchlebt, 1417<br />

2. Unterschiede zwischen postulierter und gelebter „Rationalität“ in<br />

modernen Gesellschaftsrealitäten und Irrationalitäten, Aberglauben und<br />

Angst-Aggressions-Muster angesichts des Lügen-Märchens von der<br />

rationalen Maschine Mensch.<br />

Erst mit der Verbreitung der Grimmschen Märchen bekam der Begriff<br />

seinen modernen und unscharfen Charakter der Volkspoesie. 1418 Von den<br />

unterschiedlichen Deutungsmustern über die Gattung der Märchen seien<br />

hier noch zwei weitere genannt, die mir für „erwachsene“ und<br />

organisatorische Zusammenhänge wichtig zu sein scheinen. »Das<br />

M[ärchen] bezieht seine Bedeutung nicht daraus, daß es abseits der<br />

Wirklichkeit angesiedelt ist, sondern daraus, daß es in verdichteter Weise<br />

etwas von dieser Wirklichkeit vermittelt, von den Spannungen in Familien<br />

und Gruppen, von den Problemen und den Gefahren des Größerwerdens,<br />

vom Umgang mit Vertrautem und Fremdem.« Die zweite Deutungsart findet<br />

ihre Ausprägungen in unterschiedlichen tiefenpsychologischen Deutungen<br />

einzelner Märchen. 1419<br />

Eine weitere Perspektive öffnet die Etymologie. Das Wort Märchen hat<br />

einen altirischen und einen keltischen Stamm und läßt sich auf die<br />

Bedeutung „große Nachricht“ zurückverfolgen. 1420 Im Mythos drücken sich<br />

wie im Märchen über viele Generationen wirkende Wahrheiten aus, die das<br />

Menschliche und das Allzumenschliche und/oder seine Bezogenheit auf<br />

etwas Unsinnlich-Göttliches in Erzählform wiedergeben. So lassen sich<br />

Wahrheiten, Härten und Grausamkeiten ausdrücken, die in der direkten<br />

Vermittlung angstbesetzt sind und in rationaler Formulierung wesentliche<br />

Qualitäten verhüllen.<br />

Für mich zeigte sich viel weniger in eingehender wissenschaftlich-analytischer<br />

Durchdringung, als viel mehr in individuell erlebenden<br />

Begegnungen mit Mythen und Märchen, daß sie mit dreierlei Qualitäten in<br />

1417 Vgl. Bächtold-Stäubli 1986 Bd. 5, Spalte 1600 (eigene Hervorhebung durch Schrifttyp<br />

„Kapitälchen“)<br />

1418 Vgl. Brednich et al. 1999, S. 251 ff.<br />

1419 Vgl. Brednich et al. 1999, S. 262.<br />

1420 Vgl. Dött 1994, S. 9 und zu einer Gesamtcharakteristik des Begriffes Märchen Bächtold-Stäubli<br />

1987 Bd. 5, Spalte 1597 ff., z.B.: Martin Luthers Adventslied „Der guten neuen Mär bring ich<br />

euch so viel…“. »Das Wort ist eine Verkleinerungsform von […] ´Kunde, Nachricht´. […] Dies<br />

ist ein Abstraktum zu ´verkünden´ […] und ein Faktitivum zu […] ´berühmt´.« (Kluge 1995, S.<br />

539) Vgl. weiterhin Grimm 1885, S. 1618 f.

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