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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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584<br />

tion, Verlust der Mitte, Verlust der Friedensfähigkeit und Friedfertigkeit,<br />

Rückzug in das Schneckenhaus DV-Technik (Bildschirm, Augumented<br />

Reality, Virtual Reality) Manipulierbarkeit, Verlust der inneren und äußeren<br />

Autonomie (Informationssucht, mangelnder Datenschutz etc.) 1386 .<br />

Eine Wurzel der so skizzierten Aktivierungspotentiale für die Schattenseiten<br />

menschlichen Handelns ist die „Trial and Error“ genannte prinzipielle<br />

Haltung von Versuch und Irrtum und ihre Übergriffe von der Welt der<br />

Datentechnik in die allgemeine Realität. Mit dieser Haltung wird irrtümlich<br />

unterstellt, daß das eigene Tun im allgemeinen und Fehler im besonderen<br />

scheinbar keine beachtenswerten Folgen haben – notfalls zieht man den<br />

Stecker aus der Steckdose und startet den Rechner neu. Diese Haltung<br />

stimmt für sich betrachtet schon nicht, weil die Form des Arbeitens<br />

entscheidend die Inhalte und damit die Qualität des eigenen Tuns mitbestimmt<br />

und weil diese Qualitäten gegenüber anderen Personen und<br />

Institutionen sichtbar werden und zu Reaktionen führen 1387 . Endgültig fatal<br />

1386 Die Tendenz, den Menschen und seine Lebenswelt mittels DV-Technik immer mehr zu<br />

vernetzen, läßt eine weitere Ablösung von natürlichen Prozessen und eine weitere Verbindung<br />

von menschlichen und technischen Prozessen unausweichlich erscheinen. Entwicklungen von<br />

Bioadaptern (direkten Mensch-Maschine-Schnittstellen), tragbaren Computern, die ständig<br />

Zusatz-Informationen einspielen (und so andere Wahrnehmungen unterdrücken) bis hin zum<br />

automatisch bestellenden Kühlschrank mit Internet-Verbindung lassen diese Entwicklung aus der<br />

Perspektive des in den industrialisierten Gesellschaften aufgewachsenen Menschen als<br />

zwangsläufig erscheinen. Daraus ergibt sich, daß Lebensqualität von Menschen heute und noch<br />

mehr in Zukunft erheblich vom Grad der Selbstbestimmtheit im Umgang mit Technik abhängt.<br />

Das gilt umso mehr, je näher und umfassender die Technik in die Natürlichkeit des menschlichen<br />

Leibes eindringt. Plakativ formuliert ergeben sich zwei Perspektiven für die weitere Entwicklung:<br />

Kollektivierung und Unterdrückung menschlicher Individualität in weit krasserer und<br />

umfassenderer Form, als es bisherige politische Zwangssysteme je zustande gebracht haben, oder<br />

das Erlernen selbstbestimmten Umgangs und selbstbestimmter Entwicklung von Technik. Die<br />

Tatsache, daß Technik zunehmend in den menschlichen Körper eindringt, zeigt die ultimative<br />

Dringlichkeit, mit der jeder einzelne gefordert ist, Art, Umfang und Motive von Technikeinsatz<br />

und Technikkonsum zu durchdenken und aus einer bewußten Haltung heraus selektiv zu<br />

vollziehen.<br />

Die dem gegenüberstehende Schattenperspektive ist literarisch und filmisch vielfach umgesetzt<br />

worden. Das der science-fiction (ist nicht jede innovative Wissenschaft science-fiction – ein<br />

Entwurf zukünftiger Welten?) entstammende Volk der Borg ist eine Ausformung dieser<br />

Perspektive. Die Borg sind ein vampiristisches Volk von Mensch-Maschine-Mischwesen aus der<br />

Fernsehserie «Raumschiff Voyager», die zur Star-Trek-Reihe von Gene Roddenberry gehört. Sie<br />

assimilieren alles in ihr Kollektiv, das ihnen interessant erscheint, hinterlassen eine grausige Spur<br />

der Verwüstung und wähnen sich als höchststehendste Existenzform - »Widerstand ist zwecklos«.<br />

Die Romane «1984» von George Orwell und «brave new world» von Aldous Huxley gehören<br />

auch an diese Stelle. (Vgl. Huxley 1986 und Orwell 1991 (Erstausgabe 1959)<br />

1387 Drei Beispiele zur Illustration:<br />

1. Im Internet hinterläßt jeder „Klick“ und jede Eingabe Spuren, die andere Personen und<br />

Institutionen zu ihren Zwecken – Information, Kommunikation, Kommerz – weiterverwenden.<br />

Kommunikation mit Interessierten, die sonst nicht zustande gekommen wäre, ist eine positive<br />

Seite, die Flut unerwünschter Werbebotschaften (Spam) eine negative Seite der Vernetzung.<br />

2. Die Qualität der Vertiefung in geistige Inhalte ist mit dem Medium Papier in jedem Fall eine<br />

andere, als mit dem Medium Bildschirm. Ich komme bis heute bei qualitativ hochwertigen<br />

Inhalten nicht ohne ein intensives Auseinandersetzen mit geschriebenen oder gedruckten<br />

Versionen aus, wenn ich die Inhalte wirklich verstehen und verarbeiten will. Ich brauche auch<br />

das „Zu-Papier-bringen“ von Grundsätzlichem. Ob das ausschließlich meiner altersbedingten<br />

Sozialisation zuzuschreiben ist, kann getrost abgewartet werden. Meine Vermutung ist jedoch,<br />

daß das Medium Buch grundsätzlich Vertiefung und Verinnerlichung eher zuläßt, als das<br />

Medium Computer – es ist weniger technisch und als solches in gewisser Weise freilassender

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