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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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vi<br />

Gegeben sei ein beliebiges materielles Objekt der Wahrnehmung und ein<br />

erkennendes Subjekt. Letzteres sei ein Mensch, dem dieses allgemeine<br />

Objekt zum Gegenstand des Interesses geworden ist.<br />

Der Erkenntnisprozeß verläuft verkürzt auf seine Kernschritte in dieser Welt<br />

dann folgendermaßen: Das Wahrnehmungsobjekt stimuliert die Sinnesorgane<br />

mittelbar bzw. unmittelbar. 1513 Der Mensch nimmt das Objekt wahr,<br />

indem er in Bezug auf das Objekt aus den verschiedenen Sinnesreizen, die<br />

durch elektrochemische Prozesse in die entsprechenden Gehirnregionen<br />

übertragen werden, ein Bild des Objektes konstruiert. 1514 Dieses hat<br />

materiell keine Ähnlichkeit mit dem Ursprungsobjekt, weil die neuronalen<br />

Vorgänge des materiellen Denkens eine völlig andere materielle Substanz<br />

haben als jedes beliebige Erkenntnisobjekt, das räumlich außerhalb des<br />

menschlichen Körpers ist. In einer materiellen Welt ohne geistigen Inhalt<br />

entsteht also die Vorstellung von der Wirklichkeit in lokal materiell<br />

aufzufindender »innerer Repräsentation des personalen Raumes im<br />

Gehirn«. 1515 Der Mensch ordnet das Objekt in den personalen Raum<br />

aufgrund seines materiell wahrnehmbaren Status ein. Die Welt ist materiell,<br />

daher muß auch das Bewußtsein materiell sein.<br />

Annahmen: Der Mensch finde die „richtige“ Bezeichnung für das zu erkennende<br />

Objekt. In einer materiellen Welt muß der Nominalismus gelten. Alle<br />

Begriffe sind dann Bezeichnungen für materielle Gegenstände.<br />

Daraus folgt für eine rein materielle Welt, daß die gebräuchliche Bezeichnung<br />

für das Objekt gefunden wurde. Ein geistiger Inhalt der Begriffe ist in<br />

der materiellen Welt nicht vorhanden.<br />

Ändert sich die Wirklichkeit in diesem Erkenntnisprozeß? Die Wirklichkeit<br />

besteht aus Erkenntnisobjekt und erkennender Person. Wenn der Mensch<br />

das Objekt „erkannt“ hat, dann haben sich in dieser materiellen Sichtweise<br />

in den peripheren Sensoren und in seinem Organ des Denkens – dem Gehirn<br />

– komplexe physiologische Vorgänge der Wahrnehmung, des Denkens, der<br />

gefühlsmäßigen Regungen und des Gedächtnisses abgespielt. 1516 Es<br />

1513 Problem: Bei hinreichender Genauigkeit der materiellen Beobachtung des Tastsinnes auf<br />

atomarer Ebene findet eine unmittelbare Berührung zwischen zwei Objekten nicht statt. Weit<br />

größere Schwierigkeiten treten bei genauer Betrachtung des Verhältnisses von Auge und Licht<br />

auf. Popper stellt fest, daß Licht keine Materie ist (vgl. Popper, in: Popper et al. 1982, S. 25.).<br />

Wenn diese Annahme stimmt, müßte in einer rein dinglich-materiellen Welt ewige Finsternis<br />

herrschen. Deswegen ist es folgerichtig, daß dieser Standpunkt von der Physik aufgegeben wurde.<br />

Der momentan vertretene Standpunkt ist der, daß Licht je nach Brauchbarkeit als Lichtteilchen<br />

oder als Wellen modelliert werden.<br />

1514 Kandel 1996, S. 327 ff., 372 ff.<br />

1515 Kandel 1996, 332 ff.<br />

1516 Für eine Einführung in die hier bearbeitete neurowissenschaftliche Sichtweise auf die<br />

Wahrnehmung und der mit ihr verbundenen Prozesse vgl. Kandel et al. 1996, S. 372 ff.

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