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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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558<br />

stört diese Uniformität von hundert immer gleichen – meinen<br />

Gesichtern.« 1336<br />

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Ford und ehemalige VW-Vorstand<br />

Daniel Goeudevert beschreibt gleichartige Spiegelkabinette als typische<br />

Situation von Vorstandsvorsitzenden in modernen Unternehmen 1337 .<br />

Das Technokratische ist jedoch nicht aus sich heraus böse, sondern nur ein<br />

bedeutendes von vielen modernen Kleidern, in dem sich das Böse durch<br />

Menschen hindurch realisieren kann, genauso wie es sinnvoll wirken kann,<br />

wenn es bewußt gehandhabt wird. Mit den Worten Albert Speers ausgedrückt<br />

waren es nicht nur einzelne böse Führer, es waren auch viele andere<br />

Menschen, »die Menschenschindern die Lizenz für ihre Greueltaten gaben,<br />

nicht infolge technischer Vervollkommnung, sondern infolge moralischen<br />

Zerfalls« in Form von Passivität oder von aktiver Beteiligung. 1338 Der<br />

moralische Zerfall erzwingt früher oder später Bewußtwerdung. Den damit<br />

angedeuteten Perspektiven ist menschliches Leben ab einem Alter, in dem<br />

Verantwortung vom Individuum getragen werden kann, vermutlich zu jeder<br />

Zeit ausgesetzt.<br />

Genauso gefährlich wie diverse Verdrängungsmechanismen wäre es<br />

vermutlich, sich von realistisch anmutenden Negativanalysen in den Bann<br />

schlagen zu lassen oder sich technischen und sozialen Entwicklungen<br />

willen- und urteilslos produzierend, konsumierend und benutzend auszuliefern.<br />

Die Bedeutung dieser Überlegungen wird an Gedanken Edzard Reuters<br />

deutlich, die er in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz<br />

formulierte. Er vertrat die Auffassung, daß sowohl die Hypothese, daß sich<br />

die Technik absolut verselbständigt habe, als auch die Hypothese, daß der<br />

internationale Wettbewerb dazu zwinge, der Technik um jeden Preis<br />

hinterherzulaufen, falsch seien: »Beide Behauptungen scheinen mir von<br />

Grund auf falsch, jedenfalls wenn man sie in ihrer Absolutheit stehen ließe.<br />

Mehr als das, ich halte sie für ausgesprochen gefährlich, weil sich in ihrer<br />

Konsequenz die Widerstände gegen die neuen Techniken, die vom<br />

beschleunigten Wandel ohnehin angestachelt werden, zu verhärten drohen,<br />

möglicherweise bis hin zu Ideologien. Das aber würde den unverzichtbaren<br />

Diskurs über die Gestaltung unserer Zukunft aufs Spiel setzen.« 1339<br />

1336 Speer 1975b, S. 303 f.<br />

1337 »Der Blick auf die Außenwelt ist verwehrt. Man sieht nur noch sich selbst. Auch die Mitarbeiter,<br />

mit denen man verkehrt, stellen ständig Spiegel auf: Gucken Sie mal Chef, Sie sind der Beste.«<br />

(Goeudevert 1997, S. 180)<br />

1338 Speer zitiert nach Sereny 1997, S. 715<br />

1339 Reuter 1986, S. 267

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