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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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354<br />

zerbrochenes Ich. Meister der Pseudomeditation nehmen dieses Opfer in<br />

Kauf. Sie rechnen damit, daß auf ihren Wegen einige in die Erleuchtung und<br />

viele in den Wahnsinn finden.« 894<br />

Subtile und direkte Gewalt kann man sich selbst auch ohne äußeren<br />

„Meister“ antun. Die Möglichkeiten, an die Grenzen psychischer Stabilität<br />

oder im Extremfall in den „Wahn-Sinn“ zu finden, sind vielfältig und<br />

vermutlich in einer Minderheit von Fällen an Kontemplation/Meditation<br />

gebunden, wie die weite Verbreitung psychotroper Substanzen 895 , psychiatrischer<br />

Einrichtungen und Patienten 896 passend zu unserer wissenschaftlichtechnischen<br />

Kultur belegt. Eine weitere Möglichkeit geistig und seelisch<br />

gründlich aus der Balance zu geraten, ist in Anlehnung an Joseph Campbell,<br />

exzessiv »Anschauungen zu vertreten, die nicht die eigenen sind, und das<br />

Leben nach solchen Anschauungen auszurichten […]. [Solches Handeln]<br />

endet unvermeidlich in Selbstverlust und Irre. Denn in unseren öffentlichen<br />

Rollen und geläufigen Meinungen sind wir doch praktisch austauschbar.<br />

[…] Das Bestreben der alten Mythologien, den einzelnen in seine Gruppe<br />

einzugliedern […], ihn nach […] konventionellen Stereotypen zu formen<br />

[…], wird in der modernen Welt von einem immer zudringlicher werdenden<br />

Aufgebot äußerlich liberaler, in Wirklichkeit aber repressiver,<br />

entmythologisierter weltlicher Institutionen verfolgt. Mittlerweile zeichnet<br />

sich jedoch […] ab, [daß] mit dem immer besseren Funktionieren der<br />

Massenindoktrination einerseits und dem Stärkerwerden unseres […]<br />

Interesses an der Heranbildung authentischer Individuen andererseits, […]<br />

vielen auf neue und schmerzhafte Weise bewußt [wird], wie tiefgehend die<br />

Prägungen, Stereotypen und Archetypen der gesellschaftlichen Sphäre<br />

unsere persönlichen Gefühle, Taten, Gedanken und sogar<br />

Erlebnisfähigkeiten bestimmen.« 897 Ein leicht abgewandelter Werbeslogan<br />

eines deutschen Organs des Meinungsjournalismus weist auf diese<br />

Realitäten hin. „Bild Dir unsere Meinung!“<br />

893 Vgl. Glasl 1998.<br />

894 Schmid 1990, S. 140<br />

895 Psychotrope Substanzen sind u.a. Alkohol, Nikotin, Drogen, Psychopharmaka. Ich glaube nicht,<br />

daß der Konsum psychotroper Substanzen pauschal negativ zu werten ist. Der sinnvolle Umgang<br />

mit diesen Dingen scheint mir für uns „moderne“ Westeuropäer jedoch einigermaßen schwierig<br />

zu sein. Wie könnte es auch anders sein, da wir in einer Kultur mit kollektivem Sinnverlust leben.<br />

896 Damit ist nicht gesagt, daß nur im anerkannten Krankheitssystem registrierte Patienten Betroffene<br />

sind. Im Gegenteil, die Dunkelziffer dürfte gerade im Fall von psychischen Krisen und<br />

dauerhaften Erkrankungen hoch sein, weil die moderne Art der Leistungsgesellschaft den<br />

Umgang mit solchen Phänomenen schwierig macht – in Europa scheint mir an dieser Stelle ein<br />

Tabu vorzuliegen, von den USA wurde immer wieder berichtet, daß zum Lifestyle von<br />

Erfolgreichen der „persönliche Seelenklempner“ gehöre. Vermutlich sind beide Haltungen ins<br />

Extrem verzerrt und durch Verdrängung oder Verflachung gleichermaßen problematisch.<br />

897 Campbell 1996, S. 116

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