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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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189<br />

zur sachlichen Verantwortung zugunsten abstrakter Einheiten (Markt,<br />

Shareholder, Konkurrenzkampf) aus der Hand gibt, ist dafür genauso<br />

verantwortlich, wie jemand, der als Konsument nur nach dem billigsten<br />

Preis schielt.<br />

Für Angst-Aggressions-Muster und ihre inneren und äußeren Konsequenzen<br />

gibt es mittlerweile so zahlreiche und intensive Beispiele, daß es naheliegend<br />

ist, davon auszugehen, daß sich konfliktäre Phänomene in ihrer<br />

zerstörerischen Variante zuzuspitzen drohen. Die vielschichtigen legalen<br />

und illegalen Formen von struktureller und physischer Gewalt sind als<br />

Eskalationsprozeß nicht zu trennen, sondern schaukeln sich auf.<br />

In einem Interview des «manager magazin» von 1999 mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />

eines großen Versicherungskonzerns und dessen Vorgänger<br />

wird die Wichtigkeit von Angst auch für Manager deutlich. »B.: Wenn der<br />

Kapitalmarkt ungeduldiger wird, werden wir es auch. Aber wir machen<br />

nicht die Politik, wir sind nicht die Treiber. mm: Alle reden nur, wer treibt<br />

denn? A.: Der Wettbewerb reicht und die Angst, daß die anderen im<br />

Wettbewerb erfolgreicher sind.« 519<br />

Lentz unterstellte 1996 in der Zeitschrift «Capital» am Beispiel IBM, daß<br />

funktionsübergreifende Teams nur dann funktionieren, wenn die in<br />

Organisationen ohnehin vorhandene Angst für das Team in Todesangst<br />

verwandelt wird. 520 Stein diagnostiziert, daß die »Todesangst« überall<br />

spürbar ist. »Fieberhaft versuchen wir, dem Tod auszuweichen, indem wir<br />

unsere Produktivität und den Profit steigern. Das Abstoßen jedes beliebigen<br />

Menschen, der nicht die größtmögliche Produktivität zeigt, ist Teil eines<br />

Opferrituals, das den Firmenkörper zumindest zeitweilig am Leben erhalten<br />

soll.« 521 Todesangst untergräbt Vertrauen, Offenheit, Kooperations– und<br />

Leistungsfähigkeit. Tod durch Todesangst?<br />

Reinhard Sprenger beschreibt den Wandel der Beratungsprodukte der<br />

Beraterzunft, zu der er selbst gehört, im «manager magazin» als<br />

Verschieben der Aufmerksamkeit der Manager von einer Teilwahrheit zur<br />

nächsten, um so in kriegerischer Zeit kurzfristig die Nerven der<br />

angstgetriebenen Manager beruhigen zu können. 522 Damit ist fehlende<br />

Einsicht in Zusammenhänge in der Innensicht beschrieben. Zu den<br />

Realitäten, die unter dem Schlagwort Krieg firmieren, gehören außer<br />

zunehmender Selektivität und Verzerrung der eigenen Realitätsbilder<br />

Bewegung, Abwechslung, Geselligkeit und Kommunikation wird dem Patienten entzogen und<br />

der Gegenpol des Lebendigen manifestiert sich: Apathie, Starre, Einsamkeit, Todesgedanken.«)<br />

519 Vgl. Achleitner et al. 1999, S. 71 f.<br />

520 Vgl. Lentz 1996, S. 60.<br />

521 Vgl. Stein 2003b, S. 204.<br />

522 Vgl. Sprenger 1999, S. 268 ff.

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