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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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152<br />

Haltung. Durch diese Wertentscheidung wird Geld Mittel zum<br />

menschlichen und organisatorischen Zweck.<br />

Die Wertentscheidung, die Geld zum höchsten Wert erhebt, zieht unmittelbar<br />

und zwangsläufig weitere Wertungen nach sich, die Mensch und Natur<br />

zum Mittel zum Zweck werden lassen. Damit ist ethisch-moralisch und<br />

praktisch eine vollständige Selbstentwertung und ein Auf-den-Kopf-stellen<br />

aller Werte zu Un-Wertem verbunden. Geld als letzten und höchsten Zweck<br />

zu behandeln, ist also unmittelbarer und zugleich verdeckter wertend, als<br />

seine Instrumentalisierung.<br />

Geld, das als Identitätsstifter behandelt wird, wird daher zum Kristallisationspunkt<br />

geistiger Entleerung und Verantwortungslosigkeit. Wenn es<br />

jedoch durch entsprechende Handhabung und persönlich gelebte Haltung<br />

Mittel zum Zweck wird, ist es Vermittler von Sinn, Bedeutung und<br />

Verantwortung für Personen und Organisationen.<br />

Damit ist der Umgang mit Geld von einem Paradoxon geprägt. Die<br />

Schattenseiten menschlichen Handelns werden dann aktiviert, wenn es<br />

identitätsstiftend – „lichtspendender“ Leitstern – wird. Die Lichtseite des<br />

Menschen kann Realität werden, wenn es „schnöde“ als Mittel zum Zweck<br />

eingesetzt wird. Dabei kommt es zuallererst noch auf den Charakter des<br />

Zweckes an. Geld, das in rechter Weise instrumentalisiert wird, dient in<br />

arbeitsteiligen Prozessen dazu, für andere Sinnvolles zu tun. 440<br />

Am Beispiel des Geldes wird so deutlich, daß es keine wertneutralen<br />

Rationalitäten geben kann, sondern nur die gefährliche Möglichkeit, die<br />

eigenen und die kollektiven wertenden Entscheidungen und Grundhaltungen<br />

zu verdrängen und sich und andere zum hilflosen Empfänger der Folgen der<br />

eigenen Verdrängung zu machen.<br />

Es kommt bei der Zweck-Mittel-Entscheidung im Umgang mit Geld zuerst<br />

nicht so sehr darauf an, ob man denkt, Geld sollte Mittel oder Zweck des<br />

Handelns sein. Das Tun selbst bestimmt als Ausdruck der Grundhaltung<br />

immer wieder neu, ob Geld in der jeweiligen Situation mehr Zweck- oder<br />

mehr Mittelcharakter hat. Das gilt dem Grundsatz nach bei privaten<br />

Lebensmitteleinkäufen genauso, wie bei der Großbeschaffungshandlung von<br />

440 Geld, das in dieser Weise zum Instrument wird, kann bei entsprechender Haltung der Handelnden<br />

zum Medium der Begegnung, des Austausches, des Respekts und der Wertschätzung für<br />

Personen und deren Leistungen werden. Gerade wenn man sich die Notwendigkeiten, die aus<br />

dem vielstrapazierten Begriff „Wissensgesellschaft“ erwachsen, anschaut, wird auch für Geld<br />

Wichtiges deutlich: In der Mit-Teilung geistiger Inhalte wird Kommunikation erst möglich und<br />

ermöglicht dann geistiges Wachstum durch die Gabe. Das geistige „Eigentum“ wird durch die<br />

Weggabe nicht weniger, man erhält immer etwas hinzu. Auch wenn keine verbale Antwort auf<br />

etwas Gesagtes oder Geschriebenes gegeben wird, erhält man die Information, daß der<br />

„Empfänger“ das Erhaltene nicht der ausdrücklichen Würdigung für Wert befunden hat – was<br />

auch eine Art der Bewertung ist. (Vgl. auch Simmel 1920, S. 34.)

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