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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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159<br />

Prozessen, die ebenfalls im Verlauf von Zeit Wertverlusten unterliegen 446 . –<br />

Entscheidend für den Bau der Kathedralen war aber das, was für alle großen<br />

Kulturleistungen gilt: Es bildeten sich Gemeinschaften um eine verinnerlichte<br />

Berufung, die dieser Berufung in der rechten zeitgemäßen Weise<br />

organisatorischen und konkret werdenden Ausdruck verliehen. – Im Geld<br />

institutionalisierter Abbau ist also paradoxerweise kraftvoller Katalysator<br />

für wirtschaftliche Prosperität. Silvio Gesell, Eva-Maria Hubert, Margrit<br />

Kennedy, Bernard A. Lietaer und Rudolf Steiner haben die Idee eines<br />

Geldes, daß kontrolliert und systematisch Wert abbaut, wenn es gehortet<br />

wird und nicht umläuft, in moderne Konzepte gefaßt. Teilweise wurden<br />

diese regional in den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgreich<br />

ausprobiert, bis sie verboten wurden. Derzeit beginnt ein konzeptioneller<br />

und praktischer Neuanfang im Umgang mit Geldformen, die durch systematisch<br />

kontrollierten Abbau von Nominalwert Aufbau von sinnorientierter<br />

ökonomischer Leistungsbereitschaft und -fähigkeit fördern. 447 Lietaer<br />

bearbeitet die mit kontrolliertem Abbau verbundenen Währungsmechanismen<br />

unter den Begriffen Demurrage, Anti-Hortungs-Gebühr und Liegegebühr<br />

konzeptionell und bespricht alte und aktuelle Beispiele der konzeptionellen<br />

Hintergründe und des praktischen Umgangs mit solchen Geldformen.<br />

448<br />

446 Vgl. Steiner 1979 (Bd. I), S. 172.<br />

447 Vgl. Gesell 1991, Gesell 1991b, Hubert 2004, Kennedy et al. 1994, Kennedy et al. 2004, Lietaer<br />

1999, Lietaer 2000, Steiner 1979.<br />

Hazel Henderson beschreibt und begründet, daß Traditionen der Koexistenz unterschiedlicher<br />

Geldsysteme auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene notwendig sind, um maßvoll<br />

Selbständigkeit und Vielfalt lokaler Eigenheiten zu ermöglichen. (Vgl. Henderson 1999, S. 344.)<br />

Schacht beschreibt »ungekonnte« und unbeliebte organisierte Vernichtungen von Geldwert im<br />

Mittelalter. (Vgl. Schacht 1967, S. 127.) Die Idee eines Geldes, das kontrolliert im Zeitverlauf an<br />

Kaufkraft verliert, ist auch bei Rudolf Steiner und in den erfolgreich realisierten und dann<br />

unterdrückten Konzepten Silvio Gesells zu finden. (Vgl. Steiner 1979b (GA 340) Bd. I, S. 164, S.<br />

172, S. 174 ff., S. 191 ff.; Bd. II, S. 77 ff.; Gesell 1991b, S. 237 ff.; Bruges 2002, S. 106 ff.;<br />

Schacht 1951.)<br />

Helmut Creutz und Margrit Kennedy haben sich in jüngerer Vergangenheit dem Thema der<br />

Gestaltung der Strukturen, die mit Geld verbunden sind und der Ausgestaltung des Geldes<br />

ebenfalls intensiv analytisch und mit Entwicklungsvorschlägen gewidmet, die in eine Richtung<br />

der Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung des Geldsystems gehen, die hier „ins Bild paßt“.<br />

Dessen ungeachtet bin ich mir sicher, daß auf Dauer kein «Geld ohne Zinsen und Inflation» und<br />

schon gar nicht eine «krisenfreie Wirtschaftsordnung» erreichbar oder nur wünschenswert ist, wie<br />

es die Titel der Bücher von Kennedy und Creutz suggerieren. (Vgl. Creutz 2001, Kennedy 1994)<br />

Ich halte es weder für erstrebenswert noch für angemessen, so wie Creutz Geld als das<br />

Fundament von Gesellschaften aufzufassen und ihm verursachenden Charakter für<br />

gesellschaftliche Krisen zuzuschreiben. (Vgl. Creutz 2001, S. 21 ff.) Im Gegenteil: Geld als<br />

Fundament der Gesellschaft anzuschauen, ist Teil der Haltungen, die krisenauslösend sind. Das<br />

Geld selbst, ist ein kollektives Konstrukt der Gesellschaft und bildet ihre Haltungen zum<br />

Wirtschaften ab. Ändern sich diese Haltungen kollektiv, ändert sich das Geld. Geld, das<br />

krisenauslösend zu werden scheint, ist so gesehen Ausdruck von kollektiver geistig-seelischer<br />

Starrheit.<br />

Jenseits von diesen grundsätzlichen Überlegungen scheinen mir die zuletzt genannten Werke viel<br />

Lesenswertes zum Thema Geld aus volkswirtschaftlicher Sicht zu enthalten, das sonst<br />

üblicherweise unterdrückt worden ist und in meinen Überlegungen für volkswirtschaftlich<br />

Interessierte zu kurz gekommen ist.<br />

448 Vgl. Lietaer 2000, S. 146 ff., S. 214 ff. S: 337, Lietaer 1999

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