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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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431<br />

tene Art ist, rational-analytisch zu denken. Mit der Bemerkung, daß in<br />

Unternehmen bedeutende a-rationale und irrationale Realitäten existieren<br />

und daß Ganzheitlichkeit und Beschränkung auf Rationalität nicht zusammengehen,<br />

benennt Malik jedoch Qualitäten von Realität, die mit traditionell-rationalen<br />

systemischen Konzepten nicht zugänglich sind. Diese<br />

Qualitäten werden ungeachtet des Bekenntnisses zu diesem Teil von<br />

Realität von originär systemischen Ansätzen zugedeckt. 1053 Die Vermutung<br />

Maliks, das permanenter Wandel Organisationen prägt, entspricht dieser<br />

Ausblendung.<br />

Auch wenn die Existenz a-rationaler und irrationaler Realitäten anerkannt<br />

wird, können daher aus der nach wie vor wirkenden Annahme „rationales<br />

Verhalten von Menschen und von Organisationen“ Abstoßungs- und<br />

Unterdrückungsreaktionen folgen, die Menschen und Organisationen<br />

beschädigen.<br />

Man könnte versucht sein, diesen auf den Kern des Menschlichen hinweisenden<br />

Aspekt als archaischen Rest des noch nicht vollständig rationalen<br />

Menschen abzuqualifizieren, der sich denn nun endlich bequemen soll, dem<br />

„Ideal“ vollständige Rationalität gerecht zu werden. Diese Haltung liegt<br />

allen Versuchen zugrunde, den „Störfaktor“ Mensch im Menschen selbst<br />

und in Organisationen abzuschaffen und ihn nach mechanistischen<br />

„Idealen“ zu formen 1054 . Sich selbst durch Streben nach Formung der<br />

Person durch kalt-rationale und egoistische Denkweisen zu verstümmeln,<br />

enthüllt im Mantel der Rationalität eine mögliche Form tiefer Irrationalität<br />

und Selbstverleugnung. Damit entstünde eine zum Exzeß getriebene<br />

Entfremdung des Menschen von sich selbst und seinen geistig-seelischen<br />

Grundlagen. Menschen und Organisationen vollständig zu „entstören“ und<br />

zu kontrollieren, hat nicht nur das Ausschalten des Menschlichen, sondern<br />

auch das Untergraben offen und positiv gelebter Kreativität zur Folge.<br />

„Entstörung“ des Menschlichen und des Lebendigen von Organisationen<br />

untergräbt daher deren Lebensfähigkeit und Vitalität in vielfältiger Weise.<br />

Werden Menschen und Organisationen durch die Brille des Funktionalen<br />

1053 Friedrich Glasl ordnet die «St. Galler Schule», der die Arbeiten Fredmund Maliks zugeordnet<br />

werden können, in die harte »Kybernetik I« ein, die mehr »Sach- und Technikbetonung« mit sich<br />

bringt. Infolge dieser Haltung liegen weiche Faktoren wie »Grundwerte der<br />

Unternehmensidentität«, »nicht-rationale Entscheidungsaspekte im Führungsprozess« außerhalb<br />

des praktizierten Wirklichkeitsverständnisses. Erst die Orientierung kybernetischen Denkens an<br />

der belebten Natur löse diese Rigidität zugunsten einer Erweiterung des Denkens auch auf weiche<br />

Faktoren auf. (Vgl. Glasl et al. 1996, S. 15 f.)<br />

1054 »Die Arbeiter zählen nicht. Sie werden wahrgenommen und behandelt als manipulierbares und<br />

auswechselbares Instrument der Kapitalverwertung. Sie sind Zubehör und Betriebsmittel. Sie sind<br />

ein Störfaktor, der in den Kontrollgriff zu nehmen ist. Das Charakteristikum der panoptischen<br />

[eigene Übersetzung: alles sehenden] Unternehmer ist das emsige, systematische Feilen,

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