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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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auch bei anderen vermuten und sein eigenes Handeln dementsprechend<br />

ausrichten. Dabei ist es naheliegend zu vermuten, daß das Ergebnis des<br />

eigenen Opportunismus andere Sachverhalte beinhaltet, als die opportunistischen<br />

Handlungen der anderen Beteiligten. Opportunismus, der sich der<br />

Reinkultur annähert, führt letztlich zu einem unehrlichen Gegeneinander<br />

statt zu einem zwischenmenschlich organisierten Arbeiten an den Aufgaben,<br />

die sich einer Arbeitsgruppe stellen. 165 Ohne grundlegendes Vertrauen wird<br />

Kreativität, Selbstvertrauen und Mut allseits beschädigt. Mehr oder weniger<br />

subtiles Piesacken kann also auf Dauer nicht zu ökonomisch brauchbaren<br />

Ergebnissen führen. Organisationen, die nach innen und nach außen eine<br />

Haltung selbstbewußter und vertrauensvoller Kooperation pflegen, werden<br />

auf Sicht effizienter und lebensfähiger, schon weil sie ihre Ressourcen nicht<br />

in Mißtrauenshandlungen verpulvern 166 . Unter dem Stichwort Mobbing<br />

ließen sich Bände von individuellen Schicksalen und ökonomischen Problemen<br />

in Unternehmen auflisten, die betriebswirtschaftlich, volkswirtschaftlich<br />

und kulturell fatal sind 167 .<br />

Unter den Vorwänden wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Rationalität<br />

wird zunehmend Irrationalität und Unvernunft provoziert, je tiefer man z.B.<br />

165 Williamson selbst geht davon aus, daß nach Geschäftsbereichen organisierte<br />

Multiproduktunternehmen gegenüber solchen, die funktional organisiert sind, einen<br />

entscheidenden transaktionskostentheoretisch zu begründenden Effizienzvorteil haben. Dieser sei<br />

in der Behinderung von Opportunismus der Spartenleiter begründet. (Vgl. Williamson 1985, S.<br />

125, S. 131.)<br />

Meine persönlichen Erfahrungen deuten auf das Gegenteil dieser Vermutung hin. Die<br />

Koordination der Geschäftsbereiche mit individuell opportunistischen Spartenleitern auf ein<br />

gemeinsames Ziel hin scheint mir schwierig und konfliktträchtig zu sein. Es entstehen<br />

unternehmensinterne Konkurrenzsituationen, die oft nur vordergründig auf der sachlichen Ebene<br />

ablaufen, jedoch im Kern persönliche Machtrangeleien sind. (Vgl. dazu auch das Stichwort<br />

Maske auf S. 51, Fußnote 150.) Dieses kann zwischen Geschäftsbereichen zu teilweise<br />

erheblicher Ineffizienz führen. Das Phänomen von internen Budgetrangeleien und dem Anlegen<br />

von internen Kriegskassen ist ein mögliches Beispiel. Ineffizienzen solcher Art werden<br />

regelmäßig aber erst dann sichtbar, wenn organisationale Zielsetzungen durch sie nicht mehr<br />

hinreichend erfüllt werden. Auf diese Art wird Opportunismus der Spartenleiter nicht erschwert,<br />

sondern gefördert und evtl. auch instrumentalisiert.<br />

166 Vgl. Barkoff 1997, S. 11 ff.<br />

167 Neuberger bezeichnet als Mobbing asoziales Verhalten von Individuen und Gruppen, das<br />

systematisch und über längere Zeiträume Schwächere psychisch erheblich beeinträchtigt. Er stellt<br />

fest, daß Mobbing eine Ausprägung des Phänomens Konflikt ist. Mobbingprozesse entwickeln<br />

sich nach Neuberger entlang dem Eskalationsmodell der Konflikte nach Friedrich Glasl. Insofern<br />

sei der Begriff Mobbing nur ein Symptom dafür, daß das scheinbar abgegriffene Thema Konflikt<br />

nach wie vor im Zentrum organisationaler Existenz steht. (Ich vermute, daß eine Zeit großer<br />

praktischer Bedeutung des Phänomens Konflikt noch vor uns liegt, weil die sehr<br />

unterschiedlichen Bewertungen der gegenwärtigen Lage eine Gemeinsamkeit haben: Es liegt eine<br />

Situation strukturellen Umbruchs und daraus folgende Unsicherheit vor.) Neuberger ist der<br />

Auffassung, daß am Phänomen Mobbing deutlich wird, daß für innerorganisationale Konflikte<br />

nicht mehr ohne weiteres vorausgesetzt werden kann, daß Konflikte nicht bis zu gegenseitigen<br />

Vernichtungsschlägen hinab eskalieren. (Vgl. Neuberger 1994, S. 72 ff.; Glasl 1997, S. 183 ff.)<br />

Neuberger 1995 stellt das Thema Mobbing systematisch dar. Niedl 1995 untersucht empirisch das<br />

Phänomen Mobbing und die Effekte systematischer Feindseligkeiten. Zuschlag 1994 bearbeitet<br />

die Möglichkeiten und Grenzen von Mobbingabwehr und Ursachenanalysen. Panse et al. haben<br />

den Schaden, der durch angsterzeugende Praktiken erzeugt wird, empirisch untersucht. (Vgl.<br />

Panse et al. 1996.)

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