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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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sein. So wie das kein anderer könnte, weiß ich, wie das ist, ich zu sein. Von<br />

innen beobachtet, scheint das Bewußtsein ein Phänomen des Alles-oder-<br />

Nichts – ein inneres Licht […] zu sein.« 769 Werner Trutwin beschreibt die<br />

Weltreligionen als »Wege zum Licht.«<br />

Mit Kontemplation sind nicht nur die Lichterfahrungen verbunden. Das<br />

Ansehen des eigenen Schattens und das Annehmen der dazugehörigen<br />

Erschütterungen gehört dazu.<br />

Der Schatten findet in unterschiedlichen Ausprägungen in kontemplativen<br />

Schulen und psychologischen Sichtweisen mit kontemplativen Bezügen<br />

Ausdruck. In der analytischen Psychologie C.G. Jungs ist der Schatten<br />

konstituierender Anteil des menschlichen Wesens und in seiner nichtintegrierten<br />

Form weitgehend unbewußt. Das Triebhafte Es der Psychoanalyse<br />

nach Sigmund Freud bildet die häufig vom Ich verdrängte Eigendynamik<br />

des physischen Leibes ab, der nachzugehen nicht immer so empfehlenswert<br />

ist, wie moderne Lebenshaltungen von Konsum„idealen“ es<br />

vorgeben 770 . Im anthroposophischen Menschenbild, das auf Rudolf Steiner<br />

zurückgeht, ist der Doppelgänger zu nennen. Der Doppelgänger in seinen<br />

schillernden Tiefendimensionen und Begriffe wie Widersacher, Verführer<br />

zeigen die Verwurzelung dieser Qualitäten in der mitteleuropäischen<br />

Geistesgeschichte und mit den Realitäten, die ich in den einführenden<br />

Kapiteln skizziert habe: Licht, Schatten, Bewußtes und Unbewußtes. 771<br />

Schmid formuliert weitere Bedeutungen eines individuellen Zugangs zur<br />

Innerlichkeit: »Wissenschaftlichkeit muß sich mit Einsicht verbinden,<br />

Rationalität mit dem Sinn fürs Leben. Wissenschaft und Mystik können nur<br />

vereint oder überhaupt nicht überleben. Alleine wird die eine von ihren<br />

eigenen Widersprüchen zerrissen, und die andere, die Mystik 772 , tröstet<br />

769 Hofstadter et al., 1988, S. 16<br />

770 Zur Dynamik des Es vgl. einführend Freud 1978, S. 8 ff. Auffällig ist die technisch anmutende<br />

und geschlechtsneutrale Benennung des Es, das doch Träger frühkindlicher und<br />

geschlechtspezifischer sexueller Prägungen mit Folgen wie Penisneid und Ödipuskomplex sein<br />

soll. Mir will nicht in den Kopf, daß solche Orientierungen zur Grundausstattung menschlichen<br />

Daseins gehören müssen.<br />

771 Fichtner berichtet »von endlosen Spielarten« des Doppelgängers. Mit diesem Phänomen werden<br />

folgende Phänomene und Qualitäten verbunden: Spiegelung, Ergänzung, Gegensatz,<br />

Aufspaltung, Enthüllung, Projektion, Opposition, Tarnkappe und mit den Polaritäten von<br />

„Sichtbarem und Unsichtbarem“, „Innen“ und „Außen“ sowie von „Gut“ und „Böse“. (Vgl.<br />

Fichtner (Hrsg.) 1999, S. V f.; S. VIII.) »Wie sieht sich »Ich«, wie nimmt »Ich« sich wahr, wie<br />

stellt »Ich« sich dar […]?« Vor dem »Ich« spiegelt sich Narziß, »reihen sich unzählige<br />

Doppelgängerfiguren, die in den Mythen und Märchen ihren Anfang nehmen«. Es ist, »als hätte<br />

der Mensch (immer noch?) Angst, das Andere (im Eigenen?) zu denken.« (Fichtner 1999, S.<br />

VIII.) Hatte der Mensch jemals mehr Angst das Andere zu denken und anzunehmen als heute? In<br />

der Debatte um das Klonen bekommt das Doppelgängerphänomen (äußerliche Verwechselbarkeit<br />

und wesentliche Unterschiedlichkeit) eine eigenartige moderne Ausprägung. (Vgl. Schwarcz in<br />

Fichtner 1999, S. 3.)<br />

772 „Mystik“ zu definieren ist mehr blickverstellend als erhellend. Bei Schmid findet man eine<br />

Kurzfassung von Realitäten, die durch Mystik eingeschlossen werden, z.B.: »Mystik ist eine Art

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