25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

125<br />

stelle sich nur vor, es existiert kein keimfähiges Saatgut mehr in den<br />

Händen vieler und das ökologische Gleichgewicht bricht lokal oder global<br />

zusammen.<br />

Die mit Sucht verbundene Art des Konsums beinhaltet den Versuch des<br />

Betäubens der Leere durch einen in dieser Weise äußerlich bleibenden<br />

massenhaften Konsum von massenhaft produzierten „Exklusiv“artikeln 363 .<br />

Manches davon ist bei prinzipiell gleichen Wesenszügen Lebensbedingung<br />

für unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Erich Fromm unterscheidet<br />

das zwangsneurotische Geschäftigsein von innerer Aktivität, die<br />

üblicherweise verwechselt würden. 364 Aktionismus ist (neben Depression)<br />

eine mögliche Betäubungsstrategie, die im Spiegelbild äußerer hektischer<br />

Betriebsamkeit das Bild innerer Lähmung aufsteigen läßt, die jeder<br />

produktiven Ent-Wicklung entgegensteht. Äußerlich wird durch höchsten<br />

Einsatz und Dynamik gerade das Gegenteil von Lähmung vorgetäuscht.<br />

Im Zusammenhang mit den Qualitäten der Mamma und des Mammons ist<br />

zusammen mit der Entfesselung der Finanzströme eine zunehmend<br />

enthemmte und entwürdigende Sexualisierung vieler Lebensbereiche zu<br />

beobachten, die mit der geschlechtlichen Liebe die Bezeichnung Erotik<br />

beschönigend und irreführend verbindet und beides verdirbt. Liebe,<br />

Schenken und Hingabe wird so in das gierig konsumierende Gegenteil<br />

verkehrt, als solches zu allem Möglichen und Unmöglichen instrumentalisiert<br />

und nicht selten auch noch zum heldenhaften Tun verfälscht und<br />

verklärt. 365 Diese Sexualisierung hängt mit der blind hortenden und geizigen<br />

363 Wer diese Artikel nicht bezahlen kann, muß sie stehlen oder ist vom Konsum ausgeschlossen,<br />

darin wurzelt der wesentliche Teil dieser Art von Exklusivität [excludere (lat.): ausschließen,<br />

trennen, fernhalten].<br />

364 Vgl. Fromm 1982, S. 338; vgl. auch Depner 1998, S. 123.<br />

365 Die Beispiele, die man hier anführen kann, scheinen zahllos zu sein:<br />

1. „Geld macht sexy“ sagt „der Volksmund“. Jemand der hinter dem Geld her ist, „wie der Teufel<br />

hinter der Seele“, wird auch „geldgeil“ genannt. Empfindungen des Schauderns und des<br />

Bewunderns sind vermutlich nicht selten und nicht allein mit solchen Zuschreibungen<br />

verbunden.<br />

2. Das Prinzip des Parasiten, das im Shareholder-Value-Konzept zu fragwürdigen Ehren kommt<br />

(vgl. Mitchell 2002) offenbart in der „Spiel-“art des Vampirs je nach Qualität der<br />

künstlerischen Umsetzung intensive sexuelle und/oder erotische Energien. (Vgl. auch S. 123,<br />

Fußnote 358.) Daß in der deutschen Finanzmetropole Frankfurt a.M. Bankzentralen und<br />

käuflicher Sex räumlich eng verbunden sind, scheint mir kein sinnloser Zufall zu sein.<br />

3. Werbekampagnen, die ausgesprochen oder unausgesprochen unter dem Motto »geiz ist geil«<br />

Massenkundschaft anlocken, halten dieselbe auf dem Status des »Ich bin doch nicht [eigene<br />

Durchstreichung] blöd«. (Eigene Bearbeitung der Werbeslogans zweier konkurrierender<br />

Medien- und Elektrogeräteeinzelhandelsketten) Die „Massen“, die sich über zunehmenden<br />

Geiz, Gier und skrupellose Egozentrik von Arbeitgebern/Managern beschweren, spielen, wenn<br />

sie die Kampagnen im Sinne ihrer Erfinder wirken lassen, genau das Spiel mit, das sie auf<br />

anderer Ebene anprangern und beklagen. Und: Intellekt, der sich mit Herzlosigkeit paart, führt<br />

auf diesen Wegen wohl auch zu unkontrollierten Ausbrüchen von Triebhandlungen und damit<br />

zum Verlustiggehen von jeder Vernunft. Seit wann sitzt Verstand oder gar Vernunft unterhalb<br />

des Bauchnabels?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!