25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

191<br />

beschreibt die Eskalation des »Wirtschaftskrieges« als Tendenz zum<br />

subjektiv wahrgenommenen Kampf um das nackte Überleben. »Wenn alle<br />

nach mehr Geld drängen, wird der Wettbewerb so unerbittlich, daß selbst<br />

die Erfolgreichsten meinen, wieder ums Überleben kämpfen zu müssen.« 527<br />

Abstumpfung und Brutalität in allen Formen sind so betrachtet fast<br />

zwangsläufig. Soros beschreibt eine dazu passende Facette seiner persönlichen<br />

Haltung als aktiver Spekulant. Er geriet jedesmal in »ganz besondere<br />

Erregung«, wenn er »die Spur eines anfänglich selbstverstärkenden, aber am<br />

Ende selbstzerstörerischen Prozesses aufnahm. Mir lief das Wasser<br />

zusammen, als wäre ich einer von Pawlows Hunden.« 528 Damit beschreibt<br />

Soros sein Verhalten als reflexartig, gierig und in gewisser Weise tierisch.<br />

Er konnte so gesehen zu diesem Zeitpunkt fast nicht anders, als Witterung<br />

aufzunehmen und sich an dem zerstörerischen Spiel zu beteiligen, mit<br />

exorbitantem finanziellem Erfolg. Aber eben nur fast. Wer tief in Gier<br />

verstrickt ist, hat es schwer, diese Verstrickung zu lösen, wie jeder weiß, der<br />

Sucht erlebt und/oder durchlebt hat. Sucht kann als Konformitätsdruck von<br />

innen aufgefaßt werden, der umso stärker wird, je stärker Sucht ausgeprägt<br />

ist. Je süchtiger der Betroffene ist, umso mehr verengt sich die Person zum<br />

Schatten ihrer selbst. Das Denken und Verhalten Betroffener wird zunehmend<br />

eindimensional auf Suchtverhalten gerichtet. Da helfen werde auf<br />

Analysen und EDV basierenden Expertensysteme noch vernünftige Einsicht<br />

allein.<br />

Der für eskalierende Konflikte und für Sucht typische Konformitätsdruck ist<br />

auch von außen erheblich, wie George Soros feststellt. »Doch ist der<br />

Marktfundamentalismus inzwischen so mächtig, daß alle politischen Kräfte,<br />

die sich ihm zu widersetzen wagen, kurzerhand als sentimental, unlogisch<br />

oder naiv gebrandmarkt werden.« 529 »Die Globalisierung diktiert den<br />

Unternehmen, wem allein sie verantwortlich sind – ihren Aktionären«. 530 Es<br />

scheint vor diesen Hintergründen nicht abwegig zu sein, den Konformitätsdruck,<br />

der seitens Verantwortlicher der Finanzmärkte aufgebaut wird, als<br />

projizierende Übertragung und Ausbreitung von eigenem Suchtverhalten zu<br />

deuten.<br />

Innerhalb von Organisationen kann der Widerspruch zwischen den Notwendigkeiten<br />

und dem Willen zur Kooperation einerseits und der gelebten<br />

527 Soros 1998, S. 258<br />

528 Soros 1998, S. 90. Soros spielt hier auf die „klassische Konditionierung“ an, die der russische<br />

Physiologe Iwan Pawlow an Hunden untersucht hat. Ein ursprünglich neutraler Reiz (Glocke) löst<br />

bei wiederholter zeitnaher Verabreichung von Futter einen Reflex aus (Speichelfluß). Pawlow ist<br />

damit einer der Begründer des „Behaviorismus“, der Menschen als physiologische Reiz-<br />

Reaktions-Maschine betrachtet. (Vgl. Zimbardo, S. 9 ff., S. 266 ff.)<br />

529 Soros 1998, S. 26 f.<br />

530 Soros 1998, S. 101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!