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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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107<br />

Jahresgehalt. 300 Kurze Zeit später wurde Mitchell unsanft auf den „Boden“<br />

der Tatsachen geholt. Er verstarb bei einem Flugzeugabsturz. Auch das<br />

Versprechen über die Entwicklung der Deutschen Bank, das in der<br />

Überschrift des Artikels der «Wirtschaftswoche» enthalten war, war nach<br />

diesem Ereignis nicht mehr zu halten: «Der Charismatiker, Edson Mitchell,<br />

der neue Deutsche-Bank Vorstand, läutet die Wende ein.»<br />

Neben der Tatsache, daß auch in „rationalen“ Zeiten öffentlich abgesicherte<br />

Inthronisationsriten nicht geringe Bedeutung haben können, ist diese<br />

Anekdote ein Beleg dafür, daß Machbarkeit im Organisatorischen weit<br />

enger begrenzt ist, als es im Alltag bewußt ist 301 . Sie ist zudem symptomatisch<br />

für einen weiteren Faktor, der in individuellen und organisatorischen<br />

Biographien in unterschiedlichen Facetten und Vernetzungen wirksam ist:<br />

Schicksal. An einem einfachen Beispiel kann man diese Begrenztheit der<br />

Machbarkeit und Planbarkeit von individuellem und organisatorischem<br />

Leben hier wenigstens teilweise zurück auf den Boden holen. Die Krise der<br />

tradierten Renten- und Pensionssysteme zeigt materiell und strukturell, daß<br />

individuelle und organisatorische Lebensplanung von Zeit zu Zeit nicht<br />

eingeplanten Wandlungsprozessen unterliegt. Das gilt auch dann, wenn<br />

diese Lebensplanung versucht, auf der Basis von Geld Sicherheit zu<br />

schaffen.<br />

Die tiefe Verbundenheit des modernen Geldes mit Religiosität wird<br />

weiterhin deutlich, wenn man sich nicht nur auf religiöse Bezeichnungen<br />

und Deutungsmuster, sondern auf das Bearbeiten von religiösen Texten<br />

einläßt.<br />

Das siebte, achte, neunte und zehnte Gebot des alten Testaments (einer<br />

gemeinsamen Wurzel von Christentum und Judentum) lauten: »(VII.) Du<br />

sollst nicht stehlen! (VIII.) Du sollst gegen deinen Nächsten kein falsches<br />

Zeugnis abgeben! (IX.) Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren!<br />

(X.) Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten und auch nicht<br />

seinen Knecht, seine Magd, sein Rind, seinen Esel und nichts von dem, was<br />

deinem Nächsten gehört.« 302 Wichtige Facetten der modernen „Heils-<br />

“lehren bilden in mannigfaltiger Weise das absurde Gegenteil biblischreligiöser<br />

Grundhaltungen: Du sollst begehren deines Nächsten Mann,<br />

Weib, Stereoanlage, Auto, Waschmaschine, Arbeitsplatz 303 und zu diesem<br />

300 Vgl. Balzer et al., in: manager magazin 7/2000, S. 141 ff.<br />

301 Ein weiteres Beispiel für einen öffentlich zelebrierten Inthronisationsritus ist der Artikel<br />

«Wechsel im Imperium: Mark Wössner führte Bertelsmann auf Platz 3 der Medien-Weltrangliste.<br />

Mit 60, so will es das Konzerngesetz, verläßt er den Chefposten.» im Focus, der zugleich ein<br />

Abschiedszeremoniell beinhaltet. (Vgl. Focus 1998)<br />

302 Altes Testament, Exodus Kapitel 20, Vers 15-17<br />

303 Vgl. Depner 1998, S. 104.

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