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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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symbolträchtiger Repräsentant vordergründiger Rationalität und hintergründiger<br />

Merkwürdigkeiten und Blindheiten modernen Wirtschaftslebens.<br />

Das, wofür der Name Schumpeter heute steht, und das, was er selbst an<br />

Konzepten und Schlußfolgerungen veröffentlicht hat, steht in sinnvollen<br />

Zusammenhängen, und zugleich an zentralen Punkten im krassen Widerspruch<br />

zueinander. Schumpeters Ideen werden von ihren Interpreten so<br />

behandelt, als habe er das ewige Leben des Kapitalismus durch Zerstörung<br />

und Neuschöpfung einzelner Teile des kapitalistischen Systems prognostiziert.<br />

Das ist jedoch nicht der Fall. Schumpeter erkennt die Leistung des<br />

modernen Kapitalismus als eine an, die eine Grundlage moderner Gesellschaften<br />

ist. Zugleich teilt er mit Karl Marx die Voraussage, daß das System<br />

des Kapitalismus und mit ihm seine Ikonen und Protagonisten zur Selbstzerstörung<br />

von innen heraus tendiert. Nach Schumpeters Deutung ist der<br />

Kapitalismus schon vor einiger Zeit alt geworden und steht nur noch auf<br />

bröckelnden Mauern. Die riesenhaft werdenden Konzerne amerikanischer<br />

Prägung machten zunehmend den Pionierunternehmer klassischer Prägung<br />

überflüssig. Gleiches gälte für jeden Mitarbeiter derartiger Unternehmen.<br />

Sie tendierten zu Entpersonalisierung und Mechanisierung jeglicher Arbeit.<br />

Die Schlußfolgerung, die Schumpeter zieht, mutet wie ein im Hals steckengebliebenes<br />

Hohngelächter auf die heiligen Kühe westlichen Wirtschaftsdenkens<br />

und -handelns an. Aus dem Altwerden des Kapitalismus und der<br />

von den Kapitalisten selbst fortgesetzten aktiven Zerstörung folgen dessen<br />

Zusammenbruch und ein gewaltfreier Übergang in eine sozialistische<br />

Gesellschaft. Die von Schumpeter angedachte sozialistische Gesellschaft<br />

ausgeht. Die gängigen Verständnisse von „Bedürfnispyramide“ und „hierarchy of needs“<br />

weisen in diese Richtung. Maslow entwickelt jedoch anhand von Fallbeschreibungen die<br />

Perspektive, daß »peak experiences« bzw. »mystic experiences« mit transzendenter Bedeutung<br />

den Menschen befähigen, gemäß ihrer inneren Berufung gelassen den ihnen eigenen Platz<br />

einzunehmen und ihre innere Integrität auch unter größten Schwierigkeiten beizubehalten.<br />

Diese Menschen hätten zudem eine individuelle kraftvoll-ruhige Ausstrahlung in ihr Umfeld<br />

hinein. (Vgl. Maslow 1996, S. 164 f.; S. 283, S. 288.) Liest man die Hierarchie der Bedürfnisse<br />

als Hierarchie der Motive menschlichen Handelns Maslows von diesem unterschlagenen und<br />

entscheidenden Punkt aus, wird eine völlig neue Qualität deutlich. Es gibt eben nicht nur<br />

Bedürfnisse, sondern auch eine innere Einmaligkeit, die sich im Leben und im Umgang mit<br />

Bedürfnissen entfalten kann. Maslow bedauert denn auch, daß in der Psychologie ein<br />

ausgebautes Begriffssystem über psychische Erkrankungen, aber kaum Worte für Formen der<br />

Gesundheit und der Transzendenz bestehen. Ein Konzept der intrinsischen Motivation von<br />

Selbstverwirklichung und menschlicher Wertesysteme sei diesem Zusammenhang unerläßlich.<br />

(Vgl. Maslow 1996, S. 292 f.) Ich kenne nur eine Sekundärquelle, die Maslows<br />

Beschreibungen zum Thema Persönlichkeit und transzendente Erfahrungen zu berücksichtigen<br />

scheint: Neuberger beschreibt Selbstverwirklichung unter Bezug auf Maslow als Entfaltung<br />

personaler Einzigartigkeit. (Vgl. Neuberger 1985, S. 47.) Maslows Verständnis von<br />

Selbstverwirklichung ist also nicht das einer individuelle nutzenmaximierenden Monade<br />

kapitalistischer Prägung, sondern das Seelenleben und Handeln von Personen, die aufgrund<br />

innerer Erfahrungen die Stabilität gewonnen hat, um ihrer Berufung für die Gemeinschaften, in<br />

denen sie wirken, gerecht werden zu können, auch wenn es persönlichen Verzicht bedeutet.

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